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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
hierdurch erreicht, daß er keine verschiedenartigen Thiere zu den Schal-
thieren brachte, wie es Linne noch that, hat aber auch die nackten
Mol-
lusken ausgeschlossen. Er theilte die Conchylien in Schnecken und
Muscheln, erstere in deckellose (einschalige) und gedeckelte, letztere in zwei-
und vielschalige. Zu bedauern war, daß Adanson in Folge seines ver-
ächtlichen Urtheils über Andere statt der Linne'schen Gattungsnamen
meistens andere und häufig sogar bereits von Linne benutzte Namen
auf verschiedene Thiere übertragen hat. Auch Ant. Jos. Dezallier
d'Argenville
hat in seiner Conchyliologie ein besonderes System
aufgestellt, welches aber weder in Bezug auf die dabei berücksichtigten
Merkmale, noch in der Stellung seiner einzelnen Abtheilungen zu ein-
ander eine naturgemäßere Auffassung verräth. Die äußere Anatomie
der Thiere berücksichtigte Et. Louis Geoffroy bei seiner Beschreibung
der Mollusken der Umgegend von Paris. Jean Guill.
Bruguieres

(geb. um 1750 in Montpellier), welcher zwei Jahre mit Kerguelen in
der Südsee war, 1793 mit Olivier nach der Türkei und Persien reiste
und 1798 auf der Rückreise in Ancona starb67), bearbeitete für das
Dictionnaire encyclopedique die Mollusken (1789) und folgte
dabei
noch ziemlich streng Linne; er schloß zwar die Seeigel und Seesterne
aus, vereinigte aber unter den Mollusken die fremdartigsten Formen.
Einen Schritt weiter gieng wieder Gius. Saverio Poli (geb. 1746,
gest. 1825 in Neapel), welcher in seinem Werke über die Schalthiere
beider Sicilien (1791-95) die Mollusken nach ihrer Bewegungsart
in armtragende, kriechende und hüpfende (den Cephalopoden, Gastro-
poden und Acephalen entsprechend) eintheilte. Die Tunicaten berück-
sichtigte er nicht68). Auch seine Gattungsnamen sind nicht immer den
Linne'schen entsprechend. Außer diesen strenger systematischen Arbeiten
ist auch bei dieser Classe viel Mühe auf sorgfältige Schilderung einzelner

67) Bruguieres
gründete 1792 das erste naturhistorische Journal in Frankreich,
welches aber beim Antritte seiner türkischen Reise wieder eingieng. Vom Jahre
1794
an nahmen dann die vom Abbe Rozier herausgegebenen Auszüge
aus den Schrif-
ten der Akademien (die Obsvervations physiques) den Titel
Journal an.
68) Erwähnung verdient, daß Batsch erklärt,
die
Seescheiden ständen in dem-
selben Verhältniß zu den Muscheln, wie die Nacktschnecken zu den
Schaaligen.

Periode der Syſtematik.
hierdurch erreicht, daß er keine verſchiedenartigen Thiere zu den Schal-
thieren brachte, wie es Linné noch that, hat aber auch die nackten
Mol-
lusken ausgeſchloſſen. Er theilte die Conchylien in Schnecken und
Muſcheln, erſtere in deckelloſe (einſchalige) und gedeckelte, letztere in zwei-
und vielſchalige. Zu bedauern war, daß Adanſon in Folge ſeines ver-
ächtlichen Urtheils über Andere ſtatt der Linné'ſchen Gattungsnamen
meiſtens andere und häufig ſogar bereits von Linné benutzte Namen
auf verſchiedene Thiere übertragen hat. Auch Ant. Joſ. Dezallier
d'Argenville
hat in ſeiner Conchyliologie ein beſonderes Syſtem
aufgeſtellt, welches aber weder in Bezug auf die dabei berückſichtigten
Merkmale, noch in der Stellung ſeiner einzelnen Abtheilungen zu ein-
ander eine naturgemäßere Auffaſſung verräth. Die äußere Anatomie
der Thiere berückſichtigte Et. Louis Geoffroy bei ſeiner Beſchreibung
der Mollusken der Umgegend von Paris. Jean Guill.
Bruguières

(geb. um 1750 in Montpellier), welcher zwei Jahre mit Kerguelen in
der Südſee war, 1793 mit Olivier nach der Türkei und Perſien reiſte
und 1798 auf der Rückreiſe in Ancona ſtarb67), bearbeitete für das
Dictionnaire encyclopédique die Mollusken (1789) und folgte
dabei
noch ziemlich ſtreng Linné; er ſchloß zwar die Seeigel und Seeſterne
aus, vereinigte aber unter den Mollusken die fremdartigſten Formen.
Einen Schritt weiter gieng wieder Giuſ. Saverio Poli (geb. 1746,
geſt. 1825 in Neapel), welcher in ſeinem Werke über die Schalthiere
beider Sicilien (1791-95) die Mollusken nach ihrer Bewegungsart
in armtragende, kriechende und hüpfende (den Cephalopoden, Gaſtro-
poden und Acephalen entſprechend) eintheilte. Die Tunicaten berück-
ſichtigte er nicht68). Auch ſeine Gattungsnamen ſind nicht immer den
Linné'ſchen entſprechend. Außer dieſen ſtrenger ſyſtematiſchen Arbeiten
iſt auch bei dieſer Claſſe viel Mühe auf ſorgfältige Schilderung einzelner

67) Bruguières
gründete 1792 das erſte naturhiſtoriſche Journal in Frankreich,
welches aber beim Antritte ſeiner türkiſchen Reiſe wieder eingieng. Vom Jahre
1794
an nahmen dann die vom Abbé Rozier herausgegebenen Auszüge
aus den Schrif-
ten der Akademien (die Obsvervations physiques) den Titel
Journal an.
68) Erwähnung verdient, daß Batſch erklärt,
die
Seeſcheiden ſtänden in dem-
ſelben Verhältniß zu den Muſcheln, wie die Nacktſchnecken zu den
Schaaligen.
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[556/0567] Periode der Syſtematik. hierdurch erreicht, daß er keine verſchiedenartigen Thiere zu den Schal- thieren brachte, wie es Linné noch that, hat aber auch die nackten Mol- lusken ausgeſchloſſen. Er theilte die Conchylien in Schnecken und Muſcheln, erſtere in deckelloſe (einſchalige) und gedeckelte, letztere in zwei- und vielſchalige. Zu bedauern war, daß Adanſon in Folge ſeines ver- ächtlichen Urtheils über Andere ſtatt der Linné'ſchen Gattungsnamen meiſtens andere und häufig ſogar bereits von Linné benutzte Namen auf verſchiedene Thiere übertragen hat. Auch Ant. Joſ. Dezallier d'Argenville hat in ſeiner Conchyliologie ein beſonderes Syſtem aufgeſtellt, welches aber weder in Bezug auf die dabei berückſichtigten Merkmale, noch in der Stellung ſeiner einzelnen Abtheilungen zu ein- ander eine naturgemäßere Auffaſſung verräth. Die äußere Anatomie der Thiere berückſichtigte Et. Louis Geoffroy bei ſeiner Beſchreibung der Mollusken der Umgegend von Paris. Jean Guill. Bruguières (geb. um 1750 in Montpellier), welcher zwei Jahre mit Kerguelen in der Südſee war, 1793 mit Olivier nach der Türkei und Perſien reiſte und 1798 auf der Rückreiſe in Ancona ſtarb 67), bearbeitete für das Dictionnaire encyclopédique die Mollusken (1789) und folgte dabei noch ziemlich ſtreng Linné; er ſchloß zwar die Seeigel und Seeſterne aus, vereinigte aber unter den Mollusken die fremdartigſten Formen. Einen Schritt weiter gieng wieder Giuſ. Saverio Poli (geb. 1746, geſt. 1825 in Neapel), welcher in ſeinem Werke über die Schalthiere beider Sicilien (1791-95) die Mollusken nach ihrer Bewegungsart in armtragende, kriechende und hüpfende (den Cephalopoden, Gaſtro- poden und Acephalen entſprechend) eintheilte. Die Tunicaten berück- ſichtigte er nicht 68). Auch ſeine Gattungsnamen ſind nicht immer den Linné'ſchen entſprechend. Außer dieſen ſtrenger ſyſtematiſchen Arbeiten iſt auch bei dieſer Claſſe viel Mühe auf ſorgfältige Schilderung einzelner 67) Bruguières gründete 1792 das erſte naturhiſtoriſche Journal in Frankreich, welches aber beim Antritte ſeiner türkiſchen Reiſe wieder eingieng. Vom Jahre 1794 an nahmen dann die vom Abbé Rozier herausgegebenen Auszüge aus den Schrif- ten der Akademien (die Obsvervations physiques) den Titel Journal an. 68) Erwähnung verdient, daß Batſch erklärt, die Seeſcheiden ſtänden in dem- ſelben Verhältniß zu den Muſcheln, wie die Nacktſchnecken zu den Schaaligen.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/567>, abgerufen am 22.11.2024.