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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
In Bezug auf die Rasse sind diese ohne Frage zunächst als eine Folge
zu betrachten, doch, man unterschätze diese unsichtbare innere Ana-
tomie, diese rein geistige Dolichocephalie und Brachycephalie nicht,
sie wirkt im weitesten Umfang auch als Ursache. Daher hat jede
kräftige Nation eine so grosse Assimilationskraft. Der Eintritt in den
neuen Verband ändert zunächst kein Jota an der physischen Struktur,
und nur sehr langsam, im Laufe der Generationen, das Blut; doch
viel schneller wirken die Ideen, indem sie fast sofort die ganze Persön-
lichkeit in andere Bahnen lenken. Und die jüdische Nationalidee
scheint eine ganz besonders mächtige Wirkung auszuüben, vielleicht
gerade darum, weil in diesem Falle die Nation lediglich als Idee
existiert
und vom Anbeginn des Judentums an niemals eine normale
"Nation" war, sondern vor allem ein Gedanke, eine Hoffnung. Darum
ist es auch verkehrt, gerade bei Juden ein besonderes Gewicht auf
die Aufnahme fremden Blutes, die von Zeit zu Zeit stattfand, zu legen,
wie das z. B. von Renan mit grossem Nachdruck in seinen letzten Jahren
geschah. Besser als jeder Andere wusste Renan, dass der Übertritt
von Griechen und Römern zum Judentume eine durchaus belanglose
Erscheinung war. Was waren diese "Hellenen" aus Antiochien, von
denen er uns in seinem Vortrag "Judaisme race ou religion?" erzählt,
die angeblich haufenweise zum Judentum übertraten (für die That-
sache besitzen wir nur das Zeugnis eines sehr unzuverlässigen Juden,
des Josephus)? Hebräisch-syrische Bastarde, weiter nichts, in deren
Adern wahrscheinlich nicht ein Tropfen griechischen Blutes floss!
Und diese "Römer", für die sich Renan auf Juvenal (Sat. XIV, 95 fg.)
beruft? die Hefe des aus entfesselten asiatischen und afrikanischen
Sklaven zusammengesetzten Volkes! Er nenne uns den bedeutenden
Römer, der Jude geworden wäre! Solche Behauptungen bedeuten eine
absichtliche Irreführung des ungelehrten Publikums. Doch, wenn sie
auch auf Wahrheit statt auf tendenziöser Fälschung beruhten, was
würde daraus folgen? Sollte die jüdische Nationalidee nicht die Kraft
besitzen, die allen anderen Nationen eignet? Im Gegenteil, sie ist, wie
ich gezeigt habe, machtvoll wie keine zweite und schafft die Menschen
um zu ihrem Ebenbilde. Man braucht nicht die authentische Hethiter-
nase zu besitzen, um Jude zu sein, vielmehr bezeichnet dieses Wort
vor Allem eine besondere Art zu fühlen und zu denken; ein Mensch
kann sehr schnell, ohne Israelit zu sein, Jude werden; Mancher braucht
nur fleissig bei Juden zu verkehren, jüdische Zeitungen zu lesen und
an jüdische Lebensauffassung, Litteratur und Kunst sich zu gewöhnen.

Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
In Bezug auf die Rasse sind diese ohne Frage zunächst als eine Folge
zu betrachten, doch, man unterschätze diese unsichtbare innere Ana-
tomie, diese rein geistige Dolichocephalie und Brachycephalie nicht,
sie wirkt im weitesten Umfang auch als Ursache. Daher hat jede
kräftige Nation eine so grosse Assimilationskraft. Der Eintritt in den
neuen Verband ändert zunächst kein Jota an der physischen Struktur,
und nur sehr langsam, im Laufe der Generationen, das Blut; doch
viel schneller wirken die Ideen, indem sie fast sofort die ganze Persön-
lichkeit in andere Bahnen lenken. Und die jüdische Nationalidee
scheint eine ganz besonders mächtige Wirkung auszuüben, vielleicht
gerade darum, weil in diesem Falle die Nation lediglich als Idee
existiert
und vom Anbeginn des Judentums an niemals eine normale
»Nation« war, sondern vor allem ein Gedanke, eine Hoffnung. Darum
ist es auch verkehrt, gerade bei Juden ein besonderes Gewicht auf
die Aufnahme fremden Blutes, die von Zeit zu Zeit stattfand, zu legen,
wie das z. B. von Renan mit grossem Nachdruck in seinen letzten Jahren
geschah. Besser als jeder Andere wusste Renan, dass der Übertritt
von Griechen und Römern zum Judentume eine durchaus belanglose
Erscheinung war. Was waren diese »Hellenen« aus Antiochien, von
denen er uns in seinem Vortrag »Judaïsme race ou religion?« erzählt,
die angeblich haufenweise zum Judentum übertraten (für die That-
sache besitzen wir nur das Zeugnis eines sehr unzuverlässigen Juden,
des Josephus)? Hebräisch-syrische Bastarde, weiter nichts, in deren
Adern wahrscheinlich nicht ein Tropfen griechischen Blutes floss!
Und diese »Römer«, für die sich Renan auf Juvenal (Sat. XIV, 95 fg.)
beruft? die Hefe des aus entfesselten asiatischen und afrikanischen
Sklaven zusammengesetzten Volkes! Er nenne uns den bedeutenden
Römer, der Jude geworden wäre! Solche Behauptungen bedeuten eine
absichtliche Irreführung des ungelehrten Publikums. Doch, wenn sie
auch auf Wahrheit statt auf tendenziöser Fälschung beruhten, was
würde daraus folgen? Sollte die jüdische Nationalidee nicht die Kraft
besitzen, die allen anderen Nationen eignet? Im Gegenteil, sie ist, wie
ich gezeigt habe, machtvoll wie keine zweite und schafft die Menschen
um zu ihrem Ebenbilde. Man braucht nicht die authentische Hethiter-
nase zu besitzen, um Jude zu sein, vielmehr bezeichnet dieses Wort
vor Allem eine besondere Art zu fühlen und zu denken; ein Mensch
kann sehr schnell, ohne Israelit zu sein, Jude werden; Mancher braucht
nur fleissig bei Juden zu verkehren, jüdische Zeitungen zu lesen und
an jüdische Lebensauffassung, Litteratur und Kunst sich zu gewöhnen.

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[457/0480] Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte. In Bezug auf die Rasse sind diese ohne Frage zunächst als eine Folge zu betrachten, doch, man unterschätze diese unsichtbare innere Ana- tomie, diese rein geistige Dolichocephalie und Brachycephalie nicht, sie wirkt im weitesten Umfang auch als Ursache. Daher hat jede kräftige Nation eine so grosse Assimilationskraft. Der Eintritt in den neuen Verband ändert zunächst kein Jota an der physischen Struktur, und nur sehr langsam, im Laufe der Generationen, das Blut; doch viel schneller wirken die Ideen, indem sie fast sofort die ganze Persön- lichkeit in andere Bahnen lenken. Und die jüdische Nationalidee scheint eine ganz besonders mächtige Wirkung auszuüben, vielleicht gerade darum, weil in diesem Falle die Nation lediglich als Idee existiert und vom Anbeginn des Judentums an niemals eine normale »Nation« war, sondern vor allem ein Gedanke, eine Hoffnung. Darum ist es auch verkehrt, gerade bei Juden ein besonderes Gewicht auf die Aufnahme fremden Blutes, die von Zeit zu Zeit stattfand, zu legen, wie das z. B. von Renan mit grossem Nachdruck in seinen letzten Jahren geschah. Besser als jeder Andere wusste Renan, dass der Übertritt von Griechen und Römern zum Judentume eine durchaus belanglose Erscheinung war. Was waren diese »Hellenen« aus Antiochien, von denen er uns in seinem Vortrag »Judaïsme race ou religion?« erzählt, die angeblich haufenweise zum Judentum übertraten (für die That- sache besitzen wir nur das Zeugnis eines sehr unzuverlässigen Juden, des Josephus)? Hebräisch-syrische Bastarde, weiter nichts, in deren Adern wahrscheinlich nicht ein Tropfen griechischen Blutes floss! Und diese »Römer«, für die sich Renan auf Juvenal (Sat. XIV, 95 fg.) beruft? die Hefe des aus entfesselten asiatischen und afrikanischen Sklaven zusammengesetzten Volkes! Er nenne uns den bedeutenden Römer, der Jude geworden wäre! Solche Behauptungen bedeuten eine absichtliche Irreführung des ungelehrten Publikums. Doch, wenn sie auch auf Wahrheit statt auf tendenziöser Fälschung beruhten, was würde daraus folgen? Sollte die jüdische Nationalidee nicht die Kraft besitzen, die allen anderen Nationen eignet? Im Gegenteil, sie ist, wie ich gezeigt habe, machtvoll wie keine zweite und schafft die Menschen um zu ihrem Ebenbilde. Man braucht nicht die authentische Hethiter- nase zu besitzen, um Jude zu sein, vielmehr bezeichnet dieses Wort vor Allem eine besondere Art zu fühlen und zu denken; ein Mensch kann sehr schnell, ohne Israelit zu sein, Jude werden; Mancher braucht nur fleissig bei Juden zu verkehren, jüdische Zeitungen zu lesen und an jüdische Lebensauffassung, Litteratur und Kunst sich zu gewöhnen.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/480>, abgerufen am 12.09.2024.