Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Entwickelungsgeschichte. Pander. gen über Eihüllen und Placenta, wie solche von Döllinger und Sa-muel, von Dutrochet, Cuvier, W. Hunter, Alessandrini u. A. veröffentlicht wurden, galten vorzüglich dem äußern Verhalten der an der Bildung der Eihüllen betheiligten Membranen. An die lange Zeit für streitig gehaltene Frage von dem Vorhandensein einer Nabel- oder Dotterblase beim Menschen, welche jedoch schon W. Hunter abgebildet hatte (1802), schlossen sich die weiteren Untersuchungen über die Bildung des Darmes aus der Dotterblase, welche besonders von Oken aufgenommen, von Emmert (mit Burgätzky und mit Hoch- stetter), von Bojanus weitergeführt und auch in der sofort zu er- wähnenden Arbeit vom Grafen von Tredern eingehend berücksichtigt wurde. Einzelnheiten der individuellen Entwickelung des höhern Wir- belthierkörpers behandelnd erschienen die Untersuchungen über die Ent- wickelung des Gehirns von Tiedemann und von Meckel, des Auges von Kiefer, der Wolff'schen Körper von Rosenmüller (1802), Oken (1806, nach ihm nannte Jakobson später die Primor- dialnieren Oken'sche Körper) und J. Fr. Meckel (1815, mit J. C. Müller). Aus dem doppelten Ursprunge der Aorta schloß Meckel be- reits 1811 auf das vermuthlich frühe Vorhandensein der Kiemenbogen auch bei den luftathmenden Wirbelthieren. Die Bildung des Gesichtes, der Mund- und Nasenöffnungen untersuchte in äußerst genauer Weise der genannte Graf Ludwig Sebastian von Tredern24) und gab von den Entwickelungsveränderungen der betreffenden Theile vorzügliche Abbildungen in seiner Promotionsschrift. Aber erst mit dem Jahre 1817 beginnt die eigentliche Entwicke- 24) Diss. inaug. med. sist. ovi avium historiae et incubationis prodro-
mum. Jenae, 1808. 4°. Der Verfasser, welcher sich Esthonia-Rossus nennt, über dessen Leben und Schicksale aber weiter nichts bekannt ist, gibt hier einen Aus- zug aus einer größern Untersuchungsreihe, welche er besonders in Göttingen unter Blumenbach angestellt hatte. Das ausführliche Buch, auf welches er verweist, ist nicht erschienen. Entwickelungsgeſchichte. Pander. gen über Eihüllen und Placenta, wie ſolche von Döllinger und Sa-muel, von Dutrochet, Cuvier, W. Hunter, Aleſſandrini u. A. veröffentlicht wurden, galten vorzüglich dem äußern Verhalten der an der Bildung der Eihüllen betheiligten Membranen. An die lange Zeit für ſtreitig gehaltene Frage von dem Vorhandenſein einer Nabel- oder Dotterblaſe beim Menſchen, welche jedoch ſchon W. Hunter abgebildet hatte (1802), ſchloſſen ſich die weiteren Unterſuchungen über die Bildung des Darmes aus der Dotterblaſe, welche beſonders von Oken aufgenommen, von Emmert (mit Burgätzky und mit Hoch- ſtetter), von Bojanus weitergeführt und auch in der ſofort zu er- wähnenden Arbeit vom Grafen von Tredern eingehend berückſichtigt wurde. Einzelnheiten der individuellen Entwickelung des höhern Wir- belthierkörpers behandelnd erſchienen die Unterſuchungen über die Ent- wickelung des Gehirns von Tiedemann und von Meckel, des Auges von Kiefer, der Wolff'ſchen Körper von Roſenmüller (1802), Oken (1806, nach ihm nannte Jakobſon ſpäter die Primor- dialnieren Oken'ſche Körper) und J. Fr. Meckel (1815, mit J. C. Müller). Aus dem doppelten Urſprunge der Aorta ſchloß Meckel be- reits 1811 auf das vermuthlich frühe Vorhandenſein der Kiemenbogen auch bei den luftathmenden Wirbelthieren. Die Bildung des Geſichtes, der Mund- und Naſenöffnungen unterſuchte in äußerſt genauer Weiſe der genannte Graf Ludwig Sebaſtian von Tredern24) und gab von den Entwickelungsveränderungen der betreffenden Theile vorzügliche Abbildungen in ſeiner Promotionsſchrift. Aber erſt mit dem Jahre 1817 beginnt die eigentliche Entwicke- 24) Diss. inaug. med. sist. ovi avium historiae et incubationis prodro-
mum. Jenae, 1808. 4°. Der Verfaſſer, welcher ſich Esthonia-Rossus nennt, über deſſen Leben und Schickſale aber weiter nichts bekannt iſt, gibt hier einen Aus- zug aus einer größern Unterſuchungsreihe, welche er beſonders in Göttingen unter Blumenbach angeſtellt hatte. Das ausführliche Buch, auf welches er verweiſt, iſt nicht erſchienen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0632" n="621"/><fw place="top" type="header">Entwickelungsgeſchichte. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116021985">Pander</persName>.</fw><lb/> gen über Eihüllen und Placenta, wie ſolche von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118680048">Döllinger</persName></hi> und <hi rendition="#g"><persName ref="nognd">Sa-<lb/> muel</persName></hi>, von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117663964">Dutrochet</persName></hi>, <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118677578">Cuvier</persName></hi>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117070076">W. <hi rendition="#g">Hunter</hi></persName>, <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/115872701">Aleſſandrini</persName></hi><lb/> u. A. veröffentlicht wurden, galten vorzüglich dem äußern Verhalten<lb/> der an der Bildung der Eihüllen betheiligten Membranen. An die<lb/> lange Zeit für ſtreitig gehaltene Frage von dem Vorhandenſein einer<lb/> Nabel- oder Dotterblaſe beim Menſchen, welche jedoch ſchon <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117070076">W. Hunter</persName><lb/> abgebildet hatte (1802), ſchloſſen ſich die weiteren Unterſuchungen über<lb/> die Bildung des Darmes aus der Dotterblaſe, welche beſonders von<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118589717">Oken</persName></hi> aufgenommen, von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116471107">Emmert</persName></hi> (mit Burgätzky und mit Hoch-<lb/> ſtetter), von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116233346">Bojanus</persName></hi> weitergeführt und auch in der ſofort zu er-<lb/> wähnenden Arbeit vom Grafen <hi rendition="#g">von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/15221853X">Tredern</persName></hi> eingehend berückſichtigt<lb/> wurde. Einzelnheiten der individuellen Entwickelung des höhern Wir-<lb/> belthierkörpers behandelnd erſchienen die Unterſuchungen über die Ent-<lb/> wickelung des Gehirns <hi rendition="#g">von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118867733">Tiedemann</persName></hi> und von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116988703">Meckel</persName></hi>, des<lb/> Auges von <hi rendition="#g">Kiefer</hi>, der <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100706347">Wolff</persName>'ſchen Körper von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11662499X">Roſenmüller</persName></hi><lb/> (1802), <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118589717">Oken</persName></hi> (1806, nach ihm nannte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117047899">Jakobſon</persName> ſpäter die Primor-<lb/> dialnieren <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118589717">Oken</persName>'ſche Körper) und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116988703">J. Fr. <hi rendition="#g">Meckel</hi></persName> (1815, mit <persName ref="nognd">J. C.<lb/> Müller</persName>). Aus dem doppelten Urſprunge der Aorta ſchloß <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116988703">Meckel</persName></hi> be-<lb/> reits 1811 auf das vermuthlich frühe Vorhandenſein der Kiemenbogen<lb/> auch bei den luftathmenden Wirbelthieren. Die Bildung des Geſichtes,<lb/> der Mund- und Naſenöffnungen unterſuchte in äußerſt genauer Weiſe<lb/> der genannte Graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/15221853X">Ludwig Sebaſtian <hi rendition="#g">von Tredern</hi></persName><note place="foot" n="24)"><hi rendition="#aq">Diss. inaug. med. sist. ovi avium historiae et incubationis prodro-<lb/> mum. Jenae,</hi> 1808. 4°. Der Verfaſſer, welcher ſich <hi rendition="#aq">Esthonia-Rossus</hi> nennt,<lb/> über deſſen Leben und Schickſale aber weiter nichts bekannt iſt, gibt hier einen Aus-<lb/> zug aus einer größern Unterſuchungsreihe, welche er beſonders in Göttingen unter<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116208503">Blumenbach</persName> angeſtellt hatte. Das ausführliche Buch, auf welches er verweiſt, iſt<lb/> nicht erſchienen.</note> und gab von<lb/> den Entwickelungsveränderungen der betreffenden Theile vorzügliche<lb/> Abbildungen in ſeiner Promotionsſchrift.</p><lb/> <p>Aber erſt mit dem Jahre 1817 beginnt die eigentliche Entwicke-<lb/> lungsgeſchichte der Wirbelthiere mit dem Erſcheinen von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116021985">Chriſtian<lb/> Heinrich Pander</persName></hi>'s Unterſuchungen. Dieſelben wurden zuerſt la-<lb/> teiniſch als Doctordiſſertation, dann als ſelbſtändige deutſche, mit Ab-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [621/0632]
Entwickelungsgeſchichte. Pander.
gen über Eihüllen und Placenta, wie ſolche von Döllinger und Sa-
muel, von Dutrochet, Cuvier, W. Hunter, Aleſſandrini
u. A. veröffentlicht wurden, galten vorzüglich dem äußern Verhalten
der an der Bildung der Eihüllen betheiligten Membranen. An die
lange Zeit für ſtreitig gehaltene Frage von dem Vorhandenſein einer
Nabel- oder Dotterblaſe beim Menſchen, welche jedoch ſchon W. Hunter
abgebildet hatte (1802), ſchloſſen ſich die weiteren Unterſuchungen über
die Bildung des Darmes aus der Dotterblaſe, welche beſonders von
Oken aufgenommen, von Emmert (mit Burgätzky und mit Hoch-
ſtetter), von Bojanus weitergeführt und auch in der ſofort zu er-
wähnenden Arbeit vom Grafen von Tredern eingehend berückſichtigt
wurde. Einzelnheiten der individuellen Entwickelung des höhern Wir-
belthierkörpers behandelnd erſchienen die Unterſuchungen über die Ent-
wickelung des Gehirns von Tiedemann und von Meckel, des
Auges von Kiefer, der Wolff'ſchen Körper von Roſenmüller
(1802), Oken (1806, nach ihm nannte Jakobſon ſpäter die Primor-
dialnieren Oken'ſche Körper) und J. Fr. Meckel (1815, mit J. C.
Müller). Aus dem doppelten Urſprunge der Aorta ſchloß Meckel be-
reits 1811 auf das vermuthlich frühe Vorhandenſein der Kiemenbogen
auch bei den luftathmenden Wirbelthieren. Die Bildung des Geſichtes,
der Mund- und Naſenöffnungen unterſuchte in äußerſt genauer Weiſe
der genannte Graf Ludwig Sebaſtian von Tredern 24) und gab von
den Entwickelungsveränderungen der betreffenden Theile vorzügliche
Abbildungen in ſeiner Promotionsſchrift.
Aber erſt mit dem Jahre 1817 beginnt die eigentliche Entwicke-
lungsgeſchichte der Wirbelthiere mit dem Erſcheinen von Chriſtian
Heinrich Pander's Unterſuchungen. Dieſelben wurden zuerſt la-
teiniſch als Doctordiſſertation, dann als ſelbſtändige deutſche, mit Ab-
24) Diss. inaug. med. sist. ovi avium historiae et incubationis prodro-
mum. Jenae, 1808. 4°. Der Verfaſſer, welcher ſich Esthonia-Rossus nennt,
über deſſen Leben und Schickſale aber weiter nichts bekannt iſt, gibt hier einen Aus-
zug aus einer größern Unterſuchungsreihe, welche er beſonders in Göttingen unter
Blumenbach angeſtellt hatte. Das ausführliche Buch, auf welches er verweiſt, iſt
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