ein dumpftes Stöhnen entrang sich meiner Brust, in mir tobte Wahnsinn. --
Ich weiß nicht, wie lange es so gedauert ha¬ ben mochte, als ich mich auf einer sonnigen Heide beim Ärmel anhalten fühlte. -- Ich stand still und sah mich um -- -- es war der Mann im grauen Rock, der sich nach mir außer Athem ge¬ laufen zu haben schien. Er nahm sogleich das Wort:
"Ich hatte mich auf dem heutigen Tage an¬ gemeldet, Sie haben die Zeit nicht erwarten kön¬ nen. Es steht aber Alles noch gut, Sie nehmen Rath an, tauschen Ihren Schatten wieder ein, der Ihnen zu Gebote steht, und kehren sogleich wie¬ der um. Sie sollen in dem Förstergarten willkom¬ men seyn, und Alles ist nur ein Scherz gewesen; den Rascal, der Sie verrathen hat, und um Ihre Braut wirbt, nehm' ich auf mich, der Kerl ist reif."
Ich stand noch wie im Schlafe da. -- "Auf den heutigen Tag angemeldet --?" ich überdachte noch einmal die Zeit -- er hatte Recht, ich hatte mich stets um einen Tag verrechnet. Ich suchte
ein dumpftes Stoͤhnen entrang ſich meiner Bruſt, in mir tobte Wahnſinn. —
Ich weiß nicht, wie lange es ſo gedauert ha¬ ben mochte, als ich mich auf einer ſonnigen Heide beim Ärmel anhalten fuͤhlte. — Ich ſtand ſtill und ſah mich um — — es war der Mann im grauen Rock, der ſich nach mir außer Athem ge¬ laufen zu haben ſchien. Er nahm ſogleich das Wort:
“Ich hatte mich auf dem heutigen Tage an¬ gemeldet, Sie haben die Zeit nicht erwarten koͤn¬ nen. Es ſteht aber Alles noch gut, Sie nehmen Rath an, tauſchen Ihren Schatten wieder ein, der Ihnen zu Gebote ſteht, und kehren ſogleich wie¬ der um. Sie ſollen in dem Foͤrſtergarten willkom¬ men ſeyn, und Alles iſt nur ein Scherz geweſen; den Rascal, der Sie verrathen hat, und um Ihre Braut wirbt, nehm' ich auf mich, der Kerl iſt reif.„
Ich ſtand noch wie im Schlafe da. — “Auf den heutigen Tag angemeldet —?„ ich uͤberdachte noch einmal die Zeit — er hatte Recht, ich hatte mich ſtets um einen Tag verrechnet. Ich ſuchte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="62"/>
ein dumpftes Stoͤhnen entrang ſich meiner Bruſt,<lb/>
in mir tobte Wahnſinn. —</p><lb/><p>Ich weiß nicht, wie lange es ſo gedauert ha¬<lb/>
ben mochte, als ich mich auf einer ſonnigen Heide<lb/>
beim Ärmel anhalten fuͤhlte. — Ich ſtand ſtill<lb/>
und ſah mich um —— es war der Mann im<lb/>
grauen Rock, der ſich nach mir außer Athem ge¬<lb/>
laufen zu haben ſchien. Er nahm ſogleich das<lb/>
Wort:</p><lb/><p>“Ich hatte mich auf dem heutigen Tage an¬<lb/>
gemeldet, Sie haben die Zeit nicht erwarten koͤn¬<lb/>
nen. Es ſteht aber Alles noch gut, Sie nehmen<lb/>
Rath an, tauſchen Ihren Schatten wieder ein, der<lb/>
Ihnen zu Gebote ſteht, und kehren ſogleich wie¬<lb/>
der um. Sie ſollen in dem Foͤrſtergarten willkom¬<lb/>
men ſeyn, und Alles iſt nur ein Scherz geweſen;<lb/>
den <hirendition="#g">Rascal</hi>, der Sie verrathen hat, und um<lb/>
Ihre Braut wirbt, nehm' ich auf mich, der Kerl<lb/>
iſt reif.„</p><lb/><p>Ich ſtand noch wie im Schlafe da. —“Auf<lb/>
den heutigen Tag angemeldet —?„ ich uͤberdachte<lb/>
noch einmal die Zeit — er hatte Recht, ich hatte<lb/>
mich ſtets um einen Tag verrechnet. Ich ſuchte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0082]
ein dumpftes Stoͤhnen entrang ſich meiner Bruſt,
in mir tobte Wahnſinn. —
Ich weiß nicht, wie lange es ſo gedauert ha¬
ben mochte, als ich mich auf einer ſonnigen Heide
beim Ärmel anhalten fuͤhlte. — Ich ſtand ſtill
und ſah mich um — — es war der Mann im
grauen Rock, der ſich nach mir außer Athem ge¬
laufen zu haben ſchien. Er nahm ſogleich das
Wort:
“Ich hatte mich auf dem heutigen Tage an¬
gemeldet, Sie haben die Zeit nicht erwarten koͤn¬
nen. Es ſteht aber Alles noch gut, Sie nehmen
Rath an, tauſchen Ihren Schatten wieder ein, der
Ihnen zu Gebote ſteht, und kehren ſogleich wie¬
der um. Sie ſollen in dem Foͤrſtergarten willkom¬
men ſeyn, und Alles iſt nur ein Scherz geweſen;
den Rascal, der Sie verrathen hat, und um
Ihre Braut wirbt, nehm' ich auf mich, der Kerl
iſt reif.„
Ich ſtand noch wie im Schlafe da. — “Auf
den heutigen Tag angemeldet —?„ ich uͤberdachte
noch einmal die Zeit — er hatte Recht, ich hatte
mich ſtets um einen Tag verrechnet. Ich ſuchte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/82>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.