Ueber die Thierwelt Australiens hatte nächst den früher angege- benen Funden zuerst John White und Jam. Edw. Smith Mitthei- lungen gemacht. Eine Fauna Australiens begann schon 1794 George Shaw (1751-1813) zusammenzustellen. Flinders hatte zwar Robert Brown als Botaniker in seiner Begleitung; doch verdankt man ihm keine wesentliche Bereicherung der Kenntniß der australischen Fauna. In den Jahren 1818-1822 untersuchte Phil. Parker King einen Theil der Küsten und brachte zoologisches Material nach Europa. George Bennett bereiste wie erwähnt Australien und verschiedene Theile Süd-Asiens 1832-34 als Naturhistoriker. Die reichste Aus- beute an höheren Thieren brachte aber John Gould (geb. 1804), welcher 1838 auf mehrere Jahre nach Australien gieng. Die großen ostindischen Inseln durchforschten früher Engländer, wie Sir Stamford Raffles (1781-1826), Thomas Horsfield (geb. 1773 in Pen- sylvanien, gest. 1859 in London), später Holländer, so Casp. Georg Karl Reinwardt (1773-1854), Salomo Müller, J. J. van Hasselt. In einem großen Sammelwerke vereinigte dann Conr. Jac. Temminck (1778-1858) die Schilderungen der Thierwelt der nie- derländischen überseeischen Besitzungen. Die Naturgeschichte des ost- indischen Festlandes, für welche ebenso wie für die der Inseln besondere Journale gegründet wurden, wurde fast ausschließlich von Engländern erforscht, am thätigsten waren hier unter einer größeren Zahl hier nicht einzeln zu verzeichnender Männer T. C. Jerdon, Edw. Blyth, John M'Clelland und Horsfield. Sehr erfolgreich war die Reise des Freiherrn Karl Alex. Ans. von Hügel (geb. 1796, gest. 1870) nach Kaschmir und dem Lande der Sikhs. Einzelnes theilte auch Char- les Belanger mit, welcher 1825-1829 zu Lande nach Ost-Indien und dann über Java, Mauritius und das Cap nach Europa zurück- gieng. Um die Geschichte der fossilen Thierwelt Ost-Indiens hat sich Hugh Falconer (geb. 1808, 1830-1843 und 1848-1855 in Indien, starb 1865) die größten Verdienste erworben. Die ausgedehn- teste Kenntniß der Fauna Japan's verdankt die Wissenschaft Phil. Franz von Siebold, welcher überhaupt Japan in Europa kennen gelehrt hat 52).
Ueber die Thierwelt Auſtraliens hatte nächſt den früher angege- benen Funden zuerſt John White und Jam. Edw. Smith Mitthei- lungen gemacht. Eine Fauna Auſtraliens begann ſchon 1794 George Shaw (1751-1813) zuſammenzuſtellen. Flinders hatte zwar Robert Brown als Botaniker in ſeiner Begleitung; doch verdankt man ihm keine weſentliche Bereicherung der Kenntniß der auſtraliſchen Fauna. In den Jahren 1818-1822 unterſuchte Phil. Parker King einen Theil der Küſten und brachte zoologiſches Material nach Europa. George Bennett bereiſte wie erwähnt Auſtralien und verſchiedene Theile Süd-Aſiens 1832-34 als Naturhiſtoriker. Die reichſte Aus- beute an höheren Thieren brachte aber John Gould (geb. 1804), welcher 1838 auf mehrere Jahre nach Auſtralien gieng. Die großen oſtindiſchen Inſeln durchforſchten früher Engländer, wie Sir Stamford Raffles (1781-1826), Thomas Horsfield (geb. 1773 in Pen- ſylvanien, geſt. 1859 in London), ſpäter Holländer, ſo Casp. Georg Karl Reinwardt (1773-1854), Salomo Müller, J. J. van Haſſelt. In einem großen Sammelwerke vereinigte dann Conr. Jac. Temminck (1778-1858) die Schilderungen der Thierwelt der nie- derländiſchen überſeeiſchen Beſitzungen. Die Naturgeſchichte des oſt- indiſchen Feſtlandes, für welche ebenſo wie für die der Inſeln beſondere Journale gegründet wurden, wurde faſt ausſchließlich von Engländern erforſcht, am thätigſten waren hier unter einer größeren Zahl hier nicht einzeln zu verzeichnender Männer T. C. Jerdon, Edw. Blyth, John M'Clelland und Horsfield. Sehr erfolgreich war die Reiſe des Freiherrn Karl Alex. Anſ. von Hügel (geb. 1796, geſt. 1870) nach Kaſchmir und dem Lande der Sikhs. Einzelnes theilte auch Char- les Bélanger mit, welcher 1825-1829 zu Lande nach Oſt-Indien und dann über Java, Mauritius und das Cap nach Europa zurück- gieng. Um die Geſchichte der foſſilen Thierwelt Oſt-Indiens hat ſich Hugh Falconer (geb. 1808, 1830-1843 und 1848-1855 in Indien, ſtarb 1865) die größten Verdienſte erworben. Die ausgedehn- teſte Kenntniß der Fauna Japan's verdankt die Wiſſenſchaft Phil. Franz von Siebold, welcher überhaupt Japan in Europa kennen gelehrt hat 52).
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Ueber die Thierwelt Auſtraliens hatte nächſt den früher angege-
benen Funden zuerſt John White und Jam. Edw. Smith Mitthei-
lungen gemacht. Eine Fauna Auſtraliens begann ſchon 1794 George
Shaw (1751-1813) zuſammenzuſtellen. Flinders hatte zwar Robert
Brown als Botaniker in ſeiner Begleitung; doch verdankt man ihm
keine weſentliche Bereicherung der Kenntniß der auſtraliſchen Fauna.
In den Jahren 1818-1822 unterſuchte Phil. Parker King einen
Theil der Küſten und brachte zoologiſches Material nach Europa.
George Bennett bereiſte wie erwähnt Auſtralien und verſchiedene
Theile Süd-Aſiens 1832-34 als Naturhiſtoriker. Die reichſte Aus-
beute an höheren Thieren brachte aber John Gould (geb. 1804),
welcher 1838 auf mehrere Jahre nach Auſtralien gieng. Die großen
oſtindiſchen Inſeln durchforſchten früher Engländer, wie Sir Stamford
Raffles (1781-1826), Thomas Horsfield (geb. 1773 in Pen-
ſylvanien, geſt. 1859 in London), ſpäter Holländer, ſo Casp. Georg
Karl Reinwardt (1773-1854), Salomo Müller, J. J. van
Haſſelt. In einem großen Sammelwerke vereinigte dann Conr. Jac.
Temminck (1778-1858) die Schilderungen der Thierwelt der nie-
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indiſchen Feſtlandes, für welche ebenſo wie für die der Inſeln beſondere
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erforſcht, am thätigſten waren hier unter einer größeren Zahl hier nicht
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John M'Clelland und Horsfield. Sehr erfolgreich war die Reiſe
des Freiherrn Karl Alex. Anſ. von Hügel (geb. 1796, geſt. 1870)
nach Kaſchmir und dem Lande der Sikhs. Einzelnes theilte auch Char-
les Bélanger mit, welcher 1825-1829 zu Lande nach Oſt-Indien
und dann über Java, Mauritius und das Cap nach Europa zurück-
gieng. Um die Geſchichte der foſſilen Thierwelt Oſt-Indiens hat ſich
Hugh Falconer (geb. 1808, 1830-1843 und 1848-1855 in
Indien, ſtarb 1865) die größten Verdienſte erworben. Die ausgedehn-
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von Siebold, welcher überhaupt Japan in Europa kennen gelehrt hat 52).
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/671>, abgerufen am 22.11.2024.
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