Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.170. Der Bau einer Harmonika wird öfters dadurch sehr erschwert, daß viele Glocken Anm. Wenn an Glocken, die zum Läuten oder Anschlagen gebraucht werden, sich ein Fehler dieser Art zeigt, so können sie doch einen reinen Klang gehen, wenn man die Einrichtung trist, daß der Klöppel oder Hammer nur an solche Stellen anschlagen kann, wo entweder der etwas höhere oder der etwas tiefere Ton deutlich gehört wird, wobey man auch an einer schicklichen Stelle, etwa 45 oder 135 Grade von der, wo die Glocke angeschlagen wird, Dämpfungen anbringen kann, um sowohl das Mitklingen des andern Tones, als auch das Mitklingen der nachher zu erwahnen- den Töne, bey welchen sich die Glocke in mehrere Theile theilt, zu verhindern. Wenn eine zum Läuten oder Anschlagen bestimmte Glocke einen Riß bekommen hat, so wer- den durch die Aufhebung des unmittelbaren Zusammenhanges, noch mehr aber durch die Stem- mungen der getrennten Theile gegen einander die Schwingungen sehr erschwert, und es entsteht ein unreiner, und schwirrender Klang; in den meisten Fällen [läßt] sich diesem Uebel abhelfen, wenn man die Stelle, wo der Riß ist, bis zu dessen Ende ausfeilte wodurch meistens ein wo nicht immer ganz vollkommener, doch wenigstens brauchbarer Klang hergestellt wird. B b 2
170. Der Bau einer Harmonika wird oͤfters dadurch ſehr erſchwert, daß viele Glocken Anm. Wenn an Glocken, die zum Laͤuten oder Anſchlagen gebraucht werden, ſich ein Fehler dieſer Art zeigt, ſo koͤnnen ſie doch einen reinen Klang gehen, wenn man die Einrichtung triſt, daß der Kloͤppel oder Hammer nur an ſolche Stellen anſchlagen kann, wo entweder der etwas hoͤhere oder der etwas tiefere Ton deutlich gehoͤrt wird, wobey man auch an einer ſchicklichen Stelle, etwa 45 oder 135 Grade von der, wo die Glocke angeſchlagen wird, Daͤmpfungen anbringen kann, um ſowohl das Mitklingen des andern Tones, als auch das Mitklingen der nachher zu erwahnen- den Toͤne, bey welchen ſich die Glocke in mehrere Theile theilt, zu verhindern. Wenn eine zum Laͤuten oder Anſchlagen beſtimmte Glocke einen Riß bekommen hat, ſo wer- den durch die Aufhebung des unmittelbaren Zuſammenhanges, noch mehr aber durch die Stem- mungen der getrennten Theile gegen einander die Schwingungen ſehr erſchwert, und es entſteht ein unreiner, und ſchwirrender Klang; in den meiſten Faͤllen [laͤßt] ſich dieſem Uebel abhelfen, wenn man die Stelle, wo der Riß iſt, bis zu deſſen Ende ausfeilte wodurch meiſtens ein wo nicht immer ganz vollkommener, doch wenigſtens brauchbarer Klang hergeſtellt wird. B b 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0229" n="195"/> <div n="3"> <head>170.</head><lb/> <p>Der Bau einer Harmonika wird oͤfters dadurch ſehr erſchwert, daß viele Glocken<lb/> nicht genau an allen Stellen einerley Ton geben, wovon der Grund an einer Ungleichheit der<lb/> Dicke, oder an einer Schiefheit u. ſ. w. liegen kann. Es iſt naͤhmlich der Ton ganz anders,<lb/> wenn die Stelle, wo der Fehler ſich befindet, in der Mitte eines ſchwingenden Theiles iſt,<lb/> als wenn auf dieſe Stelle eine feſte Linie faͤllt. Am beſten laͤßt ſich dieſes erlaͤutern, wenn<lb/> man eine porzellanene Taſſe, die einen Henkel hat, mit dem Violinbogen in der Richtung des<lb/> Durchmeſſers ſtreicht. Geſchicht das Streichen an der Stelle, wo der Henkel iſt, oder ihm<lb/> gegenuͤber, oder an einer um 90 Grad davon entfernten Stelle, ſo theilt ſich dieſes Gefaͤß wie<lb/><hi rendition="#aq">Fig.</hi> 254, und es ſchwingt der Henkel mit aus und einwaͤrts, der Ton iſt alſo tiefer, als wenn<lb/> man an einer Stelle ſtreicht, welche 45 oder 135 Grade von dem Henkel entfernt iſt, wobey ſich<lb/> das Gefaͤß wie bey <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 255. abtheilt, und an der Stelle des Henkels eine feſte Linie iſt. Der<lb/> Unterſchied kann bey einer gewoͤhnlichen Porzellan-Taſſe etwa einen halben Ton, oder auch<lb/> etwas mehr betragen; bey einer fehlerhaften Harmonika-Glocke iſt er zwar weit geringer,<lb/> aber doch hinlaͤnglich, um wegen des abwechſelnd zu hoͤrenden hoͤhern und tiefern Tones, welcher<lb/> bey jeder Umdrehung der Glocke um ihre Axe 8mahl abwechſelt, eine ſehr unangenehme<lb/> Schwebung zu bewuͤrken. Oefters laͤßt ſich dieſer Fehler durch Abſchleifung gewiſſer Stellen<lb/> wegſchaffen.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#g">Anm.</hi> Wenn an Glocken, die zum Laͤuten oder Anſchlagen gebraucht werden, ſich ein Fehler dieſer<lb/> Art zeigt, ſo koͤnnen ſie doch einen reinen Klang gehen, wenn man die Einrichtung triſt, daß<lb/> der Kloͤppel oder Hammer nur an ſolche Stellen anſchlagen kann, wo entweder der etwas hoͤhere<lb/> oder der etwas tiefere Ton deutlich gehoͤrt wird, wobey man auch an einer ſchicklichen Stelle,<lb/> etwa 45 oder 135 Grade von der, wo die Glocke angeſchlagen wird, Daͤmpfungen anbringen kann,<lb/> um ſowohl das Mitklingen des andern Tones, als auch das Mitklingen der nachher zu erwahnen-<lb/> den Toͤne, bey welchen ſich die Glocke in mehrere Theile theilt, zu verhindern.<lb/> Wenn eine zum Laͤuten oder Anſchlagen beſtimmte Glocke einen Riß bekommen hat, ſo wer-<lb/> den durch die Aufhebung des unmittelbaren Zuſammenhanges, noch mehr aber durch die Stem-<lb/> mungen der getrennten Theile gegen einander die Schwingungen ſehr erſchwert, und es entſteht<lb/> ein unreiner, und ſchwirrender Klang; in den meiſten Faͤllen <supplied>laͤßt</supplied> ſich dieſem Uebel abhelfen,<lb/> wenn man die Stelle, wo der Riß iſt, bis zu deſſen Ende ausfeilte wodurch meiſtens ein wo<lb/> nicht immer ganz vollkommener, doch wenigſtens brauchbarer Klang hergeſtellt wird.</item> </list> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0229]
170.
Der Bau einer Harmonika wird oͤfters dadurch ſehr erſchwert, daß viele Glocken
nicht genau an allen Stellen einerley Ton geben, wovon der Grund an einer Ungleichheit der
Dicke, oder an einer Schiefheit u. ſ. w. liegen kann. Es iſt naͤhmlich der Ton ganz anders,
wenn die Stelle, wo der Fehler ſich befindet, in der Mitte eines ſchwingenden Theiles iſt,
als wenn auf dieſe Stelle eine feſte Linie faͤllt. Am beſten laͤßt ſich dieſes erlaͤutern, wenn
man eine porzellanene Taſſe, die einen Henkel hat, mit dem Violinbogen in der Richtung des
Durchmeſſers ſtreicht. Geſchicht das Streichen an der Stelle, wo der Henkel iſt, oder ihm
gegenuͤber, oder an einer um 90 Grad davon entfernten Stelle, ſo theilt ſich dieſes Gefaͤß wie
Fig. 254, und es ſchwingt der Henkel mit aus und einwaͤrts, der Ton iſt alſo tiefer, als wenn
man an einer Stelle ſtreicht, welche 45 oder 135 Grade von dem Henkel entfernt iſt, wobey ſich
das Gefaͤß wie bey Fig. 255. abtheilt, und an der Stelle des Henkels eine feſte Linie iſt. Der
Unterſchied kann bey einer gewoͤhnlichen Porzellan-Taſſe etwa einen halben Ton, oder auch
etwas mehr betragen; bey einer fehlerhaften Harmonika-Glocke iſt er zwar weit geringer,
aber doch hinlaͤnglich, um wegen des abwechſelnd zu hoͤrenden hoͤhern und tiefern Tones, welcher
bey jeder Umdrehung der Glocke um ihre Axe 8mahl abwechſelt, eine ſehr unangenehme
Schwebung zu bewuͤrken. Oefters laͤßt ſich dieſer Fehler durch Abſchleifung gewiſſer Stellen
wegſchaffen.
Anm. Wenn an Glocken, die zum Laͤuten oder Anſchlagen gebraucht werden, ſich ein Fehler dieſer
Art zeigt, ſo koͤnnen ſie doch einen reinen Klang gehen, wenn man die Einrichtung triſt, daß
der Kloͤppel oder Hammer nur an ſolche Stellen anſchlagen kann, wo entweder der etwas hoͤhere
oder der etwas tiefere Ton deutlich gehoͤrt wird, wobey man auch an einer ſchicklichen Stelle,
etwa 45 oder 135 Grade von der, wo die Glocke angeſchlagen wird, Daͤmpfungen anbringen kann,
um ſowohl das Mitklingen des andern Tones, als auch das Mitklingen der nachher zu erwahnen-
den Toͤne, bey welchen ſich die Glocke in mehrere Theile theilt, zu verhindern.
Wenn eine zum Laͤuten oder Anſchlagen beſtimmte Glocke einen Riß bekommen hat, ſo wer-
den durch die Aufhebung des unmittelbaren Zuſammenhanges, noch mehr aber durch die Stem-
mungen der getrennten Theile gegen einander die Schwingungen ſehr erſchwert, und es entſteht
ein unreiner, und ſchwirrender Klang; in den meiſten Faͤllen laͤßt ſich dieſem Uebel abhelfen,
wenn man die Stelle, wo der Riß iſt, bis zu deſſen Ende ausfeilte wodurch meiſtens ein wo
nicht immer ganz vollkommener, doch wenigſtens brauchbarer Klang hergeſtellt wird.
B b 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |