seyn, und entfalten ihn am begehrten Ort. Die Gesellschaft nahm ohne Umstände Platz darauf; ich wiederum sah betroffen den Mann, die Tasche, den Teppich an, der über zwanzig Schritt in der Länge und zehn in der Breite maß, und rieb mir die Augen, nicht wissend, was ich dazu denken sollte, besonders, da Niemand etwas Merkwür¬ diges darin fand.
Ich hätte gern Aufschluß über den Mann gehabt, und gefragt, wer er sei, nur wußt' ich nicht, an wen ich mich richten sollte, denn ich fürchtete mich fast noch mehr vor den Herr'n Be¬ dienten, als vor den bedienten Herr'n. Ich faßte endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann heran, der mir von minderem Ansehen schien als die Andern, und der öfter allein gestanden hatte. Ich bat ihn leise, mir zu sagen, wer der gefäl¬ lige Mann sei dort im grauen Kleide, -- "Die¬ ser? der wie ein Ende Zwirn aussieht, der ei¬ nem Schneider aus der Nadel entlaufen ist?" Ja, der allein steht -- "den kenn' ich nicht," gab er mir zur Antwort, und, wie es schien, ei¬ ne längere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,
ſeyn, und entfalten ihn am begehrten Ort. Die Geſellſchaft nahm ohne Umſtaͤnde Platz darauf; ich wiederum ſah betroffen den Mann, die Taſche, den Teppich an, der uͤber zwanzig Schritt in der Laͤnge und zehn in der Breite maß, und rieb mir die Augen, nicht wiſſend, was ich dazu denken ſollte, beſonders, da Niemand etwas Merkwuͤr¬ diges darin fand.
Ich haͤtte gern Aufſchluß uͤber den Mann gehabt, und gefragt, wer er ſei, nur wußt' ich nicht, an wen ich mich richten ſollte, denn ich fuͤrchtete mich faſt noch mehr vor den Herr'n Be¬ dienten, als vor den bedienten Herr'n. Ich faßte endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann heran, der mir von minderem Anſehen ſchien als die Andern, und der oͤfter allein geſtanden hatte. Ich bat ihn leiſe, mir zu ſagen, wer der gefaͤl¬ lige Mann ſei dort im grauen Kleide, — “Die¬ ſer? der wie ein Ende Zwirn ausſieht, der ei¬ nem Schneider aus der Nadel entlaufen iſt?„ Ja, der allein ſteht — “den kenn' ich nicht,„ gab er mir zur Antwort, und, wie es ſchien, ei¬ ne laͤngere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,
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ſeyn, und entfalten ihn am begehrten Ort. Die
Geſellſchaft nahm ohne Umſtaͤnde Platz darauf;
ich wiederum ſah betroffen den Mann, die Taſche,
den Teppich an, der uͤber zwanzig Schritt in der
Laͤnge und zehn in der Breite maß, und rieb mir
die Augen, nicht wiſſend, was ich dazu denken
ſollte, beſonders, da Niemand etwas Merkwuͤr¬
diges darin fand.
Ich haͤtte gern Aufſchluß uͤber den Mann
gehabt, und gefragt, wer er ſei, nur wußt' ich
nicht, an wen ich mich richten ſollte, denn ich
fuͤrchtete mich faſt noch mehr vor den Herr'n Be¬
dienten, als vor den bedienten Herr'n. Ich faßte
endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann
heran, der mir von minderem Anſehen ſchien als
die Andern, und der oͤfter allein geſtanden hatte.
Ich bat ihn leiſe, mir zu ſagen, wer der gefaͤl¬
lige Mann ſei dort im grauen Kleide, — “Die¬
ſer? der wie ein Ende Zwirn ausſieht, der ei¬
nem Schneider aus der Nadel entlaufen iſt?„
Ja, der allein ſteht — “den kenn' ich nicht,„
gab er mir zur Antwort, und, wie es ſchien, ei¬
ne laͤngere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/27>, abgerufen am 16.02.2025.
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