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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
seine Phantasie wirkt beengend, einschnürend, verschmächtigend; ein
grosser Gedanke, ein tief symbolisches Bild kommt klein und dünn,
"plattgeschlagen", der weithin reichenden Bedeutung beraubt, aus
seinem Gehirn wieder heraus. "Unter den Händen der Semiten
wurden die Mythologien, die sie fremden Völkern entlehnten, zu
flachen historischen Berichten."1) "Die Entfärbung der Mythen ist
gleichbedeutend mit ihrer Hebraisierung", sagt Wellhausen.2) Und
nicht allein besassen die Semiten wenig schöpferische Phantasie, sondern
sie unterdrückten systematisch jede derartige Regung. Ebenso wie
der Mensch nicht denken, nicht sich wundern soll, ebenso soll er
sich auch nichts vorstellen. Jeglicher Versuch, sich Übermenschliches
vorzustellen, ist Götzendienst; der Saveasiuleo der Samoaner ist ein
Götze, die Sixtinische Madonna Raffael's ein Götze, das Symbol des
Kreuzes ein Götze.3) Ich werde hier nicht wiederholen, was ich in
einem früheren Kapitel über diesen besonderen Gegenstand vorgebracht
habe, ich bitte aber es nachzulesen.4) Dort habe ich versucht klar
zu machen, warum der Semit diese Auffassung besitzen musste, wie
die Glut und die besondere Art seines aus dem Willen entsprungenen
Glaubens sie ihm aufzwang; ich wies auch darauf hin, wie der Semit
überall, wo er diesem Gesetz seiner Natur trotzte (wie in Phönicien)
der gräulichste Götzenanbeter selber wurde und vielleicht der einzige
echte Götzenanbeter, von dem die Menschheit zu erzählen weiss.
Denn während der Inder die Verneinung des Willens, Christus dessen
"Umkehr" lehrte, ist für den Semiten ganz im Gegenteil Religion die
Deification seines Willens, dessen glühendste, massloseste, rasendste
Behauptung. Hätte er nicht diesen Glauben, der ihn zum Prota-
gonisten der fanatischen Intoleranz und zugleich zum Muster aller
Märtyrer macht, er hätte gar keine Religion, fast gar keine; daher
die ewig wiederkehrende Mahnung seiner Gesetzgeber gegen "ge-
gossene Götter".

Aus diesen Ausführungen ergiebt sich zunächst Folgendes: der
Semit verbannt aus der Religion das gedankenvolle Verwundern,
jedes Gefühl eines übermenschlichen Geheimnisses, er verbannt eben-
falls die schöpferische Phantasie; von beiden duldet er nur das

1) Renan: Israel I, 49, 77, 78.
2) Prolegomena, S. 321.
3) Dass das Kreuz den Götzen des Heidentums gleich zu achten sei, sagt
Prof. Graetz ausdrücklich: Volkst. Geschichte der Juden II, 218.
4) Siehe S. 230.

Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
seine Phantasie wirkt beengend, einschnürend, verschmächtigend; ein
grosser Gedanke, ein tief symbolisches Bild kommt klein und dünn,
»plattgeschlagen«, der weithin reichenden Bedeutung beraubt, aus
seinem Gehirn wieder heraus. »Unter den Händen der Semiten
wurden die Mythologien, die sie fremden Völkern entlehnten, zu
flachen historischen Berichten.«1) »Die Entfärbung der Mythen ist
gleichbedeutend mit ihrer Hebraisierung«, sagt Wellhausen.2) Und
nicht allein besassen die Semiten wenig schöpferische Phantasie, sondern
sie unterdrückten systematisch jede derartige Regung. Ebenso wie
der Mensch nicht denken, nicht sich wundern soll, ebenso soll er
sich auch nichts vorstellen. Jeglicher Versuch, sich Übermenschliches
vorzustellen, ist Götzendienst; der Saveasiuleo der Samoaner ist ein
Götze, die Sixtinische Madonna Raffael’s ein Götze, das Symbol des
Kreuzes ein Götze.3) Ich werde hier nicht wiederholen, was ich in
einem früheren Kapitel über diesen besonderen Gegenstand vorgebracht
habe, ich bitte aber es nachzulesen.4) Dort habe ich versucht klar
zu machen, warum der Semit diese Auffassung besitzen musste, wie
die Glut und die besondere Art seines aus dem Willen entsprungenen
Glaubens sie ihm aufzwang; ich wies auch darauf hin, wie der Semit
überall, wo er diesem Gesetz seiner Natur trotzte (wie in Phönicien)
der gräulichste Götzenanbeter selber wurde und vielleicht der einzige
echte Götzenanbeter, von dem die Menschheit zu erzählen weiss.
Denn während der Inder die Verneinung des Willens, Christus dessen
»Umkehr« lehrte, ist für den Semiten ganz im Gegenteil Religion die
Deification seines Willens, dessen glühendste, massloseste, rasendste
Behauptung. Hätte er nicht diesen Glauben, der ihn zum Prota-
gonisten der fanatischen Intoleranz und zugleich zum Muster aller
Märtyrer macht, er hätte gar keine Religion, fast gar keine; daher
die ewig wiederkehrende Mahnung seiner Gesetzgeber gegen »ge-
gossene Götter«.

Aus diesen Ausführungen ergiebt sich zunächst Folgendes: der
Semit verbannt aus der Religion das gedankenvolle Verwundern,
jedes Gefühl eines übermenschlichen Geheimnisses, er verbannt eben-
falls die schöpferische Phantasie; von beiden duldet er nur das

1) Renan: Israël I, 49, 77, 78.
2) Prolegomena, S. 321.
3) Dass das Kreuz den Götzen des Heidentums gleich zu achten sei, sagt
Prof. Graetz ausdrücklich: Volkst. Geschichte der Juden II, 218.
4) Siehe S. 230.
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[397/0420] Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte. seine Phantasie wirkt beengend, einschnürend, verschmächtigend; ein grosser Gedanke, ein tief symbolisches Bild kommt klein und dünn, »plattgeschlagen«, der weithin reichenden Bedeutung beraubt, aus seinem Gehirn wieder heraus. »Unter den Händen der Semiten wurden die Mythologien, die sie fremden Völkern entlehnten, zu flachen historischen Berichten.« 1) »Die Entfärbung der Mythen ist gleichbedeutend mit ihrer Hebraisierung«, sagt Wellhausen. 2) Und nicht allein besassen die Semiten wenig schöpferische Phantasie, sondern sie unterdrückten systematisch jede derartige Regung. Ebenso wie der Mensch nicht denken, nicht sich wundern soll, ebenso soll er sich auch nichts vorstellen. Jeglicher Versuch, sich Übermenschliches vorzustellen, ist Götzendienst; der Saveasiuleo der Samoaner ist ein Götze, die Sixtinische Madonna Raffael’s ein Götze, das Symbol des Kreuzes ein Götze. 3) Ich werde hier nicht wiederholen, was ich in einem früheren Kapitel über diesen besonderen Gegenstand vorgebracht habe, ich bitte aber es nachzulesen. 4) Dort habe ich versucht klar zu machen, warum der Semit diese Auffassung besitzen musste, wie die Glut und die besondere Art seines aus dem Willen entsprungenen Glaubens sie ihm aufzwang; ich wies auch darauf hin, wie der Semit überall, wo er diesem Gesetz seiner Natur trotzte (wie in Phönicien) der gräulichste Götzenanbeter selber wurde und vielleicht der einzige echte Götzenanbeter, von dem die Menschheit zu erzählen weiss. Denn während der Inder die Verneinung des Willens, Christus dessen »Umkehr« lehrte, ist für den Semiten ganz im Gegenteil Religion die Deification seines Willens, dessen glühendste, massloseste, rasendste Behauptung. Hätte er nicht diesen Glauben, der ihn zum Prota- gonisten der fanatischen Intoleranz und zugleich zum Muster aller Märtyrer macht, er hätte gar keine Religion, fast gar keine; daher die ewig wiederkehrende Mahnung seiner Gesetzgeber gegen »ge- gossene Götter«. Aus diesen Ausführungen ergiebt sich zunächst Folgendes: der Semit verbannt aus der Religion das gedankenvolle Verwundern, jedes Gefühl eines übermenschlichen Geheimnisses, er verbannt eben- falls die schöpferische Phantasie; von beiden duldet er nur das 1) Renan: Israël I, 49, 77, 78. 2) Prolegomena, S. 321. 3) Dass das Kreuz den Götzen des Heidentums gleich zu achten sei, sagt Prof. Graetz ausdrücklich: Volkst. Geschichte der Juden II, 218. 4) Siehe S. 230.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/420>, abgerufen am 24.11.2024.