erkaufen, hatte sie, mit welcher Seligkeit, sich selbst ganz hingeopfert.
Sie war indeß weit entfernt, meine Worte richtig zu deuten, sie ahnete nun in mir irgend einen Fürsten, den ein schwerer Bann getroffen, irgend ein hohes, geächtetes Haupt, und ihre Ein¬ bildungskraft malte sich geschäftig, unter heroischen Bildern den Geliebten herrlich aus.
Einst sagte ich ihr: "Mina, der letzte Tag im künftigen Monat kann mein Schicksal ändern und entscheiden -- geschieht es nicht, so muß ich sterben, weil ich Dich nicht unglücklich machen will." -- Sie verbarg weinend ihr Haupt an meiner Brust. "Ändert sich Dein Schicksal, laß mich nur Dich glücklich wissen, ich habe keinen Anspruch an Dich -- Bist Du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe." --
"Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das rasche Wort, das thörichte, das Deinen Lippen entflohen -- und kenn'st Du es, dieses Elend, kenn'st Du ihn, diesen Fluch? Weißt Du, wer Dein Geliebter. -- - - - was er - - ? --
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erkaufen, hatte ſie, mit welcher Seligkeit, ſich ſelbſt ganz hingeopfert.
Sie war indeß weit entfernt, meine Worte richtig zu deuten, ſie ahnete nun in mir irgend einen Fuͤrſten, den ein ſchwerer Bann getroffen, irgend ein hohes, geaͤchtetes Haupt, und ihre Ein¬ bildungskraft malte ſich geſchaͤftig, unter heroiſchen Bildern den Geliebten herrlich aus.
Einſt ſagte ich ihr: “Mina, der letzte Tag im kuͤnftigen Monat kann mein Schickſal aͤndern und entſcheiden — geſchieht es nicht, ſo muß ich ſterben, weil ich Dich nicht ungluͤcklich machen will.„ — Sie verbarg weinend ihr Haupt an meiner Bruſt. “Ändert ſich Dein Schickſal, laß mich nur Dich gluͤcklich wiſſen, ich habe keinen Anſpruch an Dich — Biſt Du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe.„ —
“Maͤdchen, Maͤdchen, nimm es zuruͤck, das raſche Wort, das thoͤrichte, das Deinen Lippen entflohen — und kenn'ſt Du es, dieſes Elend, kenn'ſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt Du, wer Dein Geliebter. — – – – was er – – ? —
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erkaufen, hatte ſie, mit welcher Seligkeit, ſich
ſelbſt ganz hingeopfert.
Sie war indeß weit entfernt, meine Worte
richtig zu deuten, ſie ahnete nun in mir irgend
einen Fuͤrſten, den ein ſchwerer Bann getroffen,
irgend ein hohes, geaͤchtetes Haupt, und ihre Ein¬
bildungskraft malte ſich geſchaͤftig, unter heroiſchen
Bildern den Geliebten herrlich aus.
Einſt ſagte ich ihr: “Mina, der letzte Tag
im kuͤnftigen Monat kann mein Schickſal aͤndern
und entſcheiden — geſchieht es nicht, ſo muß ich
ſterben, weil ich Dich nicht ungluͤcklich machen
will.„ — Sie verbarg weinend ihr Haupt an
meiner Bruſt. “Ändert ſich Dein Schickſal, laß
mich nur Dich gluͤcklich wiſſen, ich habe keinen
Anſpruch an Dich — Biſt Du elend, binde mich
an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe.„ —
“Maͤdchen, Maͤdchen, nimm es zuruͤck, das
raſche Wort, das thoͤrichte, das Deinen Lippen
entflohen — und kenn'ſt Du es, dieſes Elend,
kenn'ſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt Du, wer
Dein Geliebter. — – – – was er – – ? —
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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