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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Uebersicht der den Alten bekannten Thierformen.
schrieben und noch weniger zergliedert haben, ist sicher. Galen's Affe
war nicht der Orang-Utang, wie eine Zeitlang geglaubt wurde55).
Fledermäuse beschreibt schon Aristoteles; einzelne Formen sind
nicht zu unterscheiden. Insektenfresser waren bekannt; Maulwurf
(wahrscheinlich nur die südeuropäische Form), Igel und vielleicht Spitz-
maus. Die Nagethiere boten im Hasen, der Maus und Ratte,
dem Siebenschläfer, Biber u. a. Vertreter dar. Die Zahl der gekann-
ten Nager nahm verhältnißmäßig am geringsten zu56). Für eine Kennt-
niß von Halbaffen im Alterthume fehlt jede Notiz. Die Carnivoren
mußten zu den römischen Thierkämpfen den bedeutendsten Beitrag lie-
fern. Schon früher erwähnt Megasthenes den Tiger; den ersten in
Rom zeigte Pompejus57). Aelian erzählt, daß die Indier Löwen zur
Jagd abrichten. Dies ist vermuthlich der Guepard. Coelius bestellt bei
Cicero, als dieser Proconsul in Cilicien war, Panther. Im Jahre 168
v. Chr. kämpften große afrikanische Katzenarten, Panther, Leoparden,
und vermuthlich auch Hyänen unter dem Consulate von Scipio Nasica
und Lentulus. Löwen erschienen im Kampfe zuerst 185 v. Chr. in
Rom. Eine neue Fangart derselben kam unter Kaiser Claudius auf.
Der "Lynx" der Alten ist sicher der Caracal; der Luchs erschien zuerst
unter Pompejus in Rom58). Nimmt man Katze, Viverre, Herpestes,
Marder, Fuchs, Wolf, Hund (wilde Hunde kamen aus Schottland),

55) Die Chinesen sollen aus Affenblut purpurne Färbstoffe bereitet haben
s. Erasm. Francisci, Ost- und Westindischer Lustgarten. S. 390.
56) Die Martichora des Ktesias wird zuweilen mit dem Stachelschweine in
Verbindung gebracht; doch können nur ganz einzelne Züge zu jenem abenteuer-
lichen Bilde verwendet worden sein.
57) Schon der König Seleukos soll den Athenern einen Tiger als Geschenk
geschickt haben, der bei Athenaeus XIII, Ausg. von Schweighäuser, 5. Bd. S. 133
erwähnt wird. -- In Bezug auf die in den Thierkämpfen erschienenen Thiere s.
besonders Mongez, Mem. sur les animaux promenes ou tues dans les cir-
ques.
in: Mem. de l'Instit. Acad. d. Inscript. T. X. 1833. p. 360-460; und
hieran sich anlehnend: Friedländer, Darstellung aus der Sittengeschichte Roms
2. Thl. (1. Ausgabe) S. 332.
58) Die von Aubert und Wimmer (Thierkunde S. 72) zu lugx angezogene
Stelle aus Plinius (VIII, 19. 28) bezieht sich gar nicht auf den lynx des Plinius,
sondern auf ein Thier, was er chama oder chaus, die Gallier rufius nennen, un-
sern Luchs, den er weiterhin (VIII, 22. 34) lupus cervarius nennt.

Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
ſchrieben und noch weniger zergliedert haben, iſt ſicher. Galen's Affe
war nicht der Orang-Utang, wie eine Zeitlang geglaubt wurde55).
Fledermäuſe beſchreibt ſchon Ariſtoteles; einzelne Formen ſind
nicht zu unterſcheiden. Inſektenfreſſer waren bekannt; Maulwurf
(wahrſcheinlich nur die ſüdeuropäiſche Form), Igel und vielleicht Spitz-
maus. Die Nagethiere boten im Haſen, der Maus und Ratte,
dem Siebenſchläfer, Biber u. a. Vertreter dar. Die Zahl der gekann-
ten Nager nahm verhältnißmäßig am geringſten zu56). Für eine Kennt-
niß von Halbaffen im Alterthume fehlt jede Notiz. Die Carnivoren
mußten zu den römiſchen Thierkämpfen den bedeutendſten Beitrag lie-
fern. Schon früher erwähnt Megaſthenes den Tiger; den erſten in
Rom zeigte Pompejus57). Aelian erzählt, daß die Indier Löwen zur
Jagd abrichten. Dies iſt vermuthlich der Guepard. Coelius beſtellt bei
Cicero, als dieſer Proconſul in Cilicien war, Panther. Im Jahre 168
v. Chr. kämpften große afrikaniſche Katzenarten, Panther, Leoparden,
und vermuthlich auch Hyänen unter dem Conſulate von Scipio Naſica
und Lentulus. Löwen erſchienen im Kampfe zuerſt 185 v. Chr. in
Rom. Eine neue Fangart derſelben kam unter Kaiſer Claudius auf.
Der „Lynx“ der Alten iſt ſicher der Caracal; der Luchs erſchien zuerſt
unter Pompejus in Rom58). Nimmt man Katze, Viverre, Herpeſtes,
Marder, Fuchs, Wolf, Hund (wilde Hunde kamen aus Schottland),

55) Die Chineſen ſollen aus Affenblut purpurne Färbſtoffe bereitet haben
ſ. Erasm. Francisci, Oſt- und Weſtindiſcher Luſtgarten. S. 390.
56) Die Martichora des Kteſias wird zuweilen mit dem Stachelſchweine in
Verbindung gebracht; doch können nur ganz einzelne Züge zu jenem abenteuer-
lichen Bilde verwendet worden ſein.
57) Schon der König Seleukos ſoll den Athenern einen Tiger als Geſchenk
geſchickt haben, der bei Athenaeus XIII, Ausg. von Schweighäuſer, 5. Bd. S. 133
erwähnt wird. — In Bezug auf die in den Thierkämpfen erſchienenen Thiere ſ.
beſonders Mongez, Mém. sur les animaux promenés ou tués dans les cir-
ques.
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hieran ſich anlehnend: Friedländer, Darſtellung aus der Sittengeſchichte Roms
2. Thl. (1. Ausgabe) S. 332.
58) Die von Aubert und Wimmer (Thierkunde S. 72) zu λύγξ angezogene
Stelle aus Plinius (VIII, 19. 28) bezieht ſich gar nicht auf den lynx des Plinius,
ſondern auf ein Thier, was er chama oder chaus, die Gallier rufius nennen, un-
ſern Luchs, den er weiterhin (VIII, 22. 34) lupus cervarius nennt.
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[47/0058] Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen. ſchrieben und noch weniger zergliedert haben, iſt ſicher. Galen's Affe war nicht der Orang-Utang, wie eine Zeitlang geglaubt wurde 55). Fledermäuſe beſchreibt ſchon Ariſtoteles; einzelne Formen ſind nicht zu unterſcheiden. Inſektenfreſſer waren bekannt; Maulwurf (wahrſcheinlich nur die ſüdeuropäiſche Form), Igel und vielleicht Spitz- maus. Die Nagethiere boten im Haſen, der Maus und Ratte, dem Siebenſchläfer, Biber u. a. Vertreter dar. Die Zahl der gekann- ten Nager nahm verhältnißmäßig am geringſten zu 56). Für eine Kennt- niß von Halbaffen im Alterthume fehlt jede Notiz. Die Carnivoren mußten zu den römiſchen Thierkämpfen den bedeutendſten Beitrag lie- fern. Schon früher erwähnt Megaſthenes den Tiger; den erſten in Rom zeigte Pompejus 57). Aelian erzählt, daß die Indier Löwen zur Jagd abrichten. Dies iſt vermuthlich der Guepard. Coelius beſtellt bei Cicero, als dieſer Proconſul in Cilicien war, Panther. Im Jahre 168 v. Chr. kämpften große afrikaniſche Katzenarten, Panther, Leoparden, und vermuthlich auch Hyänen unter dem Conſulate von Scipio Naſica und Lentulus. Löwen erſchienen im Kampfe zuerſt 185 v. Chr. in Rom. Eine neue Fangart derſelben kam unter Kaiſer Claudius auf. Der „Lynx“ der Alten iſt ſicher der Caracal; der Luchs erſchien zuerſt unter Pompejus in Rom 58). Nimmt man Katze, Viverre, Herpeſtes, Marder, Fuchs, Wolf, Hund (wilde Hunde kamen aus Schottland), 55) Die Chineſen ſollen aus Affenblut purpurne Färbſtoffe bereitet haben ſ. Erasm. Francisci, Oſt- und Weſtindiſcher Luſtgarten. S. 390. 56) Die Martichora des Kteſias wird zuweilen mit dem Stachelſchweine in Verbindung gebracht; doch können nur ganz einzelne Züge zu jenem abenteuer- lichen Bilde verwendet worden ſein. 57) Schon der König Seleukos ſoll den Athenern einen Tiger als Geſchenk geſchickt haben, der bei Athenaeus XIII, Ausg. von Schweighäuſer, 5. Bd. S. 133 erwähnt wird. — In Bezug auf die in den Thierkämpfen erſchienenen Thiere ſ. beſonders Mongez, Mém. sur les animaux promenés ou tués dans les cir- ques. in: Mém. de l'Instit. Acad. d. Inscript. T. X. 1833. p. 360-460; und hieran ſich anlehnend: Friedländer, Darſtellung aus der Sittengeſchichte Roms 2. Thl. (1. Ausgabe) S. 332. 58) Die von Aubert und Wimmer (Thierkunde S. 72) zu λύγξ angezogene Stelle aus Plinius (VIII, 19. 28) bezieht ſich gar nicht auf den lynx des Plinius, ſondern auf ein Thier, was er chama oder chaus, die Gallier rufius nennen, un- ſern Luchs, den er weiterhin (VIII, 22. 34) lupus cervarius nennt.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/58>, abgerufen am 24.11.2024.