Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. chen können/ und dahero selbst nicht allezeit verstanden/ was e geredet und gethan. Daher leicht zuerachten/ daß es grösser Sünde werden haben/ so Jhm Vrsach darzu ge- geben/ und Jhn zum Zorn gereitzet haben. Er aber hat nicht unbillich vor seinem Ende die grosse und vielfältige Gnade Gottes hoch gerühmet/ so Er Jhm erwiesen/ da Er doch ein Lästerer/ Schmeher/ und recht elender blinder Mensch gewesen. Es hats aber der grundgütige Gott bey ober- zehlten Gnadenstücken nicht bleiben lassen/ sondern unserm selig verstorbenen über dieselben auch viel andere Woltha- ten und Gnaden-Werck erzeiget. Denn eine grosse Gnade ists/ daß Er Jhn in der waren Evangelischen Lu- therischen Kirchen von Christlichen vornehmen Eltern hat geboren werden/ in der heiligen Tauffe von sei- nen Sünden waschen/ in der heiligen Tauffe von sei- nen Sünden waschen/ in freyen Künsten und Sprachen aufferziehen/ und zuförderst aus seinem allerheiligsten Wort unterrichten lassen. Eine grosse Gnade ists/ daß/ als Er von etlichen bösen Buben und Belias-Kindern umb seine Gesundheit und Verstand gebracht worden/ Er Jhn nicht im Zorn und andern Sünden durch einem plötz- lichen Todt von dieser Welt abgefordert/ sondern Jhm sein Leben hat gefristet/ und so viel Gedächtnis gegeben/ und [...] gnadiglich erhalten hat/ daß Er viel schöne Lateini- sche und Deutsche Sprüche/ verse, Psalmen und Geist- liche liebliche Lieder behalten/ die Er zum theil offermals hergesagt und gesungen/ sonderlich aber Zeit seiner Kranck- heit/ in grosser Anzahl/ mit grosser verwunderung der Vmbstehenden wiederholet hat. Eine grosse Gnade ists/ daß Er Jhm auch bißweilen zuvor/ und fast beharlich in seiner Kranckheit/ seinen Verstand also erleuchtet/ daß Er vernünfftige/ Christliche und hochtröstliche Reden führen/ und C iij
Chriſtliche Leich-Predigt. chen koͤnnen/ und dahero ſelbſt nicht allezeit verſtanden/ was e geredet und gethan. Daher leicht zuerachten/ daß es groͤſſer Suͤnde werden haben/ ſo Jhm Vrſach darzu ge- geben/ und Jhn zum Zorn gereitzet haben. Er aber hat nicht unbillich vor ſeinem Ende die groſſe und vielfaͤltige Gnade Gottes hoch geruͤhmet/ ſo Er Jhm erwieſen/ da Er doch ein Laͤſterer/ Schmeher/ und recht elender blinder Menſch geweſen. Es hats aber der grundguͤtige Gott bey ober- zehlten Gnadenſtuͤcken nicht bleiben laſſen/ ſondern unſerm ſelig verſtorbenen uͤber dieſelben auch viel andere Woltha- ten und Gnaden-Werck erzeiget. Denn eine groſſe Gnade iſts/ daß Er Jhn in der waren Evangeliſchen Lu- theriſchen Kirchen von Chriſtlichen vornehmen Eltern hat geboren werden/ in der heiligen Tauffe von ſei- nen Suͤnden waſchen/ in der heiligen Tauffe von ſei- nen Suͤnden waſchen/ in freyen Kuͤnſten und Sprachen aufferziehen/ und zufoͤrderſt aus ſeinem allerheiligſten Wort unterrichten laſſen. Eine groſſe Gnade iſts/ daß/ als Er von etlichen boͤſen Buben und Belias-Kindern umb ſeine Geſundheit und Verſtand gebracht worden/ Er Jhn nicht im Zorn und andern Suͤnden durch einem ploͤtz- lichen Todt von dieſer Welt abgefordert/ ſondern Jhm ſein Leben hat gefriſtet/ und ſo viel Gedaͤchtnis gegeben/ und […] gnadiglich erhalten hat/ daß Er viel ſchoͤne Lateini- ſche und Deutſche Spruͤche/ verſe, Pſalmen und Geiſt- liche liebliche Lieder behalten/ die Er zum theil offermals hergeſagt und geſungen/ ſonderlich aber Zeit ſeiner Kranck- heit/ in groſſer Anzahl/ mit groſſer verwunderung der Vmbſtehenden wiederholet hat. Eine groſſe Gnade iſts/ daß Er Jhm auch bißweilen zuvor/ und faſt beharlich in ſeiner Kranckheit/ ſeinen Verſtand alſo erleuchtet/ daß Er vernuͤnfftige/ Chriſtliche und hochtroͤſtliche Reden fuͤhren/ und C iij
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Chriſtliche Leich-Predigt.
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was e geredet und gethan. Daher leicht zuerachten/ daß
es groͤſſer Suͤnde werden haben/ ſo Jhm Vrſach darzu ge-
geben/ und Jhn zum Zorn gereitzet haben. Er aber hat nicht
unbillich vor ſeinem Ende die groſſe und vielfaͤltige Gnade
Gottes hoch geruͤhmet/ ſo Er Jhm erwieſen/ da Er doch
ein Laͤſterer/ Schmeher/ und recht elender blinder Menſch
geweſen. Es hats aber der grundguͤtige Gott bey ober-
zehlten Gnadenſtuͤcken nicht bleiben laſſen/ ſondern unſerm
ſelig verſtorbenen uͤber dieſelben auch viel andere Woltha-
ten und Gnaden-Werck erzeiget. Denn eine groſſe
Gnade iſts/ daß Er Jhn in der waren Evangeliſchen Lu-
theriſchen Kirchen von Chriſtlichen vornehmen Eltern
hat geboren werden/ in der heiligen Tauffe von ſei-
nen Suͤnden waſchen/ in der heiligen Tauffe von ſei-
nen Suͤnden waſchen/ in freyen Kuͤnſten und Sprachen
aufferziehen/ und zufoͤrderſt aus ſeinem allerheiligſten
Wort unterrichten laſſen. Eine groſſe Gnade iſts/ daß/
als Er von etlichen boͤſen Buben und Belias-Kindern
umb ſeine Geſundheit und Verſtand gebracht worden/ Er
Jhn nicht im Zorn und andern Suͤnden durch einem ploͤtz-
lichen Todt von dieſer Welt abgefordert/ ſondern Jhm
ſein Leben hat gefriſtet/ und ſo viel Gedaͤchtnis gegeben/ und
gnadiglich erhalten hat/ daß Er viel ſchoͤne Lateini-
ſche und Deutſche Spruͤche/ verſe, Pſalmen und Geiſt-
liche liebliche Lieder behalten/ die Er zum theil offermals
hergeſagt und geſungen/ ſonderlich aber Zeit ſeiner Kranck-
heit/ in groſſer Anzahl/ mit groſſer verwunderung der
Vmbſtehenden wiederholet hat. Eine groſſe Gnade iſts/
daß Er Jhm auch bißweilen zuvor/ und faſt beharlich in
ſeiner Kranckheit/ ſeinen Verſtand alſo erleuchtet/ daß Er
vernuͤnfftige/ Chriſtliche und hochtroͤſtliche Reden fuͤhren/
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