achtung, vielmehr vorzüglich einer großen Belesenheit entspringen, noch methodisch weiter verwendet werden.
3. Versuche zur Systematik.
Es wurde schon früher darauf hingewiesen, wie in dem natürlichen Hergang der volksthümlichen Namengebung allmählich Ausdrücke ent- standen, welche kleinere oder größere Gruppen von Thieren bezeichne- ten. War nun auch die Anzahl der den Alten bekannt gewordenen Thiere nicht so groß, daß sie allein hätte dazu drängen können, auf irgend welche künstliche Weise Ordnung in die Anschauungen zu brin- gen, so trat doch einmal mit den Anregungen einer immer schärfer beobachtenden und unterscheidenden Naturbetrachtung das Bedürfniß hervor, das mehreren Thieren Gemeinsame zur Scheidung dieser von andern zu benutzen. Aber selbst abgesehen von dieser im Gegenstand liegenden Nöthigung zu einer Aufstellung bestimmter Gruppen, welche dann wieder in der Sprache eine größere Leichtigkeit und freiere Bewe- gung gestatteten, lag schon in der formalen Richtung der Philosophie ein Beweggrund, die Gegenstände, welche den realen Inhalt der ein- zelnen Gebiete ausmachten, zu definiren und zu classificiren.
Es macht sich der Unterschied zwischen der Systematik der Alten, auch des Aristoteles, und der der Jetztzeit zunächst darin geltend, daß die letztere nicht sowohl ein fein logisch gegliedertes Gebäude, sondern die Form ist, in welcher die Kenntniß der Thiere, welche so unendlich an Zahl zugenommen haben, am übersichtlichsten geordnet und am be- quemsten dargestellt werden kann, mit andern Worten, daß das Sy- stem gewissermaßen den Gesammtausdruck von dem darstellt, was man von den Thieren weiß; während die Systematik der Naturforscher des Alterthums mehr oder weniger nichts anderes ist, als ein besonderer Theil einer angewandten Logik. Nur im Anschluß hieran ist es zu deu- ten, wenn Aristoteles z. B. sich über gewisse Principien der Einthei- lung kritisch äußert. Es sollte damit nicht sowohl auf die besondern Eigenthümlichkeiten der einzutheilenden Gegenstände hingewiesen wer- den (wie man es jetzt vielleicht thun würde), sondern auf die logische Berechtigung zu einer bestimmten Eintheilungsart.
Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
achtung, vielmehr vorzüglich einer großen Beleſenheit entſpringen, noch methodiſch weiter verwendet werden.
3. Verſuche zur Syſtematik.
Es wurde ſchon früher darauf hingewieſen, wie in dem natürlichen Hergang der volksthümlichen Namengebung allmählich Ausdrücke ent- ſtanden, welche kleinere oder größere Gruppen von Thieren bezeichne- ten. War nun auch die Anzahl der den Alten bekannt gewordenen Thiere nicht ſo groß, daß ſie allein hätte dazu drängen können, auf irgend welche künſtliche Weiſe Ordnung in die Anſchauungen zu brin- gen, ſo trat doch einmal mit den Anregungen einer immer ſchärfer beobachtenden und unterſcheidenden Naturbetrachtung das Bedürfniß hervor, das mehreren Thieren Gemeinſame zur Scheidung dieſer von andern zu benutzen. Aber ſelbſt abgeſehen von dieſer im Gegenſtand liegenden Nöthigung zu einer Aufſtellung beſtimmter Gruppen, welche dann wieder in der Sprache eine größere Leichtigkeit und freiere Bewe- gung geſtatteten, lag ſchon in der formalen Richtung der Philoſophie ein Beweggrund, die Gegenſtände, welche den realen Inhalt der ein- zelnen Gebiete ausmachten, zu definiren und zu claſſificiren.
Es macht ſich der Unterſchied zwiſchen der Syſtematik der Alten, auch des Ariſtoteles, und der der Jetztzeit zunächſt darin geltend, daß die letztere nicht ſowohl ein fein logiſch gegliedertes Gebäude, ſondern die Form iſt, in welcher die Kenntniß der Thiere, welche ſo unendlich an Zahl zugenommen haben, am überſichtlichſten geordnet und am be- quemſten dargeſtellt werden kann, mit andern Worten, daß das Sy- ſtem gewiſſermaßen den Geſammtausdruck von dem darſtellt, was man von den Thieren weiß; während die Syſtematik der Naturforſcher des Alterthums mehr oder weniger nichts anderes iſt, als ein beſonderer Theil einer angewandten Logik. Nur im Anſchluß hieran iſt es zu deu- ten, wenn Ariſtoteles z. B. ſich über gewiſſe Principien der Einthei- lung kritiſch äußert. Es ſollte damit nicht ſowohl auf die beſondern Eigenthümlichkeiten der einzutheilenden Gegenſtände hingewieſen wer- den (wie man es jetzt vielleicht thun würde), ſondern auf die logiſche Berechtigung zu einer beſtimmten Eintheilungsart.
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Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
achtung, vielmehr vorzüglich einer großen Beleſenheit entſpringen, noch
methodiſch weiter verwendet werden.
3. Verſuche zur Syſtematik.
Es wurde ſchon früher darauf hingewieſen, wie in dem natürlichen
Hergang der volksthümlichen Namengebung allmählich Ausdrücke ent-
ſtanden, welche kleinere oder größere Gruppen von Thieren bezeichne-
ten. War nun auch die Anzahl der den Alten bekannt gewordenen
Thiere nicht ſo groß, daß ſie allein hätte dazu drängen können, auf
irgend welche künſtliche Weiſe Ordnung in die Anſchauungen zu brin-
gen, ſo trat doch einmal mit den Anregungen einer immer ſchärfer
beobachtenden und unterſcheidenden Naturbetrachtung das Bedürfniß
hervor, das mehreren Thieren Gemeinſame zur Scheidung dieſer von
andern zu benutzen. Aber ſelbſt abgeſehen von dieſer im Gegenſtand
liegenden Nöthigung zu einer Aufſtellung beſtimmter Gruppen, welche
dann wieder in der Sprache eine größere Leichtigkeit und freiere Bewe-
gung geſtatteten, lag ſchon in der formalen Richtung der Philoſophie
ein Beweggrund, die Gegenſtände, welche den realen Inhalt der ein-
zelnen Gebiete ausmachten, zu definiren und zu claſſificiren.
Es macht ſich der Unterſchied zwiſchen der Syſtematik der Alten,
auch des Ariſtoteles, und der der Jetztzeit zunächſt darin geltend, daß
die letztere nicht ſowohl ein fein logiſch gegliedertes Gebäude, ſondern
die Form iſt, in welcher die Kenntniß der Thiere, welche ſo unendlich
an Zahl zugenommen haben, am überſichtlichſten geordnet und am be-
quemſten dargeſtellt werden kann, mit andern Worten, daß das Sy-
ſtem gewiſſermaßen den Geſammtausdruck von dem darſtellt, was man
von den Thieren weiß; während die Syſtematik der Naturforſcher des
Alterthums mehr oder weniger nichts anderes iſt, als ein beſonderer
Theil einer angewandten Logik. Nur im Anſchluß hieran iſt es zu deu-
ten, wenn Ariſtoteles z. B. ſich über gewiſſe Principien der Einthei-
lung kritiſch äußert. Es ſollte damit nicht ſowohl auf die beſondern
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den (wie man es jetzt vielleicht thun würde), ſondern auf die logiſche
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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