entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle Postpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬ mens Rascal, der sich mir durch seine Gewand¬ heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte in derselben Nacht noch dreißig Meilen zurück. Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzulösen, Gold zu spenden, und mir das Nöthigste nachzu¬ bringen. Als er mich am andern Tage einholte, warf ich mich in seine Arme, und schwur ihm, nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, son¬ dern nur künftig vorsichtiger zu seyn. Wir setzten unsre Reise ununterbrochen fort, über die Grenze und das Gebirg, und erst am andern Abhang durch das hohe Bollwerk von jenem Unglücksboden getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah' gelegenen, und wenig besuchten Bad'ort von den überstandenen Mühseligkeiten auszurasten.
C 2
entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle Poſtpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬ mens Rascal, der ſich mir durch ſeine Gewand¬ heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte in derſelben Nacht noch dreißig Meilen zuruͤck. Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzuloͤſen, Gold zu ſpenden, und mir das Noͤthigſte nachzu¬ bringen. Als er mich am andern Tage einholte, warf ich mich in ſeine Arme, und ſchwur ihm, nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, ſon¬ dern nur kuͤnftig vorſichtiger zu ſeyn. Wir ſetzten unſre Reiſe ununterbrochen fort, uͤber die Grenze und das Gebirg, und erſt am andern Abhang durch das hohe Bollwerk von jenem Ungluͤcksboden getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah' gelegenen, und wenig beſuchten Bad'ort von den uͤberſtandenen Muͤhſeligkeiten auszuraſten.
C 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0055"n="35"/>
entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle<lb/>
Poſtpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner<lb/>
Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬<lb/>
mens <choice><sic><hirendition="#g">Roscal</hi></sic><corr><hirendition="#g">Rascal</hi></corr></choice>, der ſich mir durch ſeine Gewand¬<lb/>
heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts<lb/>
vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte<lb/>
in derſelben Nacht noch dreißig Meilen zuruͤck.<lb/><hirendition="#g">Bendel</hi> blieb hinter mir, mein Haus aufzuloͤſen,<lb/>
Gold zu ſpenden, und mir das Noͤthigſte nachzu¬<lb/>
bringen. Als er mich am andern Tage einholte,<lb/>
warf ich mich in ſeine Arme, und ſchwur ihm,<lb/>
nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, ſon¬<lb/>
dern nur kuͤnftig vorſichtiger zu ſeyn. Wir ſetzten<lb/>
unſre Reiſe ununterbrochen fort, uͤber die Grenze<lb/>
und das Gebirg, und erſt am andern Abhang<lb/>
durch das hohe Bollwerk von jenem Ungluͤcksboden<lb/>
getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah'<lb/>
gelegenen, und wenig beſuchten Bad'ort von den<lb/>
uͤberſtandenen Muͤhſeligkeiten auszuraſten.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">C 2<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[35/0055]
entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle
Poſtpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner
Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬
mens Rascal, der ſich mir durch ſeine Gewand¬
heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts
vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte
in derſelben Nacht noch dreißig Meilen zuruͤck.
Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzuloͤſen,
Gold zu ſpenden, und mir das Noͤthigſte nachzu¬
bringen. Als er mich am andern Tage einholte,
warf ich mich in ſeine Arme, und ſchwur ihm,
nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, ſon¬
dern nur kuͤnftig vorſichtiger zu ſeyn. Wir ſetzten
unſre Reiſe ununterbrochen fort, uͤber die Grenze
und das Gebirg, und erſt am andern Abhang
durch das hohe Bollwerk von jenem Ungluͤcksboden
getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah'
gelegenen, und wenig beſuchten Bad'ort von den
uͤberſtandenen Muͤhſeligkeiten auszuraſten.
C 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/55>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.