Mit dieser bedeutungsvollsten Arbeit über allgemeine Zoologie, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts erschienen ist, war denn nun nicht bloß die Lehre von den Typen sicher gegründet, sondern vor Allem in eine Form gebracht, welche die directe Nutzung und weitere Ausbildung sofort ermöglichte. Noch waren aber die wichtigsten Vor- arbeiten für die eine Hälfte der nun bestimmt vorgezeichneten Aufgabe, der vergleichenden Anatomie wie aller übrigen Zweige der Zoologie, nur kaum begonnen. Die Entwickelungsgeschichte war fast noch zu gründen. Und dies ist das Feld, auf dem von Baer's Name wie- derum hellleuchtend entgegenstrahlt.
Entwickelungsgeschichte.
Die Veränderungen, welche die Thiere von ihrer Geburt an bis zur Reise durchlaufen, hatten für die Lehre vom Leben besondere Auf- schlüsse zu geben versprochen. Von den constitutionellen Verschieden- heiten, welche die Lebensalter des Menschen darbieten, war man aus- gegangen und hatte zunächst die Veränderungen einzelner Organe während jener beobachtet. Auffallende Metamorphosen, wie die der Insekten, waren aber gleichfalls untersucht, ihr constantes Verhältniß zu gewissen Formenkreisen nachgewiesen worden. Ein näheres Ein- gehen auf die ursprüngliche Anlage im Ei und spätere Entfaltung ein- zelner anatomischer Systeme wurde dann vorzüglich durch das Dunkel veranlaßt, von welchem der allmähliche Aufbau des menschlichen Kör- pers und besonders die Bildung des menschlichen Eies umgeben war. Die Untersuchungen von Haller, Wolff an bis zu Oken, Bojanus und Andern aus jener Zeit betrafen besonders die Veränderungen der Kör- perform und von Einzelnheiten die Bildungsgeschichte des Herzens und der großen Gefäße, des Darms und der Betheiligung der Dotterblase an derselben, sowie die verschiedenen Eihüllen und anderes Aehnliche. Die Physiologie hatte dabei in ähnlicher Weise wie aus der vergleichen- den Anatomie so aus der Vergleichung der verschiedenen Entwickelungs- zustände eines und desselben Organs im Individuum und der Ent- wickelung verschiedener Thiere besondern Vortheil ziehn zu können gehofft und fieng an, embryologische Arbeiten in den Kreis ihrer Thä-
Entwickelungsgeſchichte.
Mit dieſer bedeutungsvollſten Arbeit über allgemeine Zoologie, welche in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts erſchienen iſt, war denn nun nicht bloß die Lehre von den Typen ſicher gegründet, ſondern vor Allem in eine Form gebracht, welche die directe Nutzung und weitere Ausbildung ſofort ermöglichte. Noch waren aber die wichtigſten Vor- arbeiten für die eine Hälfte der nun beſtimmt vorgezeichneten Aufgabe, der vergleichenden Anatomie wie aller übrigen Zweige der Zoologie, nur kaum begonnen. Die Entwickelungsgeſchichte war faſt noch zu gründen. Und dies iſt das Feld, auf dem von Baer's Name wie- derum hellleuchtend entgegenſtrahlt.
Entwickelungsgeſchichte.
Die Veränderungen, welche die Thiere von ihrer Geburt an bis zur Reiſe durchlaufen, hatten für die Lehre vom Leben beſondere Auf- ſchlüſſe zu geben verſprochen. Von den conſtitutionellen Verſchieden- heiten, welche die Lebensalter des Menſchen darbieten, war man aus- gegangen und hatte zunächſt die Veränderungen einzelner Organe während jener beobachtet. Auffallende Metamorphoſen, wie die der Inſekten, waren aber gleichfalls unterſucht, ihr conſtantes Verhältniß zu gewiſſen Formenkreiſen nachgewieſen worden. Ein näheres Ein- gehen auf die urſprüngliche Anlage im Ei und ſpätere Entfaltung ein- zelner anatomiſcher Syſteme wurde dann vorzüglich durch das Dunkel veranlaßt, von welchem der allmähliche Aufbau des menſchlichen Kör- pers und beſonders die Bildung des menſchlichen Eies umgeben war. Die Unterſuchungen von Haller, Wolff an bis zu Oken, Bojanus und Andern aus jener Zeit betrafen beſonders die Veränderungen der Kör- perform und von Einzelnheiten die Bildungsgeſchichte des Herzens und der großen Gefäße, des Darms und der Betheiligung der Dotterblaſe an derſelben, ſowie die verſchiedenen Eihüllen und anderes Aehnliche. Die Phyſiologie hatte dabei in ähnlicher Weiſe wie aus der vergleichen- den Anatomie ſo aus der Vergleichung der verſchiedenen Entwickelungs- zuſtände eines und deſſelben Organs im Individuum und der Ent- wickelung verſchiedener Thiere beſondern Vortheil ziehn zu können gehofft und fieng an, embryologiſche Arbeiten in den Kreis ihrer Thä-
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Entwickelungsgeſchichte.
Mit dieſer bedeutungsvollſten Arbeit über allgemeine Zoologie,
welche in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts erſchienen iſt, war denn
nun nicht bloß die Lehre von den Typen ſicher gegründet, ſondern vor
Allem in eine Form gebracht, welche die directe Nutzung und weitere
Ausbildung ſofort ermöglichte. Noch waren aber die wichtigſten Vor-
arbeiten für die eine Hälfte der nun beſtimmt vorgezeichneten Aufgabe,
der vergleichenden Anatomie wie aller übrigen Zweige der Zoologie,
nur kaum begonnen. Die Entwickelungsgeſchichte war faſt noch zu
gründen. Und dies iſt das Feld, auf dem von Baer's Name wie-
derum hellleuchtend entgegenſtrahlt.
Entwickelungsgeſchichte.
Die Veränderungen, welche die Thiere von ihrer Geburt an bis
zur Reiſe durchlaufen, hatten für die Lehre vom Leben beſondere Auf-
ſchlüſſe zu geben verſprochen. Von den conſtitutionellen Verſchieden-
heiten, welche die Lebensalter des Menſchen darbieten, war man aus-
gegangen und hatte zunächſt die Veränderungen einzelner Organe
während jener beobachtet. Auffallende Metamorphoſen, wie die der
Inſekten, waren aber gleichfalls unterſucht, ihr conſtantes Verhältniß
zu gewiſſen Formenkreiſen nachgewieſen worden. Ein näheres Ein-
gehen auf die urſprüngliche Anlage im Ei und ſpätere Entfaltung ein-
zelner anatomiſcher Syſteme wurde dann vorzüglich durch das Dunkel
veranlaßt, von welchem der allmähliche Aufbau des menſchlichen Kör-
pers und beſonders die Bildung des menſchlichen Eies umgeben war.
Die Unterſuchungen von Haller, Wolff an bis zu Oken, Bojanus und
Andern aus jener Zeit betrafen beſonders die Veränderungen der Kör-
perform und von Einzelnheiten die Bildungsgeſchichte des Herzens und
der großen Gefäße, des Darms und der Betheiligung der Dotterblaſe
an derſelben, ſowie die verſchiedenen Eihüllen und anderes Aehnliche.
Die Phyſiologie hatte dabei in ähnlicher Weiſe wie aus der vergleichen-
den Anatomie ſo aus der Vergleichung der verſchiedenen Entwickelungs-
zuſtände eines und deſſelben Organs im Individuum und der Ent-
wickelung verſchiedener Thiere beſondern Vortheil ziehn zu können
gehofft und fieng an, embryologiſche Arbeiten in den Kreis ihrer Thä-
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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