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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
poden" (mit einigen Krustern). Erst nachdem Cuvier 1800 die Crusta-
ceen, Lamarck 1801 die Arachniden als selbständige Classen von den
übrigen Gruppen getrennt hatten, beschränkte sich der Ausdruck Insecten
auf die sechsfüßigen Arthropoden, welchen noch 1832 Latreille die an-
dern Classen als Apiropoden gegenüberstellte. Hiermit waren die vier
Classen gegeben in der Form, wie sie noch heute angenommen werden.
Nur die Stellung der Myriapoden war noch nicht bestimmt; Latreille
selbst wechselte ihren Platz mehrmals; Will. Elford Leach (gest. 1836)
bildete eine eigene Classe aus ihnen, während die meisten sie zu den
Insecten, Erichson und nach ihm von Siebold sogar zu den
Crustaceen brachten. Die meisten Systeme waren bis dahin auf Flügel
und Mundtheile gegründet, selbst das des um die Entomologie sehr
verdienten Will. Kirby (1759-1850), dessen in Verbindung mit
Will. Spence (1783-1860) bearbeitete Einleitung in die Entomo-
logie besonders nutzbringend gewirkt hat. Leach berücksichtigte zwar
die Entwickelung, folgte aber bei den Ordnungen selbst den Flügeln
und Kiefern. Oken legte wohl in seinem viertheiligen Systeme bei den
Insecten Gewicht auf die Verwandlung, führte aber später (1821) den
unhaltbaren Begriff der unvollkommnen oder halben Verwandlung ein.
Selbst Burmeister nahm 1837 diesen Ausdruck auf, trotzdem er vorher
(1832 im Handbuche der Entomologie) die betreffenden Formen richtig
als ametabolische bezeichnet hatte. Folge naturphilosophischen Einflusses
ist es wohl, wenn derselbe Entomolog sämmtliche Gliederthiere als
Wasser-, Land- und Luftgliederthiere (d. i. Würmer, Spinnen mit
Myriapoden, Insecten) bezeichnet, aber, weil der Uebergang von Was-
ser- zu Landthieren doch zu auffallend sei, noch eine Durchgangsgruppe
(Crustaceen) dazwischen schiebt. -- Noch war aber bis zur Zeit der
zweiten Auflage von Cuvier's Thierreich die Begrenzung des Glieder-
thiertypus nicht sicher ermittelt. Dies erfolgte nun. Die Cirripedien
standen bei den Mollusken; und wenn auch Lamarck 1802 sie als
schalentragende Kruster aufgeführt, Latreille sie mit den Anneliden
zu einer zwischen Mollusken und Arthropoden stehenden Gruppe ver-
einigt hatte, so ließ sie doch Cuvier 1830 noch bei den Mollusken. In
demselben Jahre aber veröffentlichte J. V. Thompson den aus ihrer

Periode der Morphologie.
poden“ (mit einigen Kruſtern). Erſt nachdem Cuvier 1800 die Cruſta-
ceen, Lamarck 1801 die Arachniden als ſelbſtändige Claſſen von den
übrigen Gruppen getrennt hatten, beſchränkte ſich der Ausdruck Inſecten
auf die ſechsfüßigen Arthropoden, welchen noch 1832 Latreille die an-
dern Claſſen als Apiropoden gegenüberſtellte. Hiermit waren die vier
Claſſen gegeben in der Form, wie ſie noch heute angenommen werden.
Nur die Stellung der Myriapoden war noch nicht beſtimmt; Latreille
ſelbſt wechſelte ihren Platz mehrmals; Will. Elford Leach (geſt. 1836)
bildete eine eigene Claſſe aus ihnen, während die meiſten ſie zu den
Inſecten, Erichſon und nach ihm von Siebold ſogar zu den
Cruſtaceen brachten. Die meiſten Syſteme waren bis dahin auf Flügel
und Mundtheile gegründet, ſelbſt das des um die Entomologie ſehr
verdienten Will. Kirby (1759-1850), deſſen in Verbindung mit
Will. Spence (1783-1860) bearbeitete Einleitung in die Entomo-
logie beſonders nutzbringend gewirkt hat. Leach berückſichtigte zwar
die Entwickelung, folgte aber bei den Ordnungen ſelbſt den Flügeln
und Kiefern. Oken legte wohl in ſeinem viertheiligen Syſteme bei den
Inſecten Gewicht auf die Verwandlung, führte aber ſpäter (1821) den
unhaltbaren Begriff der unvollkommnen oder halben Verwandlung ein.
Selbſt Burmeiſter nahm 1837 dieſen Ausdruck auf, trotzdem er vorher
(1832 im Handbuche der Entomologie) die betreffenden Formen richtig
als ametaboliſche bezeichnet hatte. Folge naturphiloſophiſchen Einfluſſes
iſt es wohl, wenn derſelbe Entomolog ſämmtliche Gliederthiere als
Waſſer-, Land- und Luftgliederthiere (d. i. Würmer, Spinnen mit
Myriapoden, Inſecten) bezeichnet, aber, weil der Uebergang von Waſ-
ſer- zu Landthieren doch zu auffallend ſei, noch eine Durchgangsgruppe
(Cruſtaceen) dazwiſchen ſchiebt. — Noch war aber bis zur Zeit der
zweiten Auflage von Cuvier's Thierreich die Begrenzung des Glieder-
thiertypus nicht ſicher ermittelt. Dies erfolgte nun. Die Cirripedien
ſtanden bei den Mollusken; und wenn auch Lamarck 1802 ſie als
ſchalentragende Kruſter aufgeführt, Latreille ſie mit den Anneliden
zu einer zwiſchen Mollusken und Arthropoden ſtehenden Gruppe ver-
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[694/0705] Periode der Morphologie. poden“ (mit einigen Kruſtern). Erſt nachdem Cuvier 1800 die Cruſta- ceen, Lamarck 1801 die Arachniden als ſelbſtändige Claſſen von den übrigen Gruppen getrennt hatten, beſchränkte ſich der Ausdruck Inſecten auf die ſechsfüßigen Arthropoden, welchen noch 1832 Latreille die an- dern Claſſen als Apiropoden gegenüberſtellte. Hiermit waren die vier Claſſen gegeben in der Form, wie ſie noch heute angenommen werden. Nur die Stellung der Myriapoden war noch nicht beſtimmt; Latreille ſelbſt wechſelte ihren Platz mehrmals; Will. Elford Leach (geſt. 1836) bildete eine eigene Claſſe aus ihnen, während die meiſten ſie zu den Inſecten, Erichſon und nach ihm von Siebold ſogar zu den Cruſtaceen brachten. Die meiſten Syſteme waren bis dahin auf Flügel und Mundtheile gegründet, ſelbſt das des um die Entomologie ſehr verdienten Will. Kirby (1759-1850), deſſen in Verbindung mit Will. Spence (1783-1860) bearbeitete Einleitung in die Entomo- logie beſonders nutzbringend gewirkt hat. Leach berückſichtigte zwar die Entwickelung, folgte aber bei den Ordnungen ſelbſt den Flügeln und Kiefern. Oken legte wohl in ſeinem viertheiligen Syſteme bei den Inſecten Gewicht auf die Verwandlung, führte aber ſpäter (1821) den unhaltbaren Begriff der unvollkommnen oder halben Verwandlung ein. Selbſt Burmeiſter nahm 1837 dieſen Ausdruck auf, trotzdem er vorher (1832 im Handbuche der Entomologie) die betreffenden Formen richtig als ametaboliſche bezeichnet hatte. Folge naturphiloſophiſchen Einfluſſes iſt es wohl, wenn derſelbe Entomolog ſämmtliche Gliederthiere als Waſſer-, Land- und Luftgliederthiere (d. i. Würmer, Spinnen mit Myriapoden, Inſecten) bezeichnet, aber, weil der Uebergang von Waſ- ſer- zu Landthieren doch zu auffallend ſei, noch eine Durchgangsgruppe (Cruſtaceen) dazwiſchen ſchiebt. — Noch war aber bis zur Zeit der zweiten Auflage von Cuvier's Thierreich die Begrenzung des Glieder- thiertypus nicht ſicher ermittelt. Dies erfolgte nun. Die Cirripedien ſtanden bei den Mollusken; und wenn auch Lamarck 1802 ſie als ſchalentragende Kruſter aufgeführt, Latreille ſie mit den Anneliden zu einer zwiſchen Mollusken und Arthropoden ſtehenden Gruppe ver- einigt hatte, ſo ließ ſie doch Cuvier 1830 noch bei den Mollusken. In demſelben Jahre aber veröffentlichte J. V. Thompſon den aus ihrer

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/705>, abgerufen am 22.11.2024.