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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
der frühern Bewohner dieses Continents zu den jetzigen angeregt fieng
er von 1837 an, alle Arten von Thatsachen zu sammeln, welche in
irgend einer Beziehung zu der Frage nach dem Ursprunge der Arten zu
stehn schienen. Durch planmäßige methodische Verarbeitung derselben
gelangte er zu der sich ihm von 1844 an immer klarer gestaltenden
Theorie von dem Ursprunge der Arten, welche sowohl wegen ihrer Be-
gründung in den allgemeinsten wie speciellsten biologischen Gesetzen, als
auch wegen ihrer engen Beziehung zu einem fast alle Erscheinungskreise
der belebten Natur umfassenden allgemeinen Gesetze nicht bloß auf die
beschreibenden Naturwissenschaften, sondern auf die Gesammtanschauung
der belebten Natur einen von Grund aus umgestaltenden Einfluß äußert.
Die in ihrer Verbindung das Wesen seiner Theorie ausmachenden, bei
der Hervorbringung der Mannichfaltigkeit der belebten Natur wirksamen
Gesetze sind: "Wachsthum mit Fortpflanzung, Vererbung fast in der
Fortpflanzung mit einbegriffen, Variabilität in Folge directer und in-
directer Wirkung äußerer Lebensbedingungen und des Gebrauchs und
Nichtgebrauchs der Organe, rasche Vermehrung in einem zum Kampfe
um's Dasein und als Folge hiervon zu natürlicher Zuchtwahl führenden
Grade, welche letztere wiederum Divergenz des Charakters und Er-
löschen minder vervollkommneter Formen bedingt." Da hiermit auch
bei der Entstehung der Formenwelt das Herrschen starrer Gesetze nach-
gewiesen wird, da ferner das Princip der natürlichen Zuchtwahl oder
des Ueberlebens des Passendsten einfach den Satz enthält, daß nur das
leben bleibt, was leben kann, so ist durch die Darwin'sche Theorie ebenso
jede Teleologie ausgeschlossen, wie auch die allseitige Variabilität in
Verbindung mit jenem Princip nothwendig zu einer allmählich immer
größer werdenden Complication oder Vervollkommnung des Baues,
also zum Ausschluß eines vorher bestimmten Entwickelungsplanes führt.
Gleichzeitig mit Darwin entwickelte auch Alfr. Russell Wallace, welcher
beim Studium der Naturgeschichte der Malayischen Inselwelt zu ähn-
lichen allgemeinen Betrachtungen veranlaßt worden war, das Princip
der natürlichen Zuchtwahl und seinen Einfluß auf den Ursprung der
Arten.


Periode der Morphologie.
der frühern Bewohner dieſes Continents zu den jetzigen angeregt fieng
er von 1837 an, alle Arten von Thatſachen zu ſammeln, welche in
irgend einer Beziehung zu der Frage nach dem Urſprunge der Arten zu
ſtehn ſchienen. Durch planmäßige methodiſche Verarbeitung derſelben
gelangte er zu der ſich ihm von 1844 an immer klarer geſtaltenden
Theorie von dem Urſprunge der Arten, welche ſowohl wegen ihrer Be-
gründung in den allgemeinſten wie ſpeciellſten biologiſchen Geſetzen, als
auch wegen ihrer engen Beziehung zu einem faſt alle Erſcheinungskreiſe
der belebten Natur umfaſſenden allgemeinen Geſetze nicht bloß auf die
beſchreibenden Naturwiſſenſchaften, ſondern auf die Geſammtanſchauung
der belebten Natur einen von Grund aus umgeſtaltenden Einfluß äußert.
Die in ihrer Verbindung das Weſen ſeiner Theorie ausmachenden, bei
der Hervorbringung der Mannichfaltigkeit der belebten Natur wirkſamen
Geſetze ſind: „Wachsthum mit Fortpflanzung, Vererbung faſt in der
Fortpflanzung mit einbegriffen, Variabilität in Folge directer und in-
directer Wirkung äußerer Lebensbedingungen und des Gebrauchs und
Nichtgebrauchs der Organe, raſche Vermehrung in einem zum Kampfe
um's Daſein und als Folge hiervon zu natürlicher Zuchtwahl führenden
Grade, welche letztere wiederum Divergenz des Charakters und Er-
löſchen minder vervollkommneter Formen bedingt.“ Da hiermit auch
bei der Entſtehung der Formenwelt das Herrſchen ſtarrer Geſetze nach-
gewieſen wird, da ferner das Princip der natürlichen Zuchtwahl oder
des Ueberlebens des Paſſendſten einfach den Satz enthält, daß nur das
leben bleibt, was leben kann, ſo iſt durch die Darwin'ſche Theorie ebenſo
jede Teleologie ausgeſchloſſen, wie auch die allſeitige Variabilität in
Verbindung mit jenem Princip nothwendig zu einer allmählich immer
größer werdenden Complication oder Vervollkommnung des Baues,
alſo zum Ausſchluß eines vorher beſtimmten Entwickelungsplanes führt.
Gleichzeitig mit Darwin entwickelte auch Alfr. Ruſſell Wallace, welcher
beim Studium der Naturgeſchichte der Malayiſchen Inſelwelt zu ähn-
lichen allgemeinen Betrachtungen veranlaßt worden war, das Princip
der natürlichen Zuchtwahl und ſeinen Einfluß auf den Urſprung der
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[726/0737] Periode der Morphologie. der frühern Bewohner dieſes Continents zu den jetzigen angeregt fieng er von 1837 an, alle Arten von Thatſachen zu ſammeln, welche in irgend einer Beziehung zu der Frage nach dem Urſprunge der Arten zu ſtehn ſchienen. Durch planmäßige methodiſche Verarbeitung derſelben gelangte er zu der ſich ihm von 1844 an immer klarer geſtaltenden Theorie von dem Urſprunge der Arten, welche ſowohl wegen ihrer Be- gründung in den allgemeinſten wie ſpeciellſten biologiſchen Geſetzen, als auch wegen ihrer engen Beziehung zu einem faſt alle Erſcheinungskreiſe der belebten Natur umfaſſenden allgemeinen Geſetze nicht bloß auf die beſchreibenden Naturwiſſenſchaften, ſondern auf die Geſammtanſchauung der belebten Natur einen von Grund aus umgeſtaltenden Einfluß äußert. Die in ihrer Verbindung das Weſen ſeiner Theorie ausmachenden, bei der Hervorbringung der Mannichfaltigkeit der belebten Natur wirkſamen Geſetze ſind: „Wachsthum mit Fortpflanzung, Vererbung faſt in der Fortpflanzung mit einbegriffen, Variabilität in Folge directer und in- directer Wirkung äußerer Lebensbedingungen und des Gebrauchs und Nichtgebrauchs der Organe, raſche Vermehrung in einem zum Kampfe um's Daſein und als Folge hiervon zu natürlicher Zuchtwahl führenden Grade, welche letztere wiederum Divergenz des Charakters und Er- löſchen minder vervollkommneter Formen bedingt.“ Da hiermit auch bei der Entſtehung der Formenwelt das Herrſchen ſtarrer Geſetze nach- gewieſen wird, da ferner das Princip der natürlichen Zuchtwahl oder des Ueberlebens des Paſſendſten einfach den Satz enthält, daß nur das leben bleibt, was leben kann, ſo iſt durch die Darwin'ſche Theorie ebenſo jede Teleologie ausgeſchloſſen, wie auch die allſeitige Variabilität in Verbindung mit jenem Princip nothwendig zu einer allmählich immer größer werdenden Complication oder Vervollkommnung des Baues, alſo zum Ausſchluß eines vorher beſtimmten Entwickelungsplanes führt. Gleichzeitig mit Darwin entwickelte auch Alfr. Ruſſell Wallace, welcher beim Studium der Naturgeſchichte der Malayiſchen Inſelwelt zu ähn- lichen allgemeinen Betrachtungen veranlaßt worden war, das Princip der natürlichen Zuchtwahl und ſeinen Einfluß auf den Urſprung der Arten.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/737>, abgerufen am 22.11.2024.