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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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la propagation du son, sect. II. cap. 2. (in den Miscellan. Taurinens. tom. I. 1759.) zuerst
eine richtigere Vorstellungsart davon gegeben, und gezeigt, daß, wie schon d'Alembert
in der Encyclopedie bemerkt hatte, eine der Katoptrik ähnliche Katakustik oder Kataphonik
ein Unding sey. Nachher hat L. Euler die wahre Theorie des Echo in den Mem. de l'Acad.
de Berlin
1765. und noch vollständiger in seiner Abhandlung de motu aeris in tubis, cap. 2,
im 16ten Bande der Nov. Comment. Acad. Petrop. vorgetragen. Wenn ein Echo durch
Stemmung der verdichteten Luft gegen einen festen Gegenstand entsteht, so wird sich zwar die
Rückwürkung ungefähr nach den gewöhnlichen Gesetzen der Reflexion richten, es wird also,
wenn der Schall sich gegen eine schiefe Fläche stemmt, das Echo mehr seitwärts gehört werden,
man erhält also durch die gewöhnliche Erklärungsart aus katoptrischen Grundsätzen in diesem
Falle wenigstens keine unrichtigen Resultate; da aber ein Echo auch in vielen andern Fällen
entsteht, wo eine hinreichend lange von der übrigen Luft nach den Seiten zu abgesonderte Luft-
strecke sich an keinen festen Gegenstand stemmt, sondern blos durch freye Luft begränzt ist, so
folgt, daß das Echo überhaupt nicht sowohl durch Reflexionen, sondern vielmehr durch andere
Ursachen bewürkt werde.

212.

Alle Wiederholungen eines einfachen Schalles beruhen darauf, daß die Verdichtun-
gen der Lufttheile, und die Geschwindigkeiten mit welchen ein jeder sich aus seiner natürlichen
Lage durch einen sehr kleinen Raum hin und wieder herwärts bewegt, durch irgend einen
Umstand verhindert werden, so gleichförmig, wie bey der gewöhnlichen Verbreitung des
Schalles, mit einander fortzurücken. Da eingeschlossene und freye Luft, wie schon bemerkt
worden ist, sich in ihren Schwingungen nach einerley Gesetzen richten, so werden die Fälle,
in welchen durch einen verschiedenen Gang der Verdichtungen und der Geschwindigkeiten eine
oder mehrere Wiederholungen des Schalles veranlaßt werden, sich am besten überschen lassen,
wenn man (nach Anleitung Eulers) betrachtet, wie eine Luftstrecke, die in einer Röhre
enthalten ist, oder überhaupt eine Luftstrecke, die man auf irgend eine Art iselirt oder von der
übrigen Luftmasse abgesondert sich vorstellt, unter verschiedenen Uraständen nach einem erhal-
tenen einfachen Stoße schwingen würde. Ob man übrigens eine selche Röhre gerade oder
gekrümmt, weit oder enge sich vorstellen will, ist einerley. Wenn die Röhre nach beyden
Seiten zu unendlich lang ist, so werden die Verdichtungen und Geschwindigkeiten immer in
gleichen Verhältnissen fortrücken, es wird also in demselben Augenblicke, da ben dem Rück-

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la propagation du son, sect. II. cap. 2. (in den Miscellan. Taurinens. tom. I. 1759.) zuerſt
eine richtigere Vorſtellungsart davon gegeben, und gezeigt, daß, wie ſchon d’Alembert
in der Encyclopédie bemerkt hatte, eine der Katoptrik aͤhnliche Katakuſtik oder Kataphonik
ein Unding ſey. Nachher hat L. Euler die wahre Theorie des Echo in den Mém. de l’Acad.
de Berlin
1765. und noch vollſtaͤndiger in ſeiner Abhandlung de motu aëris in tubis, cap. 2,
im 16ten Bande der Nov. Comment. Acad. Petrop. vorgetragen. Wenn ein Echo durch
Stemmung der verdichteten Luft gegen einen feſten Gegenſtand entſteht, ſo wird ſich zwar die
Ruͤckwuͤrkung ungefaͤhr nach den gewoͤhnlichen Geſetzen der Reflexion richten, es wird alſo,
wenn der Schall ſich gegen eine ſchiefe Flaͤche ſtemmt, das Echo mehr ſeitwaͤrts gehoͤrt werden,
man erhaͤlt alſo durch die gewoͤhnliche Erklaͤrungsart aus katoptriſchen Grundſaͤtzen in dieſem
Falle wenigſtens keine unrichtigen Reſultate; da aber ein Echo auch in vielen andern Faͤllen
entſteht, wo eine hinreichend lange von der uͤbrigen Luft nach den Seiten zu abgeſonderte Luft-
ſtrecke ſich an keinen feſten Gegenſtand ſtemmt, ſondern blos durch freye Luft begraͤnzt iſt, ſo
folgt, daß das Echo uͤberhaupt nicht ſowohl durch Reflexionen, ſondern vielmehr durch andere
Urſachen bewuͤrkt werde.

212.

Alle Wiederholungen eines einfachen Schalles beruhen darauf, daß die Verdichtun-
gen der Lufttheile, und die Geſchwindigkeiten mit welchen ein jeder ſich aus ſeiner natuͤrlichen
Lage durch einen ſehr kleinen Raum hin und wieder herwaͤrts bewegt, durch irgend einen
Umſtand verhindert werden, ſo gleichfoͤrmig, wie bey der gewoͤhnlichen Verbreitung des
Schalles, mit einander fortzuruͤcken. Da eingeſchloſſene und freye Luft, wie ſchon bemerkt
worden iſt, ſich in ihren Schwingungen nach einerley Geſetzen richten, ſo werden die Faͤlle,
in welchen durch einen verſchiedenen Gang der Verdichtungen und der Geſchwindigkeiten eine
oder mehrere Wiederholungen des Schalles veranlaßt werden, ſich am beſten uͤberſchen laſſen,
wenn man (nach Anleitung Eulers) betrachtet, wie eine Luftſtrecke, die in einer Roͤhre
enthalten iſt, oder uͤberhaupt eine Luftſtrecke, die man auf irgend eine Art iſelirt oder von der
uͤbrigen Luftmaſſe abgeſondert ſich vorſtellt, unter verſchiedenen Uraſtaͤnden nach einem erhal-
tenen einfachen Stoße ſchwingen wuͤrde. Ob man uͤbrigens eine ſelche Roͤhre gerade oder
gekruͤmmt, weit oder enge ſich vorſtellen will, iſt einerley. Wenn die Roͤhre nach beyden
Seiten zu unendlich lang iſt, ſo werden die Verdichtungen und Geſchwindigkeiten immer in
gleichen Verhaͤltniſſen fortruͤcken, es wird alſo in demſelben Augenblicke, da ben dem Ruͤck-

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[243/0277] la propagation du son, sect. II. cap. 2. (in den Miscellan. Taurinens. tom. I. 1759.) zuerſt eine richtigere Vorſtellungsart davon gegeben, und gezeigt, daß, wie ſchon d’Alembert in der Encyclopédie bemerkt hatte, eine der Katoptrik aͤhnliche Katakuſtik oder Kataphonik ein Unding ſey. Nachher hat L. Euler die wahre Theorie des Echo in den Mém. de l’Acad. de Berlin 1765. und noch vollſtaͤndiger in ſeiner Abhandlung de motu aëris in tubis, cap. 2, im 16ten Bande der Nov. Comment. Acad. Petrop. vorgetragen. Wenn ein Echo durch Stemmung der verdichteten Luft gegen einen feſten Gegenſtand entſteht, ſo wird ſich zwar die Ruͤckwuͤrkung ungefaͤhr nach den gewoͤhnlichen Geſetzen der Reflexion richten, es wird alſo, wenn der Schall ſich gegen eine ſchiefe Flaͤche ſtemmt, das Echo mehr ſeitwaͤrts gehoͤrt werden, man erhaͤlt alſo durch die gewoͤhnliche Erklaͤrungsart aus katoptriſchen Grundſaͤtzen in dieſem Falle wenigſtens keine unrichtigen Reſultate; da aber ein Echo auch in vielen andern Faͤllen entſteht, wo eine hinreichend lange von der uͤbrigen Luft nach den Seiten zu abgeſonderte Luft- ſtrecke ſich an keinen feſten Gegenſtand ſtemmt, ſondern blos durch freye Luft begraͤnzt iſt, ſo folgt, daß das Echo uͤberhaupt nicht ſowohl durch Reflexionen, ſondern vielmehr durch andere Urſachen bewuͤrkt werde. 212. Alle Wiederholungen eines einfachen Schalles beruhen darauf, daß die Verdichtun- gen der Lufttheile, und die Geſchwindigkeiten mit welchen ein jeder ſich aus ſeiner natuͤrlichen Lage durch einen ſehr kleinen Raum hin und wieder herwaͤrts bewegt, durch irgend einen Umſtand verhindert werden, ſo gleichfoͤrmig, wie bey der gewoͤhnlichen Verbreitung des Schalles, mit einander fortzuruͤcken. Da eingeſchloſſene und freye Luft, wie ſchon bemerkt worden iſt, ſich in ihren Schwingungen nach einerley Geſetzen richten, ſo werden die Faͤlle, in welchen durch einen verſchiedenen Gang der Verdichtungen und der Geſchwindigkeiten eine oder mehrere Wiederholungen des Schalles veranlaßt werden, ſich am beſten uͤberſchen laſſen, wenn man (nach Anleitung Eulers) betrachtet, wie eine Luftſtrecke, die in einer Roͤhre enthalten iſt, oder uͤberhaupt eine Luftſtrecke, die man auf irgend eine Art iſelirt oder von der uͤbrigen Luftmaſſe abgeſondert ſich vorſtellt, unter verſchiedenen Uraſtaͤnden nach einem erhal- tenen einfachen Stoße ſchwingen wuͤrde. Ob man uͤbrigens eine ſelche Roͤhre gerade oder gekruͤmmt, weit oder enge ſich vorſtellen will, iſt einerley. Wenn die Roͤhre nach beyden Seiten zu unendlich lang iſt, ſo werden die Verdichtungen und Geſchwindigkeiten immer in gleichen Verhaͤltniſſen fortruͤcken, es wird alſo in demſelben Augenblicke, da ben dem Ruͤck- H h 2

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/277>, abgerufen am 24.11.2024.