Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt, wo¬ "Bendel," hub ich an, "Du weißt mein hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt, wo¬ “Bendel,„ hub ich an, “Du weißt mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="89"/> hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt, wo¬<lb/> hin das Ungluͤck mich gebracht haben mochte, er<lb/> mich es ruhig und gefaßt ertragen ſah. Denn<lb/> ſolche Geſtaltung hatte nun die Verzweiflung in<lb/> mir genommen. Ich ſah mein Elend rieſengroß,<lb/> unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine Thraͤ¬<lb/> nen ausgeweint, es konnte kein Geſchrei mehr<lb/> aus meiner Bruſt preſſen, ich trug ihm kalt und<lb/> gleichguͤltig mein entbloͤßtes Haupt entgegen.</p><lb/> <p>“<hi rendition="#g">Bendel</hi>,„ hub ich an, “Du weißt mein<lb/> Loos. Nicht ohne fruͤheres Verſchulden trift mich<lb/> ſchwere Strafe. Du ſollſt laͤnger nicht, unſchul¬<lb/> diger Mann, Dein Schickſal an das meine bin¬<lb/> den, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch<lb/> fort, ſattle mir ein Pferd, ich reite allein; du<lb/> bleibſt, ich will's. Es muͤſſen hier noch einige<lb/> Kiſten Goldes liegen, das behalte Du. Ich wer¬<lb/> de allein unſtaͤt in der Welt wandern; wann<lb/> mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht, und<lb/> das Gluͤck mich verſoͤhnet anblickt, dann will ich<lb/> Deiner getreu gedenken, denn ich habe an Deiner<lb/> getreuen Bruſt in ſchweren ſchmerzlichen Stunden<lb/> geweint.„<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0109]
hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt, wo¬
hin das Ungluͤck mich gebracht haben mochte, er
mich es ruhig und gefaßt ertragen ſah. Denn
ſolche Geſtaltung hatte nun die Verzweiflung in
mir genommen. Ich ſah mein Elend rieſengroß,
unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine Thraͤ¬
nen ausgeweint, es konnte kein Geſchrei mehr
aus meiner Bruſt preſſen, ich trug ihm kalt und
gleichguͤltig mein entbloͤßtes Haupt entgegen.
“Bendel,„ hub ich an, “Du weißt mein
Loos. Nicht ohne fruͤheres Verſchulden trift mich
ſchwere Strafe. Du ſollſt laͤnger nicht, unſchul¬
diger Mann, Dein Schickſal an das meine bin¬
den, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch
fort, ſattle mir ein Pferd, ich reite allein; du
bleibſt, ich will's. Es muͤſſen hier noch einige
Kiſten Goldes liegen, das behalte Du. Ich wer¬
de allein unſtaͤt in der Welt wandern; wann
mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht, und
das Gluͤck mich verſoͤhnet anblickt, dann will ich
Deiner getreu gedenken, denn ich habe an Deiner
getreuen Bruſt in ſchweren ſchmerzlichen Stunden
geweint.„
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