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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
fältige Schilderung der einzelnen Arten aus. Auch die Arbeiten über
einzelne Gruppen förderten die naturgemäße Auffassung der ganzen
Classe verhältnißmäßig nur äußerst wenig. Als besonders durch die
in ihnen enthaltene Gelehrsamkeit ausgezeichnet sind hier zunächst die
Schriften des als Philolog wie Zoolog bekannten Johann Gottlob
Schneider
zu nennen65), wenn schon auch ihm die Herpetologie keine
directen Fortschritte zu danken hat. Siren und Proteus hielt er zwar
für Larven von Salamandern; er legt aber auf die Metamorphose kein
weiteres Gewicht und stellt wie seine unmittelbaren Vorgänger die Sa-
lamander zu den Eidechsen. Die Schildkröten fanden mehrere Beschrei-
ber. Außer Schneider fieng Joh. Dav. Schöpf (geb. 1752, starb
zu Baireuth 1800) an, in einem mit Kupfern ausgestatteten Werke die
Schildkröten ausführlich, ähnlich wie Schreber die Säugethiere zu
schildern; es sind aber nur sechs Hefte erschienen. Einige Arten be-
schrieb (1782) Joh. Jul. Wallbaum (geb. 1724 in Wolfenbüttel,
starb 1799 als Arzt in Lübeck). Von dem im Jahre 1700 in Danzig
verstorbenen Arzte Christoph Gottwald rührte eine anatomische
Schilderung der Chelonia caretta her, welche 1781 veröffentlicht wurde.
Ueber Schlangen schrieben unter Anderen Charles Owen und der oben
erwähnte Patrick Russel. Die Naturgeschichte der einheimischen
Frösche schilderte Aug. Joh. Rösel von Rosenhof (1750, neu her-
ausgegeben von Schreber, 1800). Rösel war Kupferstecher, in dem
nun abgebrochenen Augustenburg bei Arnstadt 1705 geboren und 1759
in Nürnberg, dem Orte seines Wirkens gestorben. Er ist eine jener
gemüthlichen Naturen, welche glücklich in der Beobachtung der Werke
der umgebenden Natur mit ausdauernder Geduld dem Kleinsten und
scheinbar Unbedeutendsten sich mit ganzer Liebe hingeben und, ihre
Funde bescheiden und naiv als immer weitere Belege für die Weisheit
der Naturordnung und deren Schöpfer vorführend, durch dieselben die

65) Joh. Gottlob Schneider wurde 1750 in Kollm bei Hubertusburg in
Sachsen geboren (hiernach nannte er sich Saxo). Nach seiner der Philologie und
(in Straßburg) der Naturgeschichte gewidmeten Studienzeit wurde er 1776 Professor
der griechischen Litteratur in Frankfurt a/O., 1811 Professor desselben Fachs in
Breslau und starb 1822.

Periode der Syſtematik.
fältige Schilderung der einzelnen Arten aus. Auch die Arbeiten über
einzelne Gruppen förderten die naturgemäße Auffaſſung der ganzen
Claſſe verhältnißmäßig nur äußerſt wenig. Als beſonders durch die
in ihnen enthaltene Gelehrſamkeit ausgezeichnet ſind hier zunächſt die
Schriften des als Philolog wie Zoolog bekannten Johann Gottlob
Schneider
zu nennen65), wenn ſchon auch ihm die Herpetologie keine
directen Fortſchritte zu danken hat. Siren und Proteus hielt er zwar
für Larven von Salamandern; er legt aber auf die Metamorphoſe kein
weiteres Gewicht und ſtellt wie ſeine unmittelbaren Vorgänger die Sa-
lamander zu den Eidechſen. Die Schildkröten fanden mehrere Beſchrei-
ber. Außer Schneider fieng Joh. Dav. Schöpf (geb. 1752, ſtarb
zu Baireuth 1800) an, in einem mit Kupfern ausgeſtatteten Werke die
Schildkröten ausführlich, ähnlich wie Schreber die Säugethiere zu
ſchildern; es ſind aber nur ſechs Hefte erſchienen. Einige Arten be-
ſchrieb (1782) Joh. Jul. Wallbaum (geb. 1724 in Wolfenbüttel,
ſtarb 1799 als Arzt in Lübeck). Von dem im Jahre 1700 in Danzig
verſtorbenen Arzte Chriſtoph Gottwald rührte eine anatomiſche
Schilderung der Chelonia caretta her, welche 1781 veröffentlicht wurde.
Ueber Schlangen ſchrieben unter Anderen Charles Owen und der oben
erwähnte Patrick Ruſſel. Die Naturgeſchichte der einheimiſchen
Fröſche ſchilderte Aug. Joh. Röſel von Roſenhof (1750, neu her-
ausgegeben von Schreber, 1800). Röſel war Kupferſtecher, in dem
nun abgebrochenen Auguſtenburg bei Arnſtadt 1705 geboren und 1759
in Nürnberg, dem Orte ſeines Wirkens geſtorben. Er iſt eine jener
gemüthlichen Naturen, welche glücklich in der Beobachtung der Werke
der umgebenden Natur mit ausdauernder Geduld dem Kleinſten und
ſcheinbar Unbedeutendſten ſich mit ganzer Liebe hingeben und, ihre
Funde beſcheiden und naiv als immer weitere Belege für die Weisheit
der Naturordnung und deren Schöpfer vorführend, durch dieſelben die

65) Joh. Gottlob Schneider wurde 1750 in Kollm bei Hubertusburg in
Sachſen geboren (hiernach nannte er ſich Saxo). Nach ſeiner der Philologie und
(in Straßburg) der Naturgeſchichte gewidmeten Studienzeit wurde er 1776 Profeſſor
der griechiſchen Litteratur in Frankfurt a/O., 1811 Profeſſor deſſelben Fachs in
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[552/0563] Periode der Syſtematik. fältige Schilderung der einzelnen Arten aus. Auch die Arbeiten über einzelne Gruppen förderten die naturgemäße Auffaſſung der ganzen Claſſe verhältnißmäßig nur äußerſt wenig. Als beſonders durch die in ihnen enthaltene Gelehrſamkeit ausgezeichnet ſind hier zunächſt die Schriften des als Philolog wie Zoolog bekannten Johann Gottlob Schneider zu nennen 65), wenn ſchon auch ihm die Herpetologie keine directen Fortſchritte zu danken hat. Siren und Proteus hielt er zwar für Larven von Salamandern; er legt aber auf die Metamorphoſe kein weiteres Gewicht und ſtellt wie ſeine unmittelbaren Vorgänger die Sa- lamander zu den Eidechſen. Die Schildkröten fanden mehrere Beſchrei- ber. Außer Schneider fieng Joh. Dav. Schöpf (geb. 1752, ſtarb zu Baireuth 1800) an, in einem mit Kupfern ausgeſtatteten Werke die Schildkröten ausführlich, ähnlich wie Schreber die Säugethiere zu ſchildern; es ſind aber nur ſechs Hefte erſchienen. Einige Arten be- ſchrieb (1782) Joh. Jul. Wallbaum (geb. 1724 in Wolfenbüttel, ſtarb 1799 als Arzt in Lübeck). Von dem im Jahre 1700 in Danzig verſtorbenen Arzte Chriſtoph Gottwald rührte eine anatomiſche Schilderung der Chelonia caretta her, welche 1781 veröffentlicht wurde. Ueber Schlangen ſchrieben unter Anderen Charles Owen und der oben erwähnte Patrick Ruſſel. Die Naturgeſchichte der einheimiſchen Fröſche ſchilderte Aug. Joh. Röſel von Roſenhof (1750, neu her- ausgegeben von Schreber, 1800). Röſel war Kupferſtecher, in dem nun abgebrochenen Auguſtenburg bei Arnſtadt 1705 geboren und 1759 in Nürnberg, dem Orte ſeines Wirkens geſtorben. Er iſt eine jener gemüthlichen Naturen, welche glücklich in der Beobachtung der Werke der umgebenden Natur mit ausdauernder Geduld dem Kleinſten und ſcheinbar Unbedeutendſten ſich mit ganzer Liebe hingeben und, ihre Funde beſcheiden und naiv als immer weitere Belege für die Weisheit der Naturordnung und deren Schöpfer vorführend, durch dieſelben die 65) Joh. Gottlob Schneider wurde 1750 in Kollm bei Hubertusburg in Sachſen geboren (hiernach nannte er ſich Saxo). Nach ſeiner der Philologie und (in Straßburg) der Naturgeſchichte gewidmeten Studienzeit wurde er 1776 Profeſſor der griechiſchen Litteratur in Frankfurt a/O., 1811 Profeſſor deſſelben Fachs in Breslau und ſtarb 1822.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/563>, abgerufen am 22.11.2024.