Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.parallel mit der Axe einfallende Stralen in ihrem Brennpuncte zu vereinigen. Man muß also 210. Einige Aehnlichkeit mit der Würkung eines Sprachrohres oder Hörrohres bemerkt H h
parallel mit der Axe einfallende Stralen in ihrem Brennpuncte zu vereinigen. Man muß alſo 210. Einige Aehnlichkeit mit der Wuͤrkung eines Sprachrohres oder Hoͤrrohres bemerkt H h
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0275" n="241"/> parallel mit der Axe einfallende Stralen in ihrem Brennpuncte zu vereinigen. Man muß alſo<lb/> oberwaͤrts die Parabel bis an den Brennpunct abſchneiden, und an dieſer Stelle ein Roͤhrchen<lb/> anbeingen, welches man in das Ohr ſtecken kann. Es wuͤrde ebenfalls vortheilhaft ſeyn, dem<lb/> Rohre eine kegelfoͤrmige Geſtalt zu geben, nur muß in dieſem Falle deſſen Spitze hinlaͤnglich<lb/> weit weggeſchnitten werden, weil die Jncidenzwinkel bey den mehreren Brechungen eines<lb/> Schallſtrales immer in arithmetiſcher Progreſſion zunehmen, und alſo der letzte noch nicht voͤllig<lb/> 90 Grade betragen darf, wenn der eingegangene Schall nicht wieder ruͤckwaͤrts gehen ſoll.<lb/> Prof. <hi rendition="#g">Huth</hi> ſand, daß ein <hi rendition="#g">elliptiſches</hi> Sprachrohr als Hoͤrrohr gebraucht gute Wuͤrkung<lb/> thut. Jn der Ausuͤbung bedient man ſich oͤfters auch mancher andern Geſtalten, mitunter<lb/> auch ſolcher, wo bey der Muͤndung die convexe Seite der Axe zugekehrt iſt, mit mehr oder<lb/> weniger Erfolge, man giebt auch bisweilen zu Erſparung des Raumes und zu bequemerer<lb/> Be<supplied>feſt</supplied>igung dem Rohre ſchneckenfoͤrmige Windungen. <hi rendition="#g">Le Cat</hi> (<hi rendition="#aq">traité des sens, p.</hi> 292.) giebt<lb/> ein deppeltes Hoͤrrohr an, wo das aͤußere trichterfoͤrmige in einem andern nach außen ver-<lb/> ſchloſſenen von derſelben Geſtalt befeſtigt iſt, in der Abſicht, daß durch dieſen verſchloſſenen<lb/> Raum der Klang verſtaͤrkt werden ſolle. Jm zweyten Theile der <hi rendition="#aq">Machines et inventions<lb/> approuvées par l’Académie de Paris p.</hi> 109. ſind verſchiedene Arten von Hoͤrroͤhren beſchrie-<lb/> ben und abgebildet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>210.</head><lb/> <p>Einige Aehnlichkeit mit der Wuͤrkung eines Sprachrohres oder Hoͤrrohres bemerkt<lb/> man auch in ſolchen Saͤlen oder Gewoͤlbern, wo mehrere nach verſchiedenen Richtungen zer-<lb/> ſtreute Schallſtralen in einem engen Raume zuſammenkommen, wo man alſo den an einem<lb/> gewiſſen Orte erregten ſchwachen Schall an einem andern entfernten Orte deutlich hoͤrt, da<lb/> man ihn an andern weit naͤhern Orten wenig oder gar nicht hoͤren kann; man nennt ſie deshalb<lb/><hi rendition="#g">Sprachſaͤle</hi> oder <hi rendition="#g">Sprachgewoͤlbe.</hi> So hoͤrt man z. B. in der Kupel der Paulskirche<lb/> zu London eine Taſchenuhr, die ſich an dem einen Eade befindet, an dem andern Ende ſchla-<lb/> gen. Jn einer Galerie zu Gloceſter koͤnnen zwey Perſonen in einer Entfernung von 25 Toiſen<lb/> ſich leiſe unterhalten. Ein Zimmer in der Sternwarte zu Paris ſoll von aͤhnlicher Beſchaffen-<lb/> heit ſeyn. Jn der Cathedralkirche zu Girgenti in Sieilien hoͤrt man, wenn an der Thuͤre,<lb/> die aber nicht offen ſeyn darf, leiſe geſprochen oder ſonſt ein ſchwacher Schall erregt wird,<lb/> ſolchen ſehr deutlich und verſtaͤrkt am andern Ende, ohngeachtet man ihn außerdem kaum zehn<lb/> Schritte weit hoͤrt, wovon <hi rendition="#g">Brydone</hi> in ſeiner Reiſebeſchreibung und noch ausfuͤhrlicher<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [241/0275]
parallel mit der Axe einfallende Stralen in ihrem Brennpuncte zu vereinigen. Man muß alſo
oberwaͤrts die Parabel bis an den Brennpunct abſchneiden, und an dieſer Stelle ein Roͤhrchen
anbeingen, welches man in das Ohr ſtecken kann. Es wuͤrde ebenfalls vortheilhaft ſeyn, dem
Rohre eine kegelfoͤrmige Geſtalt zu geben, nur muß in dieſem Falle deſſen Spitze hinlaͤnglich
weit weggeſchnitten werden, weil die Jncidenzwinkel bey den mehreren Brechungen eines
Schallſtrales immer in arithmetiſcher Progreſſion zunehmen, und alſo der letzte noch nicht voͤllig
90 Grade betragen darf, wenn der eingegangene Schall nicht wieder ruͤckwaͤrts gehen ſoll.
Prof. Huth ſand, daß ein elliptiſches Sprachrohr als Hoͤrrohr gebraucht gute Wuͤrkung
thut. Jn der Ausuͤbung bedient man ſich oͤfters auch mancher andern Geſtalten, mitunter
auch ſolcher, wo bey der Muͤndung die convexe Seite der Axe zugekehrt iſt, mit mehr oder
weniger Erfolge, man giebt auch bisweilen zu Erſparung des Raumes und zu bequemerer
Befeſtigung dem Rohre ſchneckenfoͤrmige Windungen. Le Cat (traité des sens, p. 292.) giebt
ein deppeltes Hoͤrrohr an, wo das aͤußere trichterfoͤrmige in einem andern nach außen ver-
ſchloſſenen von derſelben Geſtalt befeſtigt iſt, in der Abſicht, daß durch dieſen verſchloſſenen
Raum der Klang verſtaͤrkt werden ſolle. Jm zweyten Theile der Machines et inventions
approuvées par l’Académie de Paris p. 109. ſind verſchiedene Arten von Hoͤrroͤhren beſchrie-
ben und abgebildet.
210.
Einige Aehnlichkeit mit der Wuͤrkung eines Sprachrohres oder Hoͤrrohres bemerkt
man auch in ſolchen Saͤlen oder Gewoͤlbern, wo mehrere nach verſchiedenen Richtungen zer-
ſtreute Schallſtralen in einem engen Raume zuſammenkommen, wo man alſo den an einem
gewiſſen Orte erregten ſchwachen Schall an einem andern entfernten Orte deutlich hoͤrt, da
man ihn an andern weit naͤhern Orten wenig oder gar nicht hoͤren kann; man nennt ſie deshalb
Sprachſaͤle oder Sprachgewoͤlbe. So hoͤrt man z. B. in der Kupel der Paulskirche
zu London eine Taſchenuhr, die ſich an dem einen Eade befindet, an dem andern Ende ſchla-
gen. Jn einer Galerie zu Gloceſter koͤnnen zwey Perſonen in einer Entfernung von 25 Toiſen
ſich leiſe unterhalten. Ein Zimmer in der Sternwarte zu Paris ſoll von aͤhnlicher Beſchaffen-
heit ſeyn. Jn der Cathedralkirche zu Girgenti in Sieilien hoͤrt man, wenn an der Thuͤre,
die aber nicht offen ſeyn darf, leiſe geſprochen oder ſonſt ein ſchwacher Schall erregt wird,
ſolchen ſehr deutlich und verſtaͤrkt am andern Ende, ohngeachtet man ihn außerdem kaum zehn
Schritte weit hoͤrt, wovon Brydone in ſeiner Reiſebeſchreibung und noch ausfuͤhrlicher
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