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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
füße ohne Hinterzehe und endlich die achte freie Zehen mit gelapptem
Hautsaume. Ohne hier weiter in ermüdende Einzelheiten einzugehen,
muß doch anerkannt werden, daß Klein hier Verwandtes zusammen-
gehalten hat, so viele Formen ihm eben bekannt waren; dabei ist noch
zu bemerken, daß er einzelne Gruppen geradezu unter einer weiteren
Bezeichnung, wie Hochbeinige, Plattschnäbler (Gänse, Enten), Regel-
schnäbler u. s. f. vereinigt. Noch etwas ausgesprochner tritt dies in
den Geschlechtstafeln der Vögel auf, welche zwar erst nach Klein's
Tode von Titius herausgegeben wurden, aber doch noch von Klein
selbst geschrieben, auch von ihm noch mit einer Vorrede versehen sind.
Die ganz hübschen Tafeln stellen die vorzüglich bei der Eintheilung be-
nutzten beiden Theile, Kopf und Füße dar. In Bezug auf die Natur-
geschichte der Vögel hat Klein besonders die Frage nach dem Ueberwin-
tern der Zugvögel zu beantworten gesucht. Während er in Bezug auf
Lerchen z. B. glaubt, daß sie sich in Erdhöhlen, an Baumwurzeln und
dergl. aufhalten, deren Eingänge sie mit Sand, Erde zustopfen und
welche sie nur gelegentlich einmal verlassen, um Nahrung zu suchen,
ist er der Ueberzeugung, daß die Schwalben unter Wasser überwintern
(s. auch oben S. 353). Er druckt sogar eine Anzahl amtlicher Zeug-
nisse ab, welche bestätigen, daß todte Schwalben unter dem Eise gefun-
den worden seien, zuweilen allerdings mit dem Zusatze, daß sie im war-
men Zimmer wieder aufgelebt seien. Und was die Störche betrifft, so
glaubt er sich den Beweisen nicht verschließen zu können, welche ihnen
die gleiche Art zu überwintern zuschreiben. Aeltere Angaben über das
Wegziehen der Vögel, sowie neuere Angaben darüber, von Catesby,
Zorn u. A. hält er für nicht bewiesen und verwirft sie.

Die selbständige Bearbeitung der "Herpetologie" (1755) läßt die
Schlangen und Würmer als "schleichende" Thiere beisammen; es fehlen
aber unter den letzteren die früher dazu gezogenen Nacktschnecken, für
welche nun Klein, da dieselben im Schalthiersystem natürlich auch nicht
vorkommen, gar keinen Platz mehr hat. Die Schlangen, welche unter
dem allgemeinen Namen Anguis zusammengefaßt werden, theilt er
nach der Form des Kopfes und Schwanzes in solche mit abgesetz-
tem (discretem) Kopfe und zugespitztem oder verdünnt auslaufendem

Periode der Syſtematik.
füße ohne Hinterzehe und endlich die achte freie Zehen mit gelapptem
Hautſaume. Ohne hier weiter in ermüdende Einzelheiten einzugehen,
muß doch anerkannt werden, daß Klein hier Verwandtes zuſammen-
gehalten hat, ſo viele Formen ihm eben bekannt waren; dabei iſt noch
zu bemerken, daß er einzelne Gruppen geradezu unter einer weiteren
Bezeichnung, wie Hochbeinige, Plattſchnäbler (Gänſe, Enten), Regel-
ſchnäbler u. ſ. f. vereinigt. Noch etwas ausgeſprochner tritt dies in
den Geſchlechtstafeln der Vögel auf, welche zwar erſt nach Klein's
Tode von Titius herausgegeben wurden, aber doch noch von Klein
ſelbſt geſchrieben, auch von ihm noch mit einer Vorrede verſehen ſind.
Die ganz hübſchen Tafeln ſtellen die vorzüglich bei der Eintheilung be-
nutzten beiden Theile, Kopf und Füße dar. In Bezug auf die Natur-
geſchichte der Vögel hat Klein beſonders die Frage nach dem Ueberwin-
tern der Zugvögel zu beantworten geſucht. Während er in Bezug auf
Lerchen z. B. glaubt, daß ſie ſich in Erdhöhlen, an Baumwurzeln und
dergl. aufhalten, deren Eingänge ſie mit Sand, Erde zuſtopfen und
welche ſie nur gelegentlich einmal verlaſſen, um Nahrung zu ſuchen,
iſt er der Ueberzeugung, daß die Schwalben unter Waſſer überwintern
(ſ. auch oben S. 353). Er druckt ſogar eine Anzahl amtlicher Zeug-
niſſe ab, welche beſtätigen, daß todte Schwalben unter dem Eiſe gefun-
den worden ſeien, zuweilen allerdings mit dem Zuſatze, daß ſie im war-
men Zimmer wieder aufgelebt ſeien. Und was die Störche betrifft, ſo
glaubt er ſich den Beweiſen nicht verſchließen zu können, welche ihnen
die gleiche Art zu überwintern zuſchreiben. Aeltere Angaben über das
Wegziehen der Vögel, ſowie neuere Angaben darüber, von Catesby,
Zorn u. A. hält er für nicht bewieſen und verwirft ſie.

Die ſelbſtändige Bearbeitung der „Herpetologie“ (1755) läßt die
Schlangen und Würmer als „ſchleichende“ Thiere beiſammen; es fehlen
aber unter den letzteren die früher dazu gezogenen Nacktſchnecken, für
welche nun Klein, da dieſelben im Schalthierſyſtem natürlich auch nicht
vorkommen, gar keinen Platz mehr hat. Die Schlangen, welche unter
dem allgemeinen Namen Anguis zuſammengefaßt werden, theilt er
nach der Form des Kopfes und Schwanzes in ſolche mit abgeſetz-
tem (discretem) Kopfe und zugeſpitztem oder verdünnt auslaufendem

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[482/0493] Periode der Syſtematik. füße ohne Hinterzehe und endlich die achte freie Zehen mit gelapptem Hautſaume. Ohne hier weiter in ermüdende Einzelheiten einzugehen, muß doch anerkannt werden, daß Klein hier Verwandtes zuſammen- gehalten hat, ſo viele Formen ihm eben bekannt waren; dabei iſt noch zu bemerken, daß er einzelne Gruppen geradezu unter einer weiteren Bezeichnung, wie Hochbeinige, Plattſchnäbler (Gänſe, Enten), Regel- ſchnäbler u. ſ. f. vereinigt. Noch etwas ausgeſprochner tritt dies in den Geſchlechtstafeln der Vögel auf, welche zwar erſt nach Klein's Tode von Titius herausgegeben wurden, aber doch noch von Klein ſelbſt geſchrieben, auch von ihm noch mit einer Vorrede verſehen ſind. Die ganz hübſchen Tafeln ſtellen die vorzüglich bei der Eintheilung be- nutzten beiden Theile, Kopf und Füße dar. In Bezug auf die Natur- geſchichte der Vögel hat Klein beſonders die Frage nach dem Ueberwin- tern der Zugvögel zu beantworten geſucht. Während er in Bezug auf Lerchen z. B. glaubt, daß ſie ſich in Erdhöhlen, an Baumwurzeln und dergl. aufhalten, deren Eingänge ſie mit Sand, Erde zuſtopfen und welche ſie nur gelegentlich einmal verlaſſen, um Nahrung zu ſuchen, iſt er der Ueberzeugung, daß die Schwalben unter Waſſer überwintern (ſ. auch oben S. 353). Er druckt ſogar eine Anzahl amtlicher Zeug- niſſe ab, welche beſtätigen, daß todte Schwalben unter dem Eiſe gefun- den worden ſeien, zuweilen allerdings mit dem Zuſatze, daß ſie im war- men Zimmer wieder aufgelebt ſeien. Und was die Störche betrifft, ſo glaubt er ſich den Beweiſen nicht verſchließen zu können, welche ihnen die gleiche Art zu überwintern zuſchreiben. Aeltere Angaben über das Wegziehen der Vögel, ſowie neuere Angaben darüber, von Catesby, Zorn u. A. hält er für nicht bewieſen und verwirft ſie. Die ſelbſtändige Bearbeitung der „Herpetologie“ (1755) läßt die Schlangen und Würmer als „ſchleichende“ Thiere beiſammen; es fehlen aber unter den letzteren die früher dazu gezogenen Nacktſchnecken, für welche nun Klein, da dieſelben im Schalthierſyſtem natürlich auch nicht vorkommen, gar keinen Platz mehr hat. Die Schlangen, welche unter dem allgemeinen Namen Anguis zuſammengefaßt werden, theilt er nach der Form des Kopfes und Schwanzes in ſolche mit abgeſetz- tem (discretem) Kopfe und zugeſpitztem oder verdünnt auslaufendem

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/493>, abgerufen am 25.11.2024.