Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. und sich selbst mit herrlichen Sprüchen und Psalmen wider den Todt und alle Anfechtung trösten und auffrichten können. Man lieset sonst in den Historien von unterschiedlichen ar- men gebrechlichen Leuten/ daß dieselbe bißweilen vernünff- tige/ kluge/ und weitaufsehende/ wie auch Christliche Reden geführet haben. Also erzehlet der Herr Lutherus von einem Narren/ so zu/ oder umb Wurtzen sich sol auffgehalten ha- ben/ daß Er in den Fastnachten sich trawrit gekleidet/ übel gehabt/ und kläglich gestellet; in der Marter-Wochen aber schöne Kleider angethan habe/ und frölich und guter Dinge sey gewesen: Als Er aber dermaleins gefraget worden sey/ warumb Er das thete/ zur Antwort gegeben habe: Jn der Fastnacht geschehen viel Sünden/ da sol man billich trawrig seyn: Aber in der Marter-Woche predigt man/ wie Christus für die arme Sünder gestorben/ (c)(c) B. Luth. in den Tisch- reden sol. m. 444. darümb soll man frölich seyn. Welches warlich eine recht Christliche und kluge Rede ist/ so wir billich ingesambt/ sonderlich aber Schwelger und Fastnacht-Brüder/ in acht nehmen sollen/ wo sie anders von diesen damals armen ge- brechlichen Menschen vor Christi Richter-Stuel nicht wol- len angeklaget werden/ daß sie die heilige Fastnachtzeit/ un- angesehen/ sie bey guter Vernunfft gewesen/ auch für gute Evangelische Christen haben willen angesehen seyn/ mit ih- rem sündlichen Sawleben verunheiliget/ und Bacho gedie- net: da sie doch auff Christum getaufft seyn/ und demselben versprochen haben/ daß sie die zeit ihres Lebens in aller Gott- seligkeit und Erbarkeit Jhm dienen wolten. Vnd von einem andern armen gebrechlichen Menschen/ so Johann Stock geheissen/ und an des Ertzhertzogs Leopoldi, des Ersten dieses Nahmens/ Hoffe sich auffgehalten hat/ erzehlet Stumpfius
Chriſtliche Leich-Predigt. und ſich ſelbſt mit herrlichen Spruͤchen und Pſalmen wider den Todt uñ alle Anfechtung troͤſten und auffrichten koͤñen. Man lieſet ſonſt in den Hiſtorien von unterſchiedlichen ar- men gebrechlichen Leuten/ daß dieſelbe bißweilen vernuͤnff- tige/ kluge/ und weitaufſehende/ wie auch Chriſtliche Reden gefuͤhret haben. Alſo erzehlet der Herr Lutherus von einem Narren/ ſo zu/ oder umb Wurtzen ſich ſol auffgehalten ha- ben/ daß Er in den Faſtnachten ſich trawrit gekleidet/ uͤbel gehabt/ und klaͤglich geſtellet; in der Marter-Wochen aber ſchoͤne Kleider angethan habe/ und froͤlich und guter Dinge ſey geweſen: Als Er aber dermaleins gefraget worden ſey/ warumb Er das thete/ zur Antwort gegeben habe: Jn der Faſtnacht geſchehen viel Suͤnden/ da ſol man billich trawrig ſeyn: Aber in der Marter-Woche predigt man/ wie Chriſtus fuͤr die arme Suͤnder geſtorben/ (c)(c) B. Luth. in den Tiſch- reden ſol. m. 444. daruͤmb ſoll man froͤlich ſeyn. Welches warlich eine recht Chriſtliche und kluge Rede iſt/ ſo wir billich ingeſambt/ ſonderlich aber Schwelger und Faſtnacht-Bruͤder/ in acht nehmen ſollen/ wo ſie anders von dieſen damals armen ge- brechlichen Menſchen vor Chriſti Richter-Stuel nicht wol- len angeklaget werden/ daß ſie die heilige Faſtnachtzeit/ un- angeſehen/ ſie bey guter Vernunfft geweſen/ auch fuͤr gute Evangeliſche Chriſten habẽ willen angeſehen ſeyn/ mit ih- rem ſuͤndlichen Sawleben verunheiliget/ und Bacho gedie- net: da ſie doch auff Chriſtum getaufft ſeyn/ und demſelben verſprochen habẽ/ daß ſie die zeit ihres Lebens in aller Gott- ſeligkeit und Erbarkeit Jhm dienen wolten. Vnd von einem andern armen gebrechlichen Menſchen/ ſo Johann Stock geheiſſen/ und an des Ertzhertzogs Leopoldi, des Erſten dieſes Nahmens/ Hoffe ſich auffgehalten hat/ erzehlet Stumpfius
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Chriſtliche Leich-Predigt.
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Man lieſet ſonſt in den Hiſtorien von unterſchiedlichen ar-
men gebrechlichen Leuten/ daß dieſelbe bißweilen vernuͤnff-
tige/ kluge/ und weitaufſehende/ wie auch Chriſtliche Reden
gefuͤhret haben. Alſo erzehlet der Herr Lutherus von einem
Narren/ ſo zu/ oder umb Wurtzen ſich ſol auffgehalten ha-
ben/ daß Er in den Faſtnachten ſich trawrit gekleidet/ uͤbel
gehabt/ und klaͤglich geſtellet; in der Marter-Wochen aber
ſchoͤne Kleider angethan habe/ und froͤlich und guter Dinge
ſey geweſen: Als Er aber dermaleins gefraget worden ſey/
warumb Er das thete/ zur Antwort gegeben habe: Jn der
Faſtnacht geſchehen viel Suͤnden/ da ſol man billich
trawrig ſeyn: Aber in der Marter-Woche predigt
man/ wie Chriſtus fuͤr die arme Suͤnder geſtorben/
daruͤmb ſoll man froͤlich ſeyn. Welches warlich eine
recht Chriſtliche und kluge Rede iſt/ ſo wir billich ingeſambt/
ſonderlich aber Schwelger und Faſtnacht-Bruͤder/ in acht
nehmen ſollen/ wo ſie anders von dieſen damals armen ge-
brechlichen Menſchen vor Chriſti Richter-Stuel nicht wol-
len angeklaget werden/ daß ſie die heilige Faſtnachtzeit/ un-
angeſehen/ ſie bey guter Vernunfft geweſen/ auch fuͤr gute
Evangeliſche Chriſten habẽ willen angeſehen ſeyn/ mit ih-
rem ſuͤndlichen Sawleben verunheiliget/ und Bacho gedie-
net: da ſie doch auff Chriſtum getaufft ſeyn/ und demſelben
verſprochen habẽ/ daß ſie die zeit ihres Lebens in aller Gott-
ſeligkeit und Erbarkeit Jhm dienen wolten. Vnd von einem
andern armen gebrechlichen Menſchen/ ſo Johann Stock
geheiſſen/ und an des Ertzhertzogs Leopoldi, des Erſten
dieſes Nahmens/ Hoffe ſich auffgehalten hat/ erzehlet
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Zitationshilfe: | Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/24>, abgerufen am 16.02.2025. |