Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Morphologie. ihm allein berücksichtigten Wirbelthiere, sondern auch auf die Glieder-thiere und Mollusken ausdehnen will. In einer Abhandlung über den Wirbel (1822) versucht er den Insecten- und Krebskörper als nach einem mit dem der Wirbelthiere gleichen Plane gebaut nachzuweisen; und 1830 erklärt er seine Zustimmung zu dem vermeintlichen Nachweis des Wirbelthierbaues bei den Cephalopoden, welchen Meyranx und Laurencet in einer der Akademie eingereichten Abhandlung gegeben zu haben glaubten. Dies rief den seiner Zeit berühmt gewordenen Streit zwischen Geoffroy und Cuvier hervor, in welchem zwar Geoffroy von dem Ausdruck "Einheit des Baues" auf den scheinbar weniger verfäng- lichen der "Analogie der Zusammensetzung" zurückgeht, ohne aber damit seinen Grundfehler zu beseitigen. Hauptsächlich hieng dies damit zu- sammen, daß er, von der Gleichheit der Lebenserscheinungen der Thiere überzeugt, eine Uebereinstimmung oder Aehnlichkeit in der Leistung der Organe auch für ein Zeichen ihrer morphologischen Uebereinstimmung anzusehn sich häufig verleiten ließ, daß er also nicht Analogie von Ho- mologie, in dem neuerdings durch R. Owen so glücklich fixirten Sinne, gehörig unterschied, so streng er auch die Nothwendigkeit dieser Unter- scheidung hervorhob. Trotzdem gebührt aber Geoffroy das Verdienst, mit seinen Principien die Aufstellung allgemeiner Bildungsgesetze, sowie deren Anwendung z. B. auf die bis dahin wissenschaftlich fast ganz vernachlässigten Misbildungen versucht zu haben, wennschon er sich so- wohl bei deren Aufstellung, wie bei ihrer Ausdehnung nicht streng ge- nug an die Thatsachen hielt. Die Mittheilungen über Kielmeyer, Geoffroy, sowie die früheren Periode der Morphologie. ihm allein berückſichtigten Wirbelthiere, ſondern auch auf die Glieder-thiere und Mollusken ausdehnen will. In einer Abhandlung über den Wirbel (1822) verſucht er den Inſecten- und Krebskörper als nach einem mit dem der Wirbelthiere gleichen Plane gebaut nachzuweiſen; und 1830 erklärt er ſeine Zuſtimmung zu dem vermeintlichen Nachweis des Wirbelthierbaues bei den Cephalopoden, welchen Meyranx und Laurencet in einer der Akademie eingereichten Abhandlung gegeben zu haben glaubten. Dies rief den ſeiner Zeit berühmt gewordenen Streit zwiſchen Geoffroy und Cuvier hervor, in welchem zwar Geoffroy von dem Ausdruck „Einheit des Baues“ auf den ſcheinbar weniger verfäng- lichen der „Analogie der Zuſammenſetzung“ zurückgeht, ohne aber damit ſeinen Grundfehler zu beſeitigen. Hauptſächlich hieng dies damit zu- ſammen, daß er, von der Gleichheit der Lebenserſcheinungen der Thiere überzeugt, eine Uebereinſtimmung oder Aehnlichkeit in der Leiſtung der Organe auch für ein Zeichen ihrer morphologiſchen Uebereinſtimmung anzuſehn ſich häufig verleiten ließ, daß er alſo nicht Analogie von Ho- mologie, in dem neuerdings durch R. Owen ſo glücklich fixirten Sinne, gehörig unterſchied, ſo ſtreng er auch die Nothwendigkeit dieſer Unter- ſcheidung hervorhob. Trotzdem gebührt aber Geoffroy das Verdienſt, mit ſeinen Principien die Aufſtellung allgemeiner Bildungsgeſetze, ſowie deren Anwendung z. B. auf die bis dahin wiſſenſchaftlich faſt ganz vernachläſſigten Misbildungen verſucht zu haben, wennſchon er ſich ſo- wohl bei deren Aufſtellung, wie bei ihrer Ausdehnung nicht ſtreng ge- nug an die Thatſachen hielt. 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Periode der Morphologie.
ihm allein berückſichtigten Wirbelthiere, ſondern auch auf die Glieder-
thiere und Mollusken ausdehnen will. In einer Abhandlung über den
Wirbel (1822) verſucht er den Inſecten- und Krebskörper als nach
einem mit dem der Wirbelthiere gleichen Plane gebaut nachzuweiſen;
und 1830 erklärt er ſeine Zuſtimmung zu dem vermeintlichen Nachweis
des Wirbelthierbaues bei den Cephalopoden, welchen Meyranx und
Laurencet in einer der Akademie eingereichten Abhandlung gegeben zu
haben glaubten. Dies rief den ſeiner Zeit berühmt gewordenen Streit
zwiſchen Geoffroy und Cuvier hervor, in welchem zwar Geoffroy von
dem Ausdruck „Einheit des Baues“ auf den ſcheinbar
weniger verfäng-
lichen der „Analogie der Zuſammenſetzung“ zurückgeht, ohne
aber damit
ſeinen Grundfehler zu beſeitigen. Hauptſächlich hieng dies damit zu-
ſammen, daß er, von der Gleichheit der Lebenserſcheinungen der Thiere
überzeugt, eine Uebereinſtimmung oder Aehnlichkeit in der Leiſtung der
Organe auch für ein Zeichen ihrer morphologiſchen Uebereinſtimmung
anzuſehn ſich häufig verleiten ließ, daß er alſo nicht Analogie von Ho-
mologie, in dem neuerdings durch R. Owen ſo glücklich fixirten Sinne,
gehörig unterſchied, ſo ſtreng er auch die Nothwendigkeit dieſer Unter-
ſcheidung hervorhob. Trotzdem gebührt aber Geoffroy das Verdienſt,
mit ſeinen Principien die Aufſtellung allgemeiner Bildungsgeſetze, ſowie
deren Anwendung z. B. auf die bis dahin wiſſenſchaftlich faſt ganz
vernachläſſigten Misbildungen verſucht zu haben, wennſchon er ſich ſo-
wohl bei deren Aufſtellung, wie bei ihrer Ausdehnung nicht ſtreng ge-
nug an die Thatſachen hielt.
Die Mittheilungen über Kielmeyer, Geoffroy, ſowie die früheren
über Hunter, Vicq d'Azyr u. A. zeigten, daß man bereits in ziemlicher
Ausdehnung begonnen hatte, die vorhandenen zootomiſchen Thatſachen
theoretiſch zu verwerthen. Da dieſe aber meiſt im Intereſſe anderer
Beſtrebungen geſammelt oder von ihnen aus beurtheilt und häufig zu
überſtürzten Verallgemeinerungen benutzt worden waren, gaben ſie auch
nur einen unvollſtändigen Ueberblick über den Bau der Thiere ſowohl
in Bezug auf die Anordnung der Theile in den einzelnen Claſſen als
auf die Entwickelungsform der Organe. Außer den erſt Genannten
trat nun gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ein Mann auf, welcher
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