Zeichen sie schmückte, darin zu verwalten. Sie bat verschämt mit einem rührenden Blick um Scho¬ nung; aber verschämter vor ihr, als sie selbst, bracht ich ihr als erster Unterthan meine Huldi¬ gung in steifer Ehrfurcht, und der Wink des Gra¬ fen ward allen Gästen ein Gebot, dem nachzule¬ ben sich Jeder freudig beeiferte. Majestät, Un¬ schuld und Grazie beherrschten, mit der Schönheit im Bund, ein frohes Fest. Die glücklichen Eltern Mina's glaubten ihnen nur zur Ehren ihr Kind erhöht, ich selber war in einem unbeschreiblichen Rausch. Ich ließ Alles, was ich noch von den Juwelen hatte, die ich damals, um beschwerliches Gold loß zu werden, gekauft, alle Perlen, alles Edelgestein in zwei verdeckte Schüsseln legen, und bei Tische unter dem Namen der Königin, ihren Gespielinnen und allen Damen herumreichen; Gold ward indessen ununterbrochen über die gezogenen Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.
Bendel am andern Morgen eröffnete mir im Vertrauen, der Verdacht, den er längst gegen Rascal's Redlichkeit gehegt, sei nunmehr zur Gewißheit worden. Er habe gestern ganze Säcke
Zeichen ſie ſchmuͤckte, darin zu verwalten. Sie bat verſchaͤmt mit einem ruͤhrenden Blick um Scho¬ nung; aber verſchaͤmter vor ihr, als ſie ſelbſt, bracht ich ihr als erſter Unterthan meine Huldi¬ gung in ſteifer Ehrfurcht, und der Wink des Gra¬ fen ward allen Gaͤſten ein Gebot, dem nachzule¬ ben ſich Jeder freudig beeiferte. Majeſtaͤt, Un¬ ſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schoͤnheit im Bund, ein frohes Feſt. Die gluͤcklichen Eltern Mina's glaubten ihnen nur zur Ehren ihr Kind erhoͤht, ich ſelber war in einem unbeſchreiblichen Rauſch. Ich ließ Alles, was ich noch von den Juwelen hatte, die ich damals, um beſchwerliches Gold loß zu werden, gekauft, alle Perlen, alles Edelgeſtein in zwei verdeckte Schuͤſſeln legen, und bei Tiſche unter dem Namen der Koͤnigin, ihren Geſpielinnen und allen Damen herumreichen; Gold ward indeſſen ununterbrochen uͤber die gezogenen Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.
Bendel am andern Morgen eroͤffnete mir im Vertrauen, der Verdacht, den er laͤngſt gegen Rascal's Redlichkeit gehegt, ſei nunmehr zur Gewißheit worden. Er habe geſtern ganze Saͤcke
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Zeichen ſie ſchmuͤckte, darin zu verwalten. Sie
bat verſchaͤmt mit einem ruͤhrenden Blick um Scho¬
nung; aber verſchaͤmter vor ihr, als ſie ſelbſt,
bracht ich ihr als erſter Unterthan meine Huldi¬
gung in ſteifer Ehrfurcht, und der Wink des Gra¬
fen ward allen Gaͤſten ein Gebot, dem nachzule¬
ben ſich Jeder freudig beeiferte. Majeſtaͤt, Un¬
ſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schoͤnheit
im Bund, ein frohes Feſt. Die gluͤcklichen Eltern
Mina's glaubten ihnen nur zur Ehren ihr Kind
erhoͤht, ich ſelber war in einem unbeſchreiblichen
Rauſch. Ich ließ Alles, was ich noch von den
Juwelen hatte, die ich damals, um beſchwerliches
Gold loß zu werden, gekauft, alle Perlen, alles
Edelgeſtein in zwei verdeckte Schuͤſſeln legen, und
bei Tiſche unter dem Namen der Koͤnigin, ihren
Geſpielinnen und allen Damen herumreichen; Gold
ward indeſſen ununterbrochen uͤber die gezogenen
Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.
Bendel am andern Morgen eroͤffnete mir
im Vertrauen, der Verdacht, den er laͤngſt gegen
Rascal's Redlichkeit gehegt, ſei nunmehr zur
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/63>, abgerufen am 16.02.2025.
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