langten Fortschritte beziehn sich vorzüglich auf den immer specieller geführten Nachweis der genetischen Beziehungen der verschiedenen Formen.
Echinodermen. Nachdem Klein für die Echiniden den Classen- namen der Echinodermen aufgestellt, Bruguieres unter derselben Be- zeichnung noch die Asteriden begriffen hatte, vereinigte zuerst Cuvier auch die Holothurien mit jenen beiden Gruppen zu einer größern Ab- theilung. Die Gattung Comatula wurde meist zu den Seesternen ge- bracht, von deren übrigen Formen sie aber als weiter abweichend von Cuvier bezeichnet wurde. F. S. Leuckart hatte schon 1829 die Ver- muthung ausgesprochen, daß sie von einem Stiele losgelöst zu sein schiene. Dies bestätigte 1836 John Vaughan Thompson, welcher den früher von ihm beschriebenen Pentacrinus europaeus als Jugend- zustand der Comatel nachwies. Für die Encriniten, welche Cuvier zwischen Asteriden und Echiniden gestellt hatte, ohne eine besondere Abtheilung für sie zu bilden, errichtete 1821 J. S. Miller die Fa- milie der Crinoiden, welche Gruppe Edw. Forbes zur Echinodermen- ordnung erhob. Er theilte in seiner reizvollen Geschichte der brittischen Seesterne (Echinodermen) die ganze Classe nach den Bewegungsorganen in Pinnigrade (Crinoiden), Spinigrade (Ophiuren), Cirrhigrade (Asterien), Cirrhispinigrade (Echinen), Cirrhivermigrade (Holothurien) und Vermigrade (Sipunkeln). 1820 entdeckte Thom. Say fossile den Encrinen und Asterien verwandte Formen, Pentremiten, für welche 1828 J. Fleming den Familiennamen Blastoideen aufstellte. Endlich unterschied Leop. von Buch 1845 die Gruppe der Cystideen von den übrigen mit Armen versehenen Crinoiden. Während auf diese Weise der Kreis der Echinodermen vervollständigt wurde, enthielten die Holo- thurien der früheren Systeme noch die Sipunkeln. Auf das Zweifel- hafte dieser Stellung hatte schon 1818 Blainville aufmerksam gemacht, bis sie endlich 1849 Em. Blanchard unter dem ihnen 1847 von Quatrefages gegebenen Namen der Gephyreen zu den Würmern brachte. Die Classification der Echinodermen hat nur in sofern Schwankungen dargeboten, als einmal die von Lamarck eingeführte engere Verbindung der Echiniden und Asteriden mit den Medusen die Holothurien schärfer
Kenntniß der Echinodermen.
langten Fortſchritte beziehn ſich vorzüglich auf den immer ſpecieller geführten Nachweis der genetiſchen Beziehungen der verſchiedenen Formen.
Echinodermen. Nachdem Klein für die Echiniden den Claſſen- namen der Echinodermen aufgeſtellt, Bruguières unter derſelben Be- zeichnung noch die Aſteriden begriffen hatte, vereinigte zuerſt Cuvier auch die Holothurien mit jenen beiden Gruppen zu einer größern Ab- theilung. Die Gattung Comatula wurde meiſt zu den Seeſternen ge- bracht, von deren übrigen Formen ſie aber als weiter abweichend von Cuvier bezeichnet wurde. F. S. Leuckart hatte ſchon 1829 die Ver- muthung ausgeſprochen, daß ſie von einem Stiele losgelöſt zu ſein ſchiene. Dies beſtätigte 1836 John Vaughan Thompſon, welcher den früher von ihm beſchriebenen Pentacrinus europaeus als Jugend- zuſtand der Comatel nachwies. Für die Encriniten, welche Cuvier zwiſchen Aſteriden und Echiniden geſtellt hatte, ohne eine beſondere Abtheilung für ſie zu bilden, errichtete 1821 J. S. Miller die Fa- milie der Crinoiden, welche Gruppe Edw. Forbes zur Echinodermen- ordnung erhob. Er theilte in ſeiner reizvollen Geſchichte der brittiſchen Seeſterne (Echinodermen) die ganze Claſſe nach den Bewegungsorganen in Pinnigrade (Crinoiden), Spinigrade (Ophiuren), Cirrhigrade (Aſterien), Cirrhiſpinigrade (Echinen), Cirrhivermigrade (Holothurien) und Vermigrade (Sipunkeln). 1820 entdeckte Thom. Say foſſile den Encrinen und Aſterien verwandte Formen, Pentremiten, für welche 1828 J. Fleming den Familiennamen Blaſtoideen aufſtellte. Endlich unterſchied Leop. von Buch 1845 die Gruppe der Cyſtideen von den übrigen mit Armen verſehenen Crinoiden. Während auf dieſe Weiſe der Kreis der Echinodermen vervollſtändigt wurde, enthielten die Holo- thurien der früheren Syſteme noch die Sipunkeln. Auf das Zweifel- hafte dieſer Stellung hatte ſchon 1818 Blainville aufmerkſam gemacht, bis ſie endlich 1849 Em. Blanchard unter dem ihnen 1847 von Quatrefages gegebenen Namen der Gephyreen zu den Würmern brachte. Die Claſſification der Echinodermen hat nur in ſofern Schwankungen dargeboten, als einmal die von Lamarck eingeführte engere Verbindung der Echiniden und Aſteriden mit den Meduſen die Holothurien ſchärfer
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Kenntniß der Echinodermen.
langten Fortſchritte beziehn ſich vorzüglich auf den immer ſpecieller
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Formen.
Echinodermen. Nachdem Klein für die Echiniden den Claſſen-
namen der Echinodermen aufgeſtellt, Bruguières unter derſelben Be-
zeichnung noch die Aſteriden begriffen hatte, vereinigte zuerſt Cuvier
auch die Holothurien mit jenen beiden Gruppen zu einer größern Ab-
theilung. Die Gattung Comatula wurde meiſt zu den Seeſternen ge-
bracht, von deren übrigen Formen ſie aber als weiter abweichend von
Cuvier bezeichnet wurde. F. S. Leuckart hatte ſchon 1829 die Ver-
muthung ausgeſprochen, daß ſie von einem Stiele losgelöſt zu ſein
ſchiene. Dies beſtätigte 1836 John Vaughan Thompſon, welcher
den früher von ihm beſchriebenen Pentacrinus europaeus als Jugend-
zuſtand der Comatel nachwies. Für die Encriniten, welche Cuvier
zwiſchen Aſteriden und Echiniden geſtellt hatte, ohne eine beſondere
Abtheilung für ſie zu bilden, errichtete 1821 J. S. Miller die Fa-
milie der Crinoiden, welche Gruppe Edw. Forbes zur Echinodermen-
ordnung erhob. Er theilte in ſeiner reizvollen Geſchichte der brittiſchen
Seeſterne (Echinodermen) die ganze Claſſe nach den Bewegungsorganen
in Pinnigrade (Crinoiden), Spinigrade (Ophiuren), Cirrhigrade
(Aſterien), Cirrhiſpinigrade (Echinen), Cirrhivermigrade (Holothurien)
und Vermigrade (Sipunkeln). 1820 entdeckte Thom. Say foſſile den
Encrinen und Aſterien verwandte Formen, Pentremiten, für welche
1828 J. Fleming den Familiennamen Blaſtoideen aufſtellte. Endlich
unterſchied Leop. von Buch 1845 die Gruppe der Cyſtideen von den
übrigen mit Armen verſehenen Crinoiden. Während auf dieſe Weiſe
der Kreis der Echinodermen vervollſtändigt wurde, enthielten die Holo-
thurien der früheren Syſteme noch die Sipunkeln. Auf das Zweifel-
hafte dieſer Stellung hatte ſchon 1818 Blainville aufmerkſam gemacht,
bis ſie endlich 1849 Em. Blanchard unter dem ihnen 1847 von
Quatrefages gegebenen Namen der Gephyreen zu den Würmern brachte.
Die Claſſification der Echinodermen hat nur in ſofern Schwankungen
dargeboten, als einmal die von Lamarck eingeführte engere Verbindung
der Echiniden und Aſteriden mit den Meduſen die Holothurien ſchärfer
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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