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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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leises Geräusch auf, ich warf, zur Flucht bereit,
den Blick um mich her, ich sah Niemand: aber
es kam auf dem sonnigen Sande an mir vorbei
geglitten ein Menschenschatten, dem meinigen nicht
unähnlich, welcher, allein daher wandelnd, von
seinem Herrn abgekommen zu seyn schien.

Da erwachte in mir ein mächtiger Trieb:
Schatten, dacht' ich, suchst du deinen Herrn? der
will ich seyn. Und ich sprang hinzu, mich seiner
zu bemächtigen; ich dachte nemlich, daß, wenn es
mir glückte, in seine Spur zu treten, so, daß
er mir an die Füße käme, er wohl daran hängen
bleiben würde, und sich mit der Zeit an mich ge¬
wöhnen.

Der Schatten, auf meine Bewegung, nahm
vor mir die Flucht, und ich mußte auf den leich¬
ten Flüchtling eine angestrengte Jagd beginnen,
zu der mich allein der Gedanke, mich aus der
furchtbaren Lage, in der ich war, zu retten,
mit hinreichenden Kräften ausrüsten konnte. Er
floh einem freilich noch entfernten Walde zu, in
dessen Schatten ich ihn nothwendig hätte verlie¬
ren müssen, -- ich sah's, ein Schreck durchzuckte

leiſes Geraͤuſch auf, ich warf, zur Flucht bereit,
den Blick um mich her, ich ſah Niemand: aber
es kam auf dem ſonnigen Sande an mir vorbei
geglitten ein Menſchenſchatten, dem meinigen nicht
unaͤhnlich, welcher, allein daher wandelnd, von
ſeinem Herrn abgekommen zu ſeyn ſchien.

Da erwachte in mir ein maͤchtiger Trieb:
Schatten, dacht' ich, ſuchſt du deinen Herrn? der
will ich ſeyn. Und ich ſprang hinzu, mich ſeiner
zu bemaͤchtigen; ich dachte nemlich, daß, wenn es
mir gluͤckte, in ſeine Spur zu treten, ſo, daß
er mir an die Fuͤße kaͤme, er wohl daran haͤngen
bleiben wuͤrde, und ſich mit der Zeit an mich ge¬
woͤhnen.

Der Schatten, auf meine Bewegung, nahm
vor mir die Flucht, und ich mußte auf den leich¬
ten Fluͤchtling eine angeſtrengte Jagd beginnen,
zu der mich allein der Gedanke, mich aus der
furchtbaren Lage, in der ich war, zu retten,
mit hinreichenden Kraͤften ausruͤſten konnte. Er
floh einem freilich noch entfernten Walde zu, in
deſſen Schatten ich ihn nothwendig haͤtte verlie¬
ren muͤſſen, — ich ſah’s, ein Schreck durchzuckte

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[72/0092] leiſes Geraͤuſch auf, ich warf, zur Flucht bereit, den Blick um mich her, ich ſah Niemand: aber es kam auf dem ſonnigen Sande an mir vorbei geglitten ein Menſchenſchatten, dem meinigen nicht unaͤhnlich, welcher, allein daher wandelnd, von ſeinem Herrn abgekommen zu ſeyn ſchien. Da erwachte in mir ein maͤchtiger Trieb: Schatten, dacht' ich, ſuchſt du deinen Herrn? der will ich ſeyn. Und ich ſprang hinzu, mich ſeiner zu bemaͤchtigen; ich dachte nemlich, daß, wenn es mir gluͤckte, in ſeine Spur zu treten, ſo, daß er mir an die Fuͤße kaͤme, er wohl daran haͤngen bleiben wuͤrde, und ſich mit der Zeit an mich ge¬ woͤhnen. Der Schatten, auf meine Bewegung, nahm vor mir die Flucht, und ich mußte auf den leich¬ ten Fluͤchtling eine angeſtrengte Jagd beginnen, zu der mich allein der Gedanke, mich aus der furchtbaren Lage, in der ich war, zu retten, mit hinreichenden Kraͤften ausruͤſten konnte. Er floh einem freilich noch entfernten Walde zu, in deſſen Schatten ich ihn nothwendig haͤtte verlie¬ ren muͤſſen, — ich ſah’s, ein Schreck durchzuckte

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/92>, abgerufen am 24.11.2024.