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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. München 1899.

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Die Germanen als Schöpfer einer neuen Kultur.

Nichts ist in diesem Zusammenhang lehrreicher als ein Hinweis auf
die sichtbare Bedeutung der Reinheit der Rasse.1) Wie matt schlägt
heute das Herz des Slaven, der doch so kühn und frei in die Geschichte
eingetreten war; Ranke, Gobineau, Wallace, Schvarcz .... alle urteils-
fähige Historiker bezeugen, es gehe ihm bei grosser Begabung die
eigentliche Gestaltungskraft, sowie die vollbringende Beharrlichkeit ab;
die Anthropologie löst das Rätsel, denn sie zeigt uns (siehe S. 472, 491),
dass weitaus die Mehrzahl der heutigen Slaven durch Vermischung
mit einer anderen Menschenrasse die physischen Merkmale ihrer den
alten Germanen identischen Ahnen eingebüsst hat -- damit zugleich
natürlich die moralischen. Und trotzdem bergen diese Völker noch so
viel germanisches Blut, dass sie einen der grossen civilisatorischen
Faktoren der fortschreitenden Weltbewältigung durch Europa ausmachen.
Allerdings überschreitet man bei Eydtkuhnen eine traurig sichtbare
Grenze, und der Saum deutscher Kulturarbeit, der sich an der Ostsee
entlang zieht, sowie jene tausend Stellen im Innern Russland's, wo
dieselbe Kraft reiner Rasse dem erstaunten Reisenden plötzlich entgegen-
tritt, macht den Kontrast nur um so greifbarer; nichtsdestoweniger
steckt hier noch ein gewisser, spezifisch germanischer Trieb, freilich
nur ein Schatten, doch ein stammverwandter, und der darum auch
etwas zu Stande bringt, trotz aller Opposition der erbgesessenen asiati-
schen Kultur.

Ausser der Reinheit der Rasse kommt bei der germanischen
noch ihre Vielgestaltigkeit für das historische Verständnis in Betracht;
dafür bietet die Weltgeschichte kein zweites Beispiel. Auch im
Pflanzen- und Tierreich finden wir unter den Gattungen einer
Familie und unter den Arten einer Gattung eine sehr verschiedene
"Plasticität": bei den einen ist die Gestalt wie versteinert, als wären
sämtliche Individuen in einer und derselben eisernen Form gegossen,
bei anderen finden dagegen Schwankungen innerhalb enger Grenzen
statt, und wiederum bei anderen (man denke an den Hund und an
Hieracium!) ist die Mannigfaltigkeit der Gestalt eine endlose, sie bringt
ewig Neues hervor, und derartige Wesen zeichnen sich ausserdem
stets durch die Neigung zur unbegrenzten Hybridierung aus, woraus
dann immer wieder neue und -- bei Inzucht (siehe S. 282) -- reine
Rassen hervorgehen. Diesen gleichen die Germanen; ihre Plasticität
ist erstaunlich, und jede Kreuzung zwischen ihren verschieden gearteten

1) Für alles Weitere über diesen Gegenstand verweise ich auf die Kap. 4 und 6.
Die Germanen als Schöpfer einer neuen Kultur.

Nichts ist in diesem Zusammenhang lehrreicher als ein Hinweis auf
die sichtbare Bedeutung der Reinheit der Rasse.1) Wie matt schlägt
heute das Herz des Slaven, der doch so kühn und frei in die Geschichte
eingetreten war; Ranke, Gobineau, Wallace, Schvarcz .... alle urteils-
fähige Historiker bezeugen, es gehe ihm bei grosser Begabung die
eigentliche Gestaltungskraft, sowie die vollbringende Beharrlichkeit ab;
die Anthropologie löst das Rätsel, denn sie zeigt uns (siehe S. 472, 491),
dass weitaus die Mehrzahl der heutigen Slaven durch Vermischung
mit einer anderen Menschenrasse die physischen Merkmale ihrer den
alten Germanen identischen Ahnen eingebüsst hat — damit zugleich
natürlich die moralischen. Und trotzdem bergen diese Völker noch so
viel germanisches Blut, dass sie einen der grossen civilisatorischen
Faktoren der fortschreitenden Weltbewältigung durch Europa ausmachen.
Allerdings überschreitet man bei Eydtkuhnen eine traurig sichtbare
Grenze, und der Saum deutscher Kulturarbeit, der sich an der Ostsee
entlang zieht, sowie jene tausend Stellen im Innern Russland’s, wo
dieselbe Kraft reiner Rasse dem erstaunten Reisenden plötzlich entgegen-
tritt, macht den Kontrast nur um so greifbarer; nichtsdestoweniger
steckt hier noch ein gewisser, spezifisch germanischer Trieb, freilich
nur ein Schatten, doch ein stammverwandter, und der darum auch
etwas zu Stande bringt, trotz aller Opposition der erbgesessenen asiati-
schen Kultur.

Ausser der Reinheit der Rasse kommt bei der germanischen
noch ihre Vielgestaltigkeit für das historische Verständnis in Betracht;
dafür bietet die Weltgeschichte kein zweites Beispiel. Auch im
Pflanzen- und Tierreich finden wir unter den Gattungen einer
Familie und unter den Arten einer Gattung eine sehr verschiedene
»Plasticität«: bei den einen ist die Gestalt wie versteinert, als wären
sämtliche Individuen in einer und derselben eisernen Form gegossen,
bei anderen finden dagegen Schwankungen innerhalb enger Grenzen
statt, und wiederum bei anderen (man denke an den Hund und an
Hieracium!) ist die Mannigfaltigkeit der Gestalt eine endlose, sie bringt
ewig Neues hervor, und derartige Wesen zeichnen sich ausserdem
stets durch die Neigung zur unbegrenzten Hybridierung aus, woraus
dann immer wieder neue und — bei Inzucht (siehe S. 282) — reine
Rassen hervorgehen. Diesen gleichen die Germanen; ihre Plasticität
ist erstaunlich, und jede Kreuzung zwischen ihren verschieden gearteten

1) Für alles Weitere über diesen Gegenstand verweise ich auf die Kap. 4 und 6.
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[701/0180] Die Germanen als Schöpfer einer neuen Kultur. Nichts ist in diesem Zusammenhang lehrreicher als ein Hinweis auf die sichtbare Bedeutung der Reinheit der Rasse. 1) Wie matt schlägt heute das Herz des Slaven, der doch so kühn und frei in die Geschichte eingetreten war; Ranke, Gobineau, Wallace, Schvarcz .... alle urteils- fähige Historiker bezeugen, es gehe ihm bei grosser Begabung die eigentliche Gestaltungskraft, sowie die vollbringende Beharrlichkeit ab; die Anthropologie löst das Rätsel, denn sie zeigt uns (siehe S. 472, 491), dass weitaus die Mehrzahl der heutigen Slaven durch Vermischung mit einer anderen Menschenrasse die physischen Merkmale ihrer den alten Germanen identischen Ahnen eingebüsst hat — damit zugleich natürlich die moralischen. Und trotzdem bergen diese Völker noch so viel germanisches Blut, dass sie einen der grossen civilisatorischen Faktoren der fortschreitenden Weltbewältigung durch Europa ausmachen. Allerdings überschreitet man bei Eydtkuhnen eine traurig sichtbare Grenze, und der Saum deutscher Kulturarbeit, der sich an der Ostsee entlang zieht, sowie jene tausend Stellen im Innern Russland’s, wo dieselbe Kraft reiner Rasse dem erstaunten Reisenden plötzlich entgegen- tritt, macht den Kontrast nur um so greifbarer; nichtsdestoweniger steckt hier noch ein gewisser, spezifisch germanischer Trieb, freilich nur ein Schatten, doch ein stammverwandter, und der darum auch etwas zu Stande bringt, trotz aller Opposition der erbgesessenen asiati- schen Kultur. Ausser der Reinheit der Rasse kommt bei der germanischen noch ihre Vielgestaltigkeit für das historische Verständnis in Betracht; dafür bietet die Weltgeschichte kein zweites Beispiel. Auch im Pflanzen- und Tierreich finden wir unter den Gattungen einer Familie und unter den Arten einer Gattung eine sehr verschiedene »Plasticität«: bei den einen ist die Gestalt wie versteinert, als wären sämtliche Individuen in einer und derselben eisernen Form gegossen, bei anderen finden dagegen Schwankungen innerhalb enger Grenzen statt, und wiederum bei anderen (man denke an den Hund und an Hieracium!) ist die Mannigfaltigkeit der Gestalt eine endlose, sie bringt ewig Neues hervor, und derartige Wesen zeichnen sich ausserdem stets durch die Neigung zur unbegrenzten Hybridierung aus, woraus dann immer wieder neue und — bei Inzucht (siehe S. 282) — reine Rassen hervorgehen. Diesen gleichen die Germanen; ihre Plasticität ist erstaunlich, und jede Kreuzung zwischen ihren verschieden gearteten 1) Für alles Weitere über diesen Gegenstand verweise ich auf die Kap. 4 und 6.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. München 1899, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen02_1899/180>, abgerufen am 23.11.2024.