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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.

Recht schwer dünkt es mich, über den Dritten in diesem Bunde,Homo
arabicus.

den echten Semiten, etwas auszusagen, denn es bildet geradezu ein
Kennzeichen dieses Homo arabicus, dass er erst dann mitwirkend
in die menschliche Geschichte eintritt, wenn er nicht mehr ein echter
Semit ist. So lange er in seiner Wüste bleibt (und seiner Seelen-
grösse und -Ruhe wegen sollte er stets da bleiben), gehört er eigent-
lich der Geschichte gar nicht an; es ist auch sehr schwer, um nicht
zu sagen unmöglich, Eingehendes über ihn dort zu erfahren; wir
hören nur, er sei tapfer, gastfreundlich, fromm, auch rachsüchtig und
grausam -- lauter Charaktereigenschaften, nichts, was uns über seine
intellektuellen Anlagen Aufschluss gäbe. Burckhardt, der Jahre lang
Arabien bereiste, schildert den Beduinen als geistig absolut müssig,
sobald nicht Krieg oder Liebe den schlaffen Bogen -- dann allerdings
sofort auf das Äusserste -- spannt.1) Bricht er aber gewaltsam heraus
in die Kulturwelt, so geschieht es, wie unter Abu Bekr und Omar,
oder wie heute in Zentralafrika, um zu morden und zu brennen.2)
Sobald er weithin alles verwüstet hat, verschwindet der echte Semit,
wir hören nichts mehr von ihm; überall, wo er in der Kultur-
geschichte wieder auftaucht, hat inzwischen Vermischung stattgefunden
-- denn kein Menschentypus scheint sich schneller und erfolgreicher zu
vermischen als gerade dieser in einer Jahrtausende währenden, ge-
zwungenen Inzucht Gezeugte. Der edle Maure Spaniens ist nichts
weniger als ein reiner Wüstenaraber, er ist zur Hälfte ein Berber
(aus der arischen Verwandtschaft) und nimmt so reichlich gotisches
Blut in seine Adern auf, dass noch heute vornehme Einwohner

auftragt, Rabbi Hila, einen Freund seines Herrn, nach Hause zu begleiten, rettet
er diesen vom Tode, indem er einen tollen Hund, der den Rabbi angefallen, auf
sich selber reizt und von ihm den tödlichen Biss empfängt. Doch entlockt diese
Treue dem frommen Juden nicht ein Wort der bewundernden Anerkennung,
sondern er citiert bloss Jesaia XLIII, 4: "Weil du so wert bist, Israel, vor meinen
Augen geachtet, musst du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb, darum gebe
ich Menschen an deine Statt und Völker für deine Seele".
1) Beduinen und Wahaby (Weimar 1831).
2) Man sehe doch, wie der berühmte maurische Geschichtsschreiber des 14. Jahr-
hunderts, Mohammed Ibn Khaldun, von Vielen als der Begründer wissenschaft-
licher Geschichte betrachtet, und selber ein halber Araber, urteilt: "Schaut euch
um, betrachtet alle Länder, welche seit den ältesten Zeiten von den Einwohnern
Arabiens besiegt wurden! Die Civilisation und die Bevölkerung schwanden aus
ihnen, ja der Boden selber schien sich bei ihrer Berührung zu verwandeln und
unfruchtbar zu werden" (Prolegomena zur Weltgeschichte, zweiter Teil; ich citiere
nach Robert Flint: History of the philosophy of history, 1893, p. 166).
Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.

Recht schwer dünkt es mich, über den Dritten in diesem Bunde,Homo
arabicus.

den echten Semiten, etwas auszusagen, denn es bildet geradezu ein
Kennzeichen dieses Homo arabicus, dass er erst dann mitwirkend
in die menschliche Geschichte eintritt, wenn er nicht mehr ein echter
Semit ist. So lange er in seiner Wüste bleibt (und seiner Seelen-
grösse und -Ruhe wegen sollte er stets da bleiben), gehört er eigent-
lich der Geschichte gar nicht an; es ist auch sehr schwer, um nicht
zu sagen unmöglich, Eingehendes über ihn dort zu erfahren; wir
hören nur, er sei tapfer, gastfreundlich, fromm, auch rachsüchtig und
grausam — lauter Charaktereigenschaften, nichts, was uns über seine
intellektuellen Anlagen Aufschluss gäbe. Burckhardt, der Jahre lang
Arabien bereiste, schildert den Beduinen als geistig absolut müssig,
sobald nicht Krieg oder Liebe den schlaffen Bogen — dann allerdings
sofort auf das Äusserste — spannt.1) Bricht er aber gewaltsam heraus
in die Kulturwelt, so geschieht es, wie unter Abu Bekr und Omar,
oder wie heute in Zentralafrika, um zu morden und zu brennen.2)
Sobald er weithin alles verwüstet hat, verschwindet der echte Semit,
wir hören nichts mehr von ihm; überall, wo er in der Kultur-
geschichte wieder auftaucht, hat inzwischen Vermischung stattgefunden
— denn kein Menschentypus scheint sich schneller und erfolgreicher zu
vermischen als gerade dieser in einer Jahrtausende währenden, ge-
zwungenen Inzucht Gezeugte. Der edle Maure Spaniens ist nichts
weniger als ein reiner Wüstenaraber, er ist zur Hälfte ein Berber
(aus der arischen Verwandtschaft) und nimmt so reichlich gotisches
Blut in seine Adern auf, dass noch heute vornehme Einwohner

auftragt, Rabbi Hila, einen Freund seines Herrn, nach Hause zu begleiten, rettet
er diesen vom Tode, indem er einen tollen Hund, der den Rabbi angefallen, auf
sich selber reizt und von ihm den tödlichen Biss empfängt. Doch entlockt diese
Treue dem frommen Juden nicht ein Wort der bewundernden Anerkennung,
sondern er citiert bloss Jesaia XLIII, 4: »Weil du so wert bist, Israel, vor meinen
Augen geachtet, musst du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb, darum gebe
ich Menschen an deine Statt und Völker für deine Seele«.
1) Beduinen und Wahaby (Weimar 1831).
2) Man sehe doch, wie der berühmte maurische Geschichtsschreiber des 14. Jahr-
hunderts, Mohammed Ibn Khaldun, von Vielen als der Begründer wissenschaft-
licher Geschichte betrachtet, und selber ein halber Araber, urteilt: »Schaut euch
um, betrachtet alle Länder, welche seit den ältesten Zeiten von den Einwohnern
Arabiens besiegt wurden! Die Civilisation und die Bevölkerung schwanden aus
ihnen, ja der Boden selber schien sich bei ihrer Berührung zu verwandeln und
unfruchtbar zu werden« (Prolegomena zur Weltgeschichte, zweiter Teil; ich citiere
nach Robert Flint: History of the philosophy of history, 1893, p. 166).
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[379/0402] Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte. Recht schwer dünkt es mich, über den Dritten in diesem Bunde, den echten Semiten, etwas auszusagen, denn es bildet geradezu ein Kennzeichen dieses Homo arabicus, dass er erst dann mitwirkend in die menschliche Geschichte eintritt, wenn er nicht mehr ein echter Semit ist. So lange er in seiner Wüste bleibt (und seiner Seelen- grösse und -Ruhe wegen sollte er stets da bleiben), gehört er eigent- lich der Geschichte gar nicht an; es ist auch sehr schwer, um nicht zu sagen unmöglich, Eingehendes über ihn dort zu erfahren; wir hören nur, er sei tapfer, gastfreundlich, fromm, auch rachsüchtig und grausam — lauter Charaktereigenschaften, nichts, was uns über seine intellektuellen Anlagen Aufschluss gäbe. Burckhardt, der Jahre lang Arabien bereiste, schildert den Beduinen als geistig absolut müssig, sobald nicht Krieg oder Liebe den schlaffen Bogen — dann allerdings sofort auf das Äusserste — spannt. 1) Bricht er aber gewaltsam heraus in die Kulturwelt, so geschieht es, wie unter Abu Bekr und Omar, oder wie heute in Zentralafrika, um zu morden und zu brennen. 2) Sobald er weithin alles verwüstet hat, verschwindet der echte Semit, wir hören nichts mehr von ihm; überall, wo er in der Kultur- geschichte wieder auftaucht, hat inzwischen Vermischung stattgefunden — denn kein Menschentypus scheint sich schneller und erfolgreicher zu vermischen als gerade dieser in einer Jahrtausende währenden, ge- zwungenen Inzucht Gezeugte. Der edle Maure Spaniens ist nichts weniger als ein reiner Wüstenaraber, er ist zur Hälfte ein Berber (aus der arischen Verwandtschaft) und nimmt so reichlich gotisches Blut in seine Adern auf, dass noch heute vornehme Einwohner 1) Homo arabicus. 1) Beduinen und Wahaby (Weimar 1831). 2) Man sehe doch, wie der berühmte maurische Geschichtsschreiber des 14. Jahr- hunderts, Mohammed Ibn Khaldun, von Vielen als der Begründer wissenschaft- licher Geschichte betrachtet, und selber ein halber Araber, urteilt: »Schaut euch um, betrachtet alle Länder, welche seit den ältesten Zeiten von den Einwohnern Arabiens besiegt wurden! Die Civilisation und die Bevölkerung schwanden aus ihnen, ja der Boden selber schien sich bei ihrer Berührung zu verwandeln und unfruchtbar zu werden« (Prolegomena zur Weltgeschichte, zweiter Teil; ich citiere nach Robert Flint: History of the philosophy of history, 1893, p. 166). 1) auftragt, Rabbi Hila, einen Freund seines Herrn, nach Hause zu begleiten, rettet er diesen vom Tode, indem er einen tollen Hund, der den Rabbi angefallen, auf sich selber reizt und von ihm den tödlichen Biss empfängt. Doch entlockt diese Treue dem frommen Juden nicht ein Wort der bewundernden Anerkennung, sondern er citiert bloss Jesaia XLIII, 4: »Weil du so wert bist, Israel, vor meinen Augen geachtet, musst du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb, darum gebe ich Menschen an deine Statt und Völker für deine Seele«.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/402>, abgerufen am 24.11.2024.