Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. Aqvinas erwehnet/ in diese Närrische Gedancken gerathen/daß die Seele unser aller Ertzvaters/ Adams/ in S. Pau- li Leib gewandert sey/ welches Er andeute/ wenn Er beken- ne/ daß Er primus, oder der erste unter den Sündern sey: Aber das ist Gottes klarem Wort zu wider. Denn die Seelen nicht aus einem Leibe in den andern wandern: son- dern der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand/ und kei- ne Qvaal ruhret Sie an/ wie der Meister des Büchleins der Weißheit cap. 3/ 1. bezeuget. Vnd cap. 4/ 7. saget Er/ Der Gerechte/ ob Er gleichzeitlich stirbt/ so ist Er doch in der Ruhe. Jn der Haupt-Sprachen stehet ein solches Wört- lein/ das nicht eine blosse/ sondern solche Ruhe bedeutet/ darbey einer zugleich gelabet/ erfrischet und erqvicket wird. Ja freylich/ Allerliebsten Freunde in dem HErrn/ ruhen also die Gleubigen/ die in Christo selig von dieser Welt abgeschieden/ daß sie zugleich der Seelen nach/ also- bald Himlische Labsal und Erqvickung empfinden. Denn Sie werden von den Engeln getragen in Abrahams Schoß/ da Sie also ruhen/ daß Sie zugleich auch verbali- ter und realiter getröstet werden/ das ist beydes Trost- und Frewdenreiche Wort hören/ und darneben unaussprechli- cher Himmlischer Frewden und Seligkeit wircklich genies- sen. 1. Cor. 2/ 9. Sie kommen in das Reich des HERRN Christi/ oder in den Paradeiß: Luc. 23/ 43. da nicht allein gewündschte Ruhe/ sondern Friede und Frewde die fülle und liebliches Wesen zur rechten Gottes immer und ewig- lich ist. Ps. 16/ 11. Dieses gibt uns auch S. Johannes zu- vernehmen/ wenn Er bezeuget, daß Er eine Stimme vom Himmel gehöret/ die gesagt habe: Schreibe/ selig sind die Wercke
Chriſtliche Leich-Predigt. Aqvinas erwehnet/ in dieſe Naͤrriſche Gedancken gerathen/daß die Seele unſer aller Ertzvaters/ Adams/ in S. Pau- li Leib gewandert ſey/ welches Er andeute/ wenn Er beken- ne/ daß Er primus, oder der erſte unter den Suͤndern ſey: Aber das iſt Gottes klarem Wort zu wider. Denn die Seelen nicht aus einem Leibe in den andern wandern: ſon- dern der Gerechten Seelen ſind in Gottes Hand/ und kei- ne Qvaal ruhret Sie an/ wie der Meiſter des Buͤchleins der Weißheit cap. 3/ 1. bezeuget. Vnd cap. 4/ 7. ſaget Er/ Der Gerechte/ ob Er gleichzeitlich ſtirbt/ ſo iſt Er doch in der Ruhe. Jn der Haupt-Sprachen ſtehet ein ſolches Woͤrt- lein/ das nicht eine bloſſe/ ſondern ſolche Ruhe bedeutet/ darbey einer zugleich gelabet/ erfriſchet und erqvicket wird. Ja freylich/ Allerliebſten Freunde in dem HErrn/ ruhen alſo die Gleubigen/ die in Chriſto ſelig von dieſer Welt abgeſchieden/ daß ſie zugleich der Seelen nach/ alſo- bald Himliſche Labſal und Erqvickung empfinden. Denn Sie werden von den Engeln getragen in Abrahams Schoß/ da Sie alſo ruhen/ daß Sie zugleich auch verbali- ter und realiter getroͤſtet werden/ das iſt beydes Troſt- und Frewdenreiche Wort hoͤren/ und darneben unausſprechli- cher Himmliſcher Frewden und Seligkeit wircklich genieſ- ſen. 1. Cor. 2/ 9. Sie kommen in das Reich des HERRN Chriſti/ oder in den Paradeiß: Luc. 23/ 43. da nicht allein gewuͤndſchte Ruhe/ ſondern Friede und Frewde die fuͤlle und liebliches Weſen zur rechten Gottes immer und ewig- lich iſt. Pſ. 16/ 11. Dieſes gibt uns auch S. Johannes zu- vernehmen/ wenn Er bezeuget, daß Er eine Stimme vom Himmel gehoͤret/ die geſagt habe: Schreibe/ ſelig ſind die Wercke
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Chriſtliche Leich-Predigt.
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Aqvinas erwehnet/ in dieſe Naͤrriſche Gedancken gerathen/
daß die Seele unſer aller Ertzvaters/ Adams/ in S. Pau-
li Leib gewandert ſey/ welches Er andeute/ wenn Er beken-
ne/ daß Er primus, oder der erſte unter den Suͤndern ſey:
Aber das iſt Gottes klarem Wort zu wider. Denn die
Seelen nicht aus einem Leibe in den andern wandern: ſon-
dern der Gerechten Seelen ſind in Gottes Hand/ und kei-
ne Qvaal ruhret Sie an/ wie der Meiſter des Buͤchleins
der Weißheit cap. 3/ 1. bezeuget. Vnd cap. 4/ 7. ſaget Er/
Der Gerechte/ ob Er gleichzeitlich ſtirbt/ ſo iſt Er doch in der
Ruhe. Jn der Haupt-Sprachen ſtehet ein ſolches Woͤrt-
lein/ das nicht eine bloſſe/ ſondern ſolche Ruhe bedeutet/
darbey einer zugleich gelabet/ erfriſchet und erqvicket wird.
Ja freylich/ Allerliebſten Freunde in dem HErrn/
ruhen alſo die Gleubigen/ die in Chriſto ſelig von dieſer
Welt abgeſchieden/ daß ſie zugleich der Seelen nach/ alſo-
bald Himliſche Labſal und Erqvickung empfinden. Denn
Sie werden von den Engeln getragen in Abrahams
Schoß/ da Sie alſo ruhen/ daß Sie zugleich auch verbali-
ter und realiter getroͤſtet werden/ das iſt beydes Troſt- und
Frewdenreiche Wort hoͤren/ und darneben unausſprechli-
cher Himmliſcher Frewden und Seligkeit wircklich genieſ-
ſen. 1. Cor. 2/ 9. Sie kommen in das Reich des HERRN
Chriſti/ oder in den Paradeiß: Luc. 23/ 43. da nicht allein
gewuͤndſchte Ruhe/ ſondern Friede und Frewde die fuͤlle
und liebliches Weſen zur rechten Gottes immer und ewig-
lich iſt. Pſ. 16/ 11. Dieſes gibt uns auch S. Johannes zu-
vernehmen/ wenn Er bezeuget, daß Er eine Stimme vom
Himmel gehoͤret/ die geſagt habe: Schreibe/ ſelig ſind die
Todten/ die in dem HERRN ſterben von nun an! Ja/ der
Geiſt ſpricht/ daß Sie ruhen von ihrer Arbeit: Denn ihre
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Zitationshilfe: | Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/17>, abgerufen am 16.02.2025. |