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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Die Erben.
doch weder physisch noch geistig ungewöhnlich hervorragenden Volke
erzeugt sie den Wahn einer besonderen Auserwähltheit, einer beson-
deren Gottgefälligkeit, einer unvergleichlichen Zukunft, sie schliesst es
in tollem Hochmut von sämtlichen Nationen der Erde ab, zwingt ihm
ein geistloses, unvernünftiges, in der Praxis gar nicht durchzuführen-
des Gesetz als ein gottgegebenes auf, nährt es mit erlogenen Erinne-
rungen und wiegt es in verbrecherischen Hoffnungen -- und, während
sie dieses Volk derart in seiner eigenen Einbildung zu babylonisch
schwindligen Höhen emporhebt, drückt sie es in Wirklichkeit seelisch
so tief herab, lastet so schwer auf seinen besten Anlagen, sondert es
so gänzlich aus der leidenden, strebenden, schaffenden Menschheit,
erstarrt es so hoffnungslos in den unseligsten fixen Ideen, macht es
so offenbar in allen seinen Gestaltungen (von der äussersten Recht-
gläubigkeit bis zum ausgesprochenen Freisinn) zu einem offenen oder
versteckten Feind jedes anderen Menschen, zu einer Gefahr für jede
Kultur, dass es zu allen Zeiten und an allen Orten den Hochbegabten
das tiefste Misstrauen einflösste und dem sicheren Instinkt des Volkes
Abscheu. Ich sagte soeben, Rechtgläubigkeit und Freisinn könnten
uns hier gleich gelten, und in der That, es kommt weniger darauf
an, was ein Jude heute glaubt, als (wenn man mir die paradoxe
Gegenüberstellung erlaubt) darauf, was er glauben kann, was er zu
glauben vermag. Die intellektuelle Begabung und die Moralität sind
individuelle Anlagen; der Jude ist, wie andere Menschen, klug oder
dumm, gut oder schlecht; wer das leugnet, ist nicht wert, dass man
mit ihm rede; was dagegen nicht individuell ist, das sind les plis
de la pensee,
wie der Franzose sagt, die angeborenen Richtungen
des Denkens und des Thuns, die bestimmten Falten, in die der Geist
durch die Gewohnheiten von Generationen gelegt wird.1) Und so sehen
wir denn heute jüdische Atheisten allermodernster Richtung, die, durch
ihre Neigung, unsinnige Hypothesen oder blosse Notvorstellungen der
Wissenschaft für materielle, bare Thatsachen zu halten, durch ihre
totale Unfähigkeit, sich über den borniertesten historischen Standpunkt
zu erheben, durch ihr Talent, unmögliche sozialistische und ökonomische
Messiasreiche zu planen, unbekümmert, ob sie dabei unsere ganze,

1) Die Generation mit 24 Jahren berechnet, was bei der Frühreife der
Juden nicht übertrieben ist, steht der heutige Jude durchschnittlich in der hundertsten
Generation seit der Rückkehr aus Babylon und der Begründung des Judentums.
Das gilt natürlich nur für die männliche Folge; eine ununterbrochene weibliche
Folge stünde jetzt etwa in der hundertundfünfzigsten Generation.

Die Erben.
doch weder physisch noch geistig ungewöhnlich hervorragenden Volke
erzeugt sie den Wahn einer besonderen Auserwähltheit, einer beson-
deren Gottgefälligkeit, einer unvergleichlichen Zukunft, sie schliesst es
in tollem Hochmut von sämtlichen Nationen der Erde ab, zwingt ihm
ein geistloses, unvernünftiges, in der Praxis gar nicht durchzuführen-
des Gesetz als ein gottgegebenes auf, nährt es mit erlogenen Erinne-
rungen und wiegt es in verbrecherischen Hoffnungen — und, während
sie dieses Volk derart in seiner eigenen Einbildung zu babylonisch
schwindligen Höhen emporhebt, drückt sie es in Wirklichkeit seelisch
so tief herab, lastet so schwer auf seinen besten Anlagen, sondert es
so gänzlich aus der leidenden, strebenden, schaffenden Menschheit,
erstarrt es so hoffnungslos in den unseligsten fixen Ideen, macht es
so offenbar in allen seinen Gestaltungen (von der äussersten Recht-
gläubigkeit bis zum ausgesprochenen Freisinn) zu einem offenen oder
versteckten Feind jedes anderen Menschen, zu einer Gefahr für jede
Kultur, dass es zu allen Zeiten und an allen Orten den Hochbegabten
das tiefste Misstrauen einflösste und dem sicheren Instinkt des Volkes
Abscheu. Ich sagte soeben, Rechtgläubigkeit und Freisinn könnten
uns hier gleich gelten, und in der That, es kommt weniger darauf
an, was ein Jude heute glaubt, als (wenn man mir die paradoxe
Gegenüberstellung erlaubt) darauf, was er glauben kann, was er zu
glauben vermag. Die intellektuelle Begabung und die Moralität sind
individuelle Anlagen; der Jude ist, wie andere Menschen, klug oder
dumm, gut oder schlecht; wer das leugnet, ist nicht wert, dass man
mit ihm rede; was dagegen nicht individuell ist, das sind les plis
de la pensée,
wie der Franzose sagt, die angeborenen Richtungen
des Denkens und des Thuns, die bestimmten Falten, in die der Geist
durch die Gewohnheiten von Generationen gelegt wird.1) Und so sehen
wir denn heute jüdische Atheisten allermodernster Richtung, die, durch
ihre Neigung, unsinnige Hypothesen oder blosse Notvorstellungen der
Wissenschaft für materielle, bare Thatsachen zu halten, durch ihre
totale Unfähigkeit, sich über den borniertesten historischen Standpunkt
zu erheben, durch ihr Talent, unmögliche sozialistische und ökonomische
Messiasreiche zu planen, unbekümmert, ob sie dabei unsere ganze,

1) Die Generation mit 24 Jahren berechnet, was bei der Frühreife der
Juden nicht übertrieben ist, steht der heutige Jude durchschnittlich in der hundertsten
Generation seit der Rückkehr aus Babylon und der Begründung des Judentums.
Das gilt natürlich nur für die männliche Folge; eine ununterbrochene weibliche
Folge stünde jetzt etwa in der hundertundfünfzigsten Generation.
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[450/0473] Die Erben. doch weder physisch noch geistig ungewöhnlich hervorragenden Volke erzeugt sie den Wahn einer besonderen Auserwähltheit, einer beson- deren Gottgefälligkeit, einer unvergleichlichen Zukunft, sie schliesst es in tollem Hochmut von sämtlichen Nationen der Erde ab, zwingt ihm ein geistloses, unvernünftiges, in der Praxis gar nicht durchzuführen- des Gesetz als ein gottgegebenes auf, nährt es mit erlogenen Erinne- rungen und wiegt es in verbrecherischen Hoffnungen — und, während sie dieses Volk derart in seiner eigenen Einbildung zu babylonisch schwindligen Höhen emporhebt, drückt sie es in Wirklichkeit seelisch so tief herab, lastet so schwer auf seinen besten Anlagen, sondert es so gänzlich aus der leidenden, strebenden, schaffenden Menschheit, erstarrt es so hoffnungslos in den unseligsten fixen Ideen, macht es so offenbar in allen seinen Gestaltungen (von der äussersten Recht- gläubigkeit bis zum ausgesprochenen Freisinn) zu einem offenen oder versteckten Feind jedes anderen Menschen, zu einer Gefahr für jede Kultur, dass es zu allen Zeiten und an allen Orten den Hochbegabten das tiefste Misstrauen einflösste und dem sicheren Instinkt des Volkes Abscheu. Ich sagte soeben, Rechtgläubigkeit und Freisinn könnten uns hier gleich gelten, und in der That, es kommt weniger darauf an, was ein Jude heute glaubt, als (wenn man mir die paradoxe Gegenüberstellung erlaubt) darauf, was er glauben kann, was er zu glauben vermag. Die intellektuelle Begabung und die Moralität sind individuelle Anlagen; der Jude ist, wie andere Menschen, klug oder dumm, gut oder schlecht; wer das leugnet, ist nicht wert, dass man mit ihm rede; was dagegen nicht individuell ist, das sind les plis de la pensée, wie der Franzose sagt, die angeborenen Richtungen des Denkens und des Thuns, die bestimmten Falten, in die der Geist durch die Gewohnheiten von Generationen gelegt wird. 1) Und so sehen wir denn heute jüdische Atheisten allermodernster Richtung, die, durch ihre Neigung, unsinnige Hypothesen oder blosse Notvorstellungen der Wissenschaft für materielle, bare Thatsachen zu halten, durch ihre totale Unfähigkeit, sich über den borniertesten historischen Standpunkt zu erheben, durch ihr Talent, unmögliche sozialistische und ökonomische Messiasreiche zu planen, unbekümmert, ob sie dabei unsere ganze, 1) Die Generation mit 24 Jahren berechnet, was bei der Frühreife der Juden nicht übertrieben ist, steht der heutige Jude durchschnittlich in der hundertsten Generation seit der Rückkehr aus Babylon und der Begründung des Judentums. Das gilt natürlich nur für die männliche Folge; eine ununterbrochene weibliche Folge stünde jetzt etwa in der hundertundfünfzigsten Generation.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/473>, abgerufen am 12.09.2024.