Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte. die organisatorische Befähigung, die reiche schöpferische Künstlerkraft;was dann übrig blieb, als das germanische "Geblüt", als das physische Substratum vertilgt war, sehen wir heute.1) Seien wir also nicht zu schnell bei der Hand mit der Behauptung, das Germanentum liege nicht im Geblüte; es liegt doch darin; nicht in dem Sinne, dass dieses Geblüt germanische Gesinnung und Befähigung verbürge, doch aber, dass es sie ermögliche. Diese Beschränkung ist also zunächst eine sehr klare: Germane Doch muss ich gleich darauf aufmerksam machen, wie notwendig 1) Vergl. Savigny's Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. I, Kap. 3
und 5. Diese Reinhaltung der germanischen Rasse durch Jahrhunderte hindurch, mitten unter einer minderwertigen Bevölkerung, fand nicht allein in Spanien statt, auch in Oberitalien lebten Germanen nach getrenntem Recht bis ins 14. Jahrhundert, worüber Näheres weiter unten und im 9. Kapitel. Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte. die organisatorische Befähigung, die reiche schöpferische Künstlerkraft;was dann übrig blieb, als das germanische »Geblüt«, als das physische Substratum vertilgt war, sehen wir heute.1) Seien wir also nicht zu schnell bei der Hand mit der Behauptung, das Germanentum liege nicht im Geblüte; es liegt doch darin; nicht in dem Sinne, dass dieses Geblüt germanische Gesinnung und Befähigung verbürge, doch aber, dass es sie ermögliche. Diese Beschränkung ist also zunächst eine sehr klare: Germane Doch muss ich gleich darauf aufmerksam machen, wie notwendig 1) Vergl. Savigny’s Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. I, Kap. 3
und 5. Diese Reinhaltung der germanischen Rasse durch Jahrhunderte hindurch, mitten unter einer minderwertigen Bevölkerung, fand nicht allein in Spanien statt, auch in Oberitalien lebten Germanen nach getrenntem Recht bis ins 14. Jahrhundert, worüber Näheres weiter unten und im 9. Kapitel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0508" n="485"/><fw place="top" type="header">Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.</fw><lb/> die organisatorische Befähigung, die reiche schöpferische Künstlerkraft;<lb/> was dann übrig blieb, als das germanische »Geblüt«, als das physische<lb/> Substratum vertilgt war, sehen wir heute.<note place="foot" n="1)">Vergl. Savigny’s <hi rendition="#i">Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter</hi>, Bd. I, Kap. 3<lb/> und 5. Diese Reinhaltung der germanischen Rasse durch Jahrhunderte hindurch,<lb/> mitten unter einer minderwertigen Bevölkerung, fand nicht allein in Spanien statt,<lb/> auch in Oberitalien lebten Germanen nach getrenntem Recht bis ins 14. Jahrhundert,<lb/> worüber Näheres weiter unten und im 9. Kapitel.</note> Seien wir also nicht zu<lb/> schnell bei der Hand mit der Behauptung, das Germanentum liege<lb/> nicht im Geblüte; es liegt doch darin; nicht in dem Sinne, dass<lb/> dieses Geblüt germanische Gesinnung und Befähigung verbürge, doch<lb/> aber, dass es sie ermögliche.</p><lb/> <p>Diese Beschränkung ist also zunächst eine sehr klare: Germane<lb/> ist der Regel nach nur, wer von Germanen abstammt.</p><lb/> <p>Doch muss ich gleich darauf aufmerksam machen, wie notwendig<lb/> die vorangehende Erweiterung des Begriffes war, damit diese Be-<lb/> schränkung mit Verstand zur Anwendung komme. Sonst stellen sich<lb/> solche lustige Folgerungen ein, denen selbst Henke in der oben an-<lb/> geführten Broschüre nicht ausweichen kann, wie dass Luther kein<lb/> echter germanischer Mann war! und dass die Schwaben, die mit Recht<lb/> in der ganzen Welt als hervorragende Vertreter des unverfälschtesten<lb/> Germanentums gelten, ebenfalls nicht echte Germanen sind! Ein<lb/> Mann, dessen Abstammung und dessen Gesichtsbildung ihn als das<lb/> Ergebnis einer Mischung zwischen echtdeutschem und echtslavischem<lb/> Blut bezeugen, wie dies Henke von Luther nachweist, ist ein echter<lb/> germanischer Mann, aus glücklichster Mischung hervorgegangen, und<lb/> ein Gleiches gilt von dem Volk der Schwaben, bei denen, wie ebenfalls<lb/> Henke darthut, eine innige Vermengung von Kelten und Deutschen<lb/> stattgefunden, welche zu reicher poetischer Begabung und ausnehmen-<lb/> der Charakterfestigkeit führte. Über die hohen Vorteile der Kreu-<lb/> zungen zwischen nahe verwandten Völkern berichtete ich im vierten<lb/> Kapitel (S. 279—283); bei den germanischen Völkern bewährte sich<lb/> dieses Gesetz überall: bei den Franzosen, wo die mannigfachsten<lb/> Kreuzungen germanischer Typen zu einer Überfülle reicher Talente<lb/> führte, und wo noch heute, in Folge des Vorhandenseins vieler Centren<lb/> verschiedenartigster Rassenreinkulturen, reiches Leben sich kundthut,<lb/> bei den Engländern, bei den Sachsen, den Preussen, u. s. w. Treitschke<lb/> macht besonders darauf aufmerksam, dass die »staatsbildende Kraft<lb/> Deutschlands« nie in den ungemischt deutschen Stämmen gelegen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [485/0508]
Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
die organisatorische Befähigung, die reiche schöpferische Künstlerkraft;
was dann übrig blieb, als das germanische »Geblüt«, als das physische
Substratum vertilgt war, sehen wir heute. 1) Seien wir also nicht zu
schnell bei der Hand mit der Behauptung, das Germanentum liege
nicht im Geblüte; es liegt doch darin; nicht in dem Sinne, dass
dieses Geblüt germanische Gesinnung und Befähigung verbürge, doch
aber, dass es sie ermögliche.
Diese Beschränkung ist also zunächst eine sehr klare: Germane
ist der Regel nach nur, wer von Germanen abstammt.
Doch muss ich gleich darauf aufmerksam machen, wie notwendig
die vorangehende Erweiterung des Begriffes war, damit diese Be-
schränkung mit Verstand zur Anwendung komme. Sonst stellen sich
solche lustige Folgerungen ein, denen selbst Henke in der oben an-
geführten Broschüre nicht ausweichen kann, wie dass Luther kein
echter germanischer Mann war! und dass die Schwaben, die mit Recht
in der ganzen Welt als hervorragende Vertreter des unverfälschtesten
Germanentums gelten, ebenfalls nicht echte Germanen sind! Ein
Mann, dessen Abstammung und dessen Gesichtsbildung ihn als das
Ergebnis einer Mischung zwischen echtdeutschem und echtslavischem
Blut bezeugen, wie dies Henke von Luther nachweist, ist ein echter
germanischer Mann, aus glücklichster Mischung hervorgegangen, und
ein Gleiches gilt von dem Volk der Schwaben, bei denen, wie ebenfalls
Henke darthut, eine innige Vermengung von Kelten und Deutschen
stattgefunden, welche zu reicher poetischer Begabung und ausnehmen-
der Charakterfestigkeit führte. Über die hohen Vorteile der Kreu-
zungen zwischen nahe verwandten Völkern berichtete ich im vierten
Kapitel (S. 279—283); bei den germanischen Völkern bewährte sich
dieses Gesetz überall: bei den Franzosen, wo die mannigfachsten
Kreuzungen germanischer Typen zu einer Überfülle reicher Talente
führte, und wo noch heute, in Folge des Vorhandenseins vieler Centren
verschiedenartigster Rassenreinkulturen, reiches Leben sich kundthut,
bei den Engländern, bei den Sachsen, den Preussen, u. s. w. Treitschke
macht besonders darauf aufmerksam, dass die »staatsbildende Kraft
Deutschlands« nie in den ungemischt deutschen Stämmen gelegen
1) Vergl. Savigny’s Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. I, Kap. 3
und 5. Diese Reinhaltung der germanischen Rasse durch Jahrhunderte hindurch,
mitten unter einer minderwertigen Bevölkerung, fand nicht allein in Spanien statt,
auch in Oberitalien lebten Germanen nach getrenntem Recht bis ins 14. Jahrhundert,
worüber Näheres weiter unten und im 9. Kapitel.
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