Stiefel befanden sich, wie man mich versicherte, nebst Allem, was man bei mir gefunden, als ich hieher gebracht worden, in gutem und sicherm Ge¬ wahrsam, um mir nach meiner Genesung wieder zugestellt zu werden. Der Ort, worin ich krank lag, hieß das SCHLEMIHLIUM; was täglich von Peter Schlemihl abgelesen wurde, war eine Ermahnung für denselben, als den Ur¬ heber und Wohlthäter dieser Stiftung zu beten. Der freundliche Mann, den ich an meinem Bette gesehen hatte, war Bendel, die schöne Frau war Mina.
Ich genas unerkannt im Schlemihlio, und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel's Vaterstadt, wo er aus dem Überrest meines sonst nicht gesegneten Goldes dieses Hospitium, wo Un¬ glückliche mich segneten, unter meinem Namen ge¬ stiftet hatte, und er führte über dasselbe die Auf¬ sicht. Mina war Wittwe, ein unglücklicher Kri¬ minal-Prozeß hatte dem Herrn Rascal das Le¬ ben und ihr selbst ihr mehrstes Vermögen gekostet. Ihre Eltern waren nicht mehr. Sie lebte hier als eine gottesfürchtige Wittwe, und übte Werke der Barmherzigkeit. --
Stiefel befanden ſich, wie man mich verſicherte, nebſt Allem, was man bei mir gefunden, als ich hieher gebracht worden, in gutem und ſicherm Ge¬ wahrſam, um mir nach meiner Geneſung wieder zugeſtellt zu werden. Der Ort, worin ich krank lag, hieß das SCHLEMIHLIUM; was taͤglich von Peter Schlemihl abgeleſen wurde, war eine Ermahnung fuͤr denſelben, als den Ur¬ heber und Wohlthaͤter dieſer Stiftung zu beten. Der freundliche Mann, den ich an meinem Bette geſehen hatte, war Bendel, die ſchoͤne Frau war Mina.
Ich genas unerkannt im Schlemihlio, und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel's Vaterſtadt, wo er aus dem Überreſt meines ſonſt nicht geſegneten Goldes dieſes Hoſpitium, wo Un¬ gluͤckliche mich ſegneten, unter meinem Namen ge¬ ſtiftet hatte, und er fuͤhrte uͤber daſſelbe die Auf¬ ſicht. Mina war Wittwe, ein ungluͤcklicher Kri¬ minal-Prozeß hatte dem Herrn Rascal das Le¬ ben und ihr ſelbſt ihr mehrſtes Vermoͤgen gekoſtet. Ihre Eltern waren nicht mehr. Sie lebte hier als eine gottesfuͤrchtige Wittwe, und uͤbte Werke der Barmherzigkeit. —
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Stiefel befanden ſich, wie man mich verſicherte,
nebſt Allem, was man bei mir gefunden, als ich
hieher gebracht worden, in gutem und ſicherm Ge¬
wahrſam, um mir nach meiner Geneſung wieder
zugeſtellt zu werden. Der Ort, worin ich krank
lag, hieß das SCHLEMIHLIUM; was
taͤglich von Peter Schlemihl abgeleſen wurde,
war eine Ermahnung fuͤr denſelben, als den Ur¬
heber und Wohlthaͤter dieſer Stiftung zu beten.
Der freundliche Mann, den ich an meinem Bette
geſehen hatte, war Bendel, die ſchoͤne Frau
war Mina.
Ich genas unerkannt im Schlemihlio,
und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel's
Vaterſtadt, wo er aus dem Überreſt meines ſonſt
nicht geſegneten Goldes dieſes Hoſpitium, wo Un¬
gluͤckliche mich ſegneten, unter meinem Namen ge¬
ſtiftet hatte, und er fuͤhrte uͤber daſſelbe die Auf¬
ſicht. Mina war Wittwe, ein ungluͤcklicher Kri¬
minal-Prozeß hatte dem Herrn Rascal das Le¬
ben und ihr ſelbſt ihr mehrſtes Vermoͤgen gekoſtet.
Ihre Eltern waren nicht mehr. Sie lebte hier
als eine gottesfuͤrchtige Wittwe, und uͤbte Werke
der Barmherzigkeit. —
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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