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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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im Streit mit sich und im Frieden mit der Welt;
und wenn das gute Stündlein bei ersterm kommt,
so reichen sich beide die Hand, und der Mensch
muß lächeln und sagen: es ist doch nicht alles ei¬
tel hienieden etc." Denn hier müßte mehr abge¬
schrieben werden, als erlaubt ist.

Die Freiheit dieses Werkchens, welche viel¬
leicht von vielen für Harmlosigkeit angesehen wer¬
den wird, scheint um so interessanter: da sie ei¬
nen so herben Gegensatz bildet gegen den Alexan¬
drinismus in der Poesie, welcher mit geglätteter
Mühseligkeit sie zu erhaschen glaubt, und wirk¬
lich auch wohl nicht selten den Beifall des Pub¬
likums stiehlt. Von diesem ist aber hier eben so
wenig zu spüren, als andererseits von der er¬
zwungenen, ewig mit sich selbst coquettirenden
Begeisterung für das Heilige, von der poetischen
Verdünstung und Vergasung, in welcher sich heut
zu Tage die unkräftigsten und unwissendsten Na¬
turen gefallen. Hier ist viel zwischen den Zei¬
len zu lesen: und wer nur dem Schalk die Hülle
abziehen kann, auch wo er sie festhalten möchte,
der wird ihn für eine recht kerngesunde, frische,
schöne Natur ansprechen.

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im Streit mit ſich und im Frieden mit der Welt;
und wenn das gute Stuͤndlein bei erſterm kommt,
ſo reichen ſich beide die Hand, und der Menſch
muß laͤcheln und ſagen: es iſt doch nicht alles ei¬
tel hienieden ꝛc.„ Denn hier muͤßte mehr abge¬
ſchrieben werden, als erlaubt iſt.

Die Freiheit dieſes Werkchens, welche viel¬
leicht von vielen fuͤr Harmloſigkeit angeſehen wer¬
den wird, ſcheint um ſo intereſſanter: da ſie ei¬
nen ſo herben Gegenſatz bildet gegen den Alexan¬
drinismus in der Poeſie, welcher mit geglaͤtteter
Muͤhſeligkeit ſie zu erhaſchen glaubt, und wirk¬
lich auch wohl nicht ſelten den Beifall des Pub¬
likums ſtiehlt. Von dieſem iſt aber hier eben ſo
wenig zu ſpuͤren, als andererſeits von der er¬
zwungenen, ewig mit ſich ſelbſt coquettirenden
Begeiſterung fuͤr das Heilige, von der poetiſchen
Verduͤnſtung und Vergaſung, in welcher ſich heut
zu Tage die unkraͤftigſten und unwiſſendſten Na¬
turen gefallen. Hier iſt viel zwiſchen den Zei¬
len zu leſen: und wer nur dem Schalk die Huͤlle
abziehen kann, auch wo er ſie feſthalten moͤchte,
der wird ihn fuͤr eine recht kerngeſunde, friſche,
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I 2
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[131/0151] im Streit mit ſich und im Frieden mit der Welt; und wenn das gute Stuͤndlein bei erſterm kommt, ſo reichen ſich beide die Hand, und der Menſch muß laͤcheln und ſagen: es iſt doch nicht alles ei¬ tel hienieden ꝛc.„ Denn hier muͤßte mehr abge¬ ſchrieben werden, als erlaubt iſt. Die Freiheit dieſes Werkchens, welche viel¬ leicht von vielen fuͤr Harmloſigkeit angeſehen wer¬ den wird, ſcheint um ſo intereſſanter: da ſie ei¬ nen ſo herben Gegenſatz bildet gegen den Alexan¬ drinismus in der Poeſie, welcher mit geglaͤtteter Muͤhſeligkeit ſie zu erhaſchen glaubt, und wirk¬ lich auch wohl nicht ſelten den Beifall des Pub¬ likums ſtiehlt. Von dieſem iſt aber hier eben ſo wenig zu ſpuͤren, als andererſeits von der er¬ zwungenen, ewig mit ſich ſelbſt coquettirenden Begeiſterung fuͤr das Heilige, von der poetiſchen Verduͤnſtung und Vergaſung, in welcher ſich heut zu Tage die unkraͤftigſten und unwiſſendſten Na¬ turen gefallen. Hier iſt viel zwiſchen den Zei¬ len zu leſen: und wer nur dem Schalk die Huͤlle abziehen kann, auch wo er ſie feſthalten moͤchte, der wird ihn fuͤr eine recht kerngeſunde, friſche, ſchoͤne Natur anſprechen. I 2

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/151>, abgerufen am 25.11.2024.