Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Das Völkerchaos. Gegensatz zu der neuen, werdenden, angelsächsischen Rasse, seheman sich zum Beispiel die Sephardim an, die sogenannten "spanischen Juden"; hier erfährt man, wie eine edle Rasse sich durch Reinheit Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch edel erhalten kann, zugleich aber, wie sehr es not thut, zwischen den wirklich edel gezüchteten Teilen eines Volkes und den übrigen zu unterscheiden. In England, Holland und Italien giebt es noch echte Sephardim, wenige aber, da sie der Vermengung mit den Aschkenazim (den sogenannten "deutschen Juden") kaum mehr ausweichen können. So haben zum Beispiel die Montefiores der jetzigen Generation alle ohne Ausnahme deutsche Jüdinnen geheiratet. Jeder aber, der im Osten von Europa gereist ist, wo die unverfälschten Sephardim noch heute jeglichem Verkehr mit deutschen Juden, vor denen sie einen fast komischen Abscheu an den Tag legen, möglichst aus dem Wege gehen, wird mir bei- stimmen, wenn ich sage, dass man erst durch den Anblick und den Verkehr mit diesen Männern die Bedeutung des Judentums in der Weltgeschichte begreifen lernt. Das ist Adel im vollsten Sinne des Wortes, echter Rassenadel! Schöne Gestalten, edle Köpfe, Würde im Reden und Gebahren. Der Typus ist "semitisch" in demselben Sinne wie der gewisser, vornehmer syrischer oder arabischer Männer. Dass aus solcher Leute Mitte Propheten und Psalmisten hervorgehen konnten, das verstand ich beim ersten Anblick, was mir, aufrichtig gestanden, selbst bei der genauesten Betrachtung der vielen hundert Bochers in der Friedrichstrasse zu Berlin nie hatte gelingen wollen. Wenn wir in den heiligen Büchern der Juden Umschau halten, so sehen wir auch, dass die Umbildung des Monopolytheismus dieses Volkes zu der immerhin grossartigen (wenn auch für unser Gefühl zu mechanisch-materialistischen) Vorstellung eines wirklichen kos- mischen Monotheismus das Werk nicht der Gesamtheit sondern eines ganz kleinen Bruchteiles der Bevölkerung ist; ja, diese Minorität hat einen unaufhörlichen Kampf gegen jene Majorität zu führen, und sie muss ihr die edlere Lebensauffassung mit Macht aufzwingen, d. h. mit der höchsten menschlichen Gewalt, der Macht der Persönlichkeit. Die übrige Bevölkerung macht den Eindruck einer ungewöhnlich gemeinen, jeder höheren Regung baren Masse, die Reichen hart und ungläubig, die Armen wankelhaft und stets voll der Sehnsucht, sich dem erbärmlichsten, schmutzigsten Götzendienst in die Arme zu werfen -- oder es müssten die Propheten stark übertrieben haben. Der Gang der jüdischen Geschichte hat nun für eine eigentümliche 18 *
Das Völkerchaos. Gegensatz zu der neuen, werdenden, angelsächsischen Rasse, seheman sich zum Beispiel die Sephardim an, die sogenannten »spanischen Juden«; hier erfährt man, wie eine edle Rasse sich durch Reinheit Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch edel erhalten kann, zugleich aber, wie sehr es not thut, zwischen den wirklich edel gezüchteten Teilen eines Volkes und den übrigen zu unterscheiden. In England, Holland und Italien giebt es noch echte Sephardim, wenige aber, da sie der Vermengung mit den Aschkenazim (den sogenannten »deutschen Juden«) kaum mehr ausweichen können. So haben zum Beispiel die Montefiores der jetzigen Generation alle ohne Ausnahme deutsche Jüdinnen geheiratet. Jeder aber, der im Osten von Europa gereist ist, wo die unverfälschten Sephardim noch heute jeglichem Verkehr mit deutschen Juden, vor denen sie einen fast komischen Abscheu an den Tag legen, möglichst aus dem Wege gehen, wird mir bei- stimmen, wenn ich sage, dass man erst durch den Anblick und den Verkehr mit diesen Männern die Bedeutung des Judentums in der Weltgeschichte begreifen lernt. Das ist Adel im vollsten Sinne des Wortes, echter Rassenadel! Schöne Gestalten, edle Köpfe, Würde im Reden und Gebahren. Der Typus ist »semitisch« in demselben Sinne wie der gewisser, vornehmer syrischer oder arabischer Männer. Dass aus solcher Leute Mitte Propheten und Psalmisten hervorgehen konnten, das verstand ich beim ersten Anblick, was mir, aufrichtig gestanden, selbst bei der genauesten Betrachtung der vielen hundert Bochers in der Friedrichstrasse zu Berlin nie hatte gelingen wollen. Wenn wir in den heiligen Büchern der Juden Umschau halten, so sehen wir auch, dass die Umbildung des Monopolytheismus dieses Volkes zu der immerhin grossartigen (wenn auch für unser Gefühl zu mechanisch-materialistischen) Vorstellung eines wirklichen kos- mischen Monotheismus das Werk nicht der Gesamtheit sondern eines ganz kleinen Bruchteiles der Bevölkerung ist; ja, diese Minorität hat einen unaufhörlichen Kampf gegen jene Majorität zu führen, und sie muss ihr die edlere Lebensauffassung mit Macht aufzwingen, d. h. mit der höchsten menschlichen Gewalt, der Macht der Persönlichkeit. Die übrige Bevölkerung macht den Eindruck einer ungewöhnlich gemeinen, jeder höheren Regung baren Masse, die Reichen hart und ungläubig, die Armen wankelhaft und stets voll der Sehnsucht, sich dem erbärmlichsten, schmutzigsten Götzendienst in die Arme zu werfen — oder es müssten die Propheten stark übertrieben haben. Der Gang der jüdischen Geschichte hat nun für eine eigentümliche 18 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0298" n="275"/><fw place="top" type="header">Das Völkerchaos.</fw><lb/> Gegensatz zu der neuen, werdenden, angelsächsischen Rasse, sehe<lb/> man sich zum Beispiel die Sephardim an, die sogenannten »spanischen<lb/> Juden«; hier erfährt man, wie eine edle Rasse sich durch Reinheit<lb/> Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch edel erhalten kann, zugleich<lb/> aber, wie sehr es not thut, zwischen den wirklich edel gezüchteten<lb/> Teilen eines Volkes und den übrigen zu unterscheiden. In England,<lb/> Holland und Italien giebt es noch echte Sephardim, wenige aber, da<lb/> sie der Vermengung mit den Aschkenazim (den sogenannten »deutschen<lb/> Juden«) kaum mehr ausweichen können. So haben zum Beispiel die<lb/> Montefiores der jetzigen Generation alle ohne Ausnahme deutsche<lb/> Jüdinnen geheiratet. Jeder aber, der im Osten von Europa gereist<lb/> ist, wo die unverfälschten Sephardim noch heute jeglichem Verkehr<lb/> mit deutschen Juden, vor denen sie einen fast komischen Abscheu<lb/> an den Tag legen, möglichst aus dem Wege gehen, wird mir bei-<lb/> stimmen, wenn ich sage, dass man erst durch den Anblick und den<lb/> Verkehr mit diesen Männern die Bedeutung des Judentums in der<lb/> Weltgeschichte begreifen lernt. Das ist Adel im vollsten Sinne des<lb/> Wortes, echter Rassenadel! Schöne Gestalten, edle Köpfe, Würde<lb/> im Reden und Gebahren. Der Typus ist »semitisch« in demselben<lb/> Sinne wie der gewisser, vornehmer syrischer oder arabischer Männer.<lb/> Dass aus solcher Leute Mitte Propheten und Psalmisten hervorgehen<lb/> konnten, das verstand ich beim ersten Anblick, was mir, aufrichtig<lb/> gestanden, selbst bei der genauesten Betrachtung der vielen hundert<lb/> Bochers in der Friedrichstrasse zu Berlin nie hatte gelingen wollen.<lb/> Wenn wir in den heiligen Büchern der Juden Umschau halten, so<lb/> sehen wir auch, dass die Umbildung des Monopolytheismus dieses<lb/> Volkes zu der immerhin grossartigen (wenn auch für unser Gefühl<lb/> zu mechanisch-materialistischen) Vorstellung eines wirklichen kos-<lb/> mischen Monotheismus das Werk nicht der Gesamtheit sondern eines<lb/> ganz kleinen Bruchteiles der Bevölkerung ist; ja, diese Minorität hat<lb/> einen unaufhörlichen Kampf gegen jene Majorität zu führen, und sie<lb/> muss ihr die edlere Lebensauffassung mit Macht aufzwingen, d. h.<lb/> mit der höchsten menschlichen Gewalt, der Macht der Persönlichkeit.<lb/> Die übrige Bevölkerung macht den Eindruck einer ungewöhnlich<lb/> gemeinen, jeder höheren Regung baren Masse, die Reichen hart und<lb/> ungläubig, die Armen wankelhaft und stets voll der Sehnsucht, sich<lb/> dem erbärmlichsten, schmutzigsten Götzendienst in die Arme zu<lb/> werfen — oder es müssten die Propheten stark übertrieben haben.<lb/> Der Gang der jüdischen Geschichte hat nun für eine eigentümliche<lb/> <fw place="bottom" type="sig">18 *</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0298]
Das Völkerchaos.
Gegensatz zu der neuen, werdenden, angelsächsischen Rasse, sehe
man sich zum Beispiel die Sephardim an, die sogenannten »spanischen
Juden«; hier erfährt man, wie eine edle Rasse sich durch Reinheit
Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch edel erhalten kann, zugleich
aber, wie sehr es not thut, zwischen den wirklich edel gezüchteten
Teilen eines Volkes und den übrigen zu unterscheiden. In England,
Holland und Italien giebt es noch echte Sephardim, wenige aber, da
sie der Vermengung mit den Aschkenazim (den sogenannten »deutschen
Juden«) kaum mehr ausweichen können. So haben zum Beispiel die
Montefiores der jetzigen Generation alle ohne Ausnahme deutsche
Jüdinnen geheiratet. Jeder aber, der im Osten von Europa gereist
ist, wo die unverfälschten Sephardim noch heute jeglichem Verkehr
mit deutschen Juden, vor denen sie einen fast komischen Abscheu
an den Tag legen, möglichst aus dem Wege gehen, wird mir bei-
stimmen, wenn ich sage, dass man erst durch den Anblick und den
Verkehr mit diesen Männern die Bedeutung des Judentums in der
Weltgeschichte begreifen lernt. Das ist Adel im vollsten Sinne des
Wortes, echter Rassenadel! Schöne Gestalten, edle Köpfe, Würde
im Reden und Gebahren. Der Typus ist »semitisch« in demselben
Sinne wie der gewisser, vornehmer syrischer oder arabischer Männer.
Dass aus solcher Leute Mitte Propheten und Psalmisten hervorgehen
konnten, das verstand ich beim ersten Anblick, was mir, aufrichtig
gestanden, selbst bei der genauesten Betrachtung der vielen hundert
Bochers in der Friedrichstrasse zu Berlin nie hatte gelingen wollen.
Wenn wir in den heiligen Büchern der Juden Umschau halten, so
sehen wir auch, dass die Umbildung des Monopolytheismus dieses
Volkes zu der immerhin grossartigen (wenn auch für unser Gefühl
zu mechanisch-materialistischen) Vorstellung eines wirklichen kos-
mischen Monotheismus das Werk nicht der Gesamtheit sondern eines
ganz kleinen Bruchteiles der Bevölkerung ist; ja, diese Minorität hat
einen unaufhörlichen Kampf gegen jene Majorität zu führen, und sie
muss ihr die edlere Lebensauffassung mit Macht aufzwingen, d. h.
mit der höchsten menschlichen Gewalt, der Macht der Persönlichkeit.
Die übrige Bevölkerung macht den Eindruck einer ungewöhnlich
gemeinen, jeder höheren Regung baren Masse, die Reichen hart und
ungläubig, die Armen wankelhaft und stets voll der Sehnsucht, sich
dem erbärmlichsten, schmutzigsten Götzendienst in die Arme zu
werfen — oder es müssten die Propheten stark übertrieben haben.
Der Gang der jüdischen Geschichte hat nun für eine eigentümliche
18 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |