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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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richtig erfaßt und als bibliche Erläuterung dieser Beziehung darauf
hingewiesen, daß man sich nur eine Eidechse ohne Füße und mit einem
etwas verlängerten Körper zu denken brauche, um eine Schlange zu
erhalten, während umgekehrt eine Verkürzung des Körpers und der
Besitz von Beinen sofort aus der Schlange eine Eidechse machen würde.
Hierzu bemerkt nun Klein: "so erdichtet der Philosoph Ungeheuer.
Man gebe einer Eidechse Haare, dann wäre sie ein Wiesel!"37). Zu
einer so einseitigen Auffassung wurde Klein bei dem Mangel an hin-
reichender Specialkenntniß vermuthlich durch die Wolf'sche Methode
geführt, welche mit ihrem erklärenden und eintheilenden logischen Dog-
matismus den Naturkörpern gegenüber vollständig auskommen zu
können meinte. Verschärft wurde sein Beharren bei der einmal ge-
wonnenen Ansicht möglicherweise durch die bittere Opposition, in
welche er gegen Linne trat, welche dieser aber ganz unbeantwortet ließ.
Nicht im Stande, den Gründen seines Gegners und dem Bestreben
nach Bildung möglichst natürlicher Gruppen zu folgen, spann er sich
immer fester in sein künstliches Netz ein, ohne sich die Möglichkeit vor-
zustellen, daß ein Thiersystem doch noch eine andere Bedeutung haben
könne und einer anderen Begründung bedürfe, als eine rein formale.
Mit Ausnahme der Insecten hat Klein von allen Classen des Thier-
reichs ausführliche Bearbeitungen gegeben. -- Es dürfte sich empfehlen,
seine Schriften chronologisch unter Anführung der Ausgaben des Lin-
ne
'schen Natursystems aufzuzählen (s. Anm.38).

Die durchaus künstliche, jede Anerkennung einer natürlichen Ver-
wandtschaft entbehrende Natur des Klein'schen Systems tritt am auf-
fallendsten bei seiner Eintheilung des gesammten Thierreichs entgegen.
Dem oben erwähnten Grundsatze treu, kein anatomisches Messer zum
Nachweis der richtigen systematischen Stellung irgend eines Thieres
benutzen zu wollen, benutzt Klein einen durchaus äußerlichen Charakter
als Haupteintheilungsgrund, welcher sich schon bei der beiläufigsten
Anwendung eines anatomischen Gesichtspunktes als ein nicht ganz un-
bedenklicher herausgestellt haben würde, nämlich das Vorhandensein

37) Tentamen Herpetologiae. p. 2.
38) Von Klein erschien (mit Weglassung einer früheren botanischen Arbeit
und der Aufsätze in periodischen Schriften):
1731. Beschreibung der Meerröhren (mit den Belemniten u. s. w.)
1734. Natürliche Anordnung der Echinodermen (Seeigel.)
Linne: 1735. Natursystem 1. Ausgabe.
1740. Erste Sendung zur Naturgeschichte der Fische; und Nomenclator der
Figurensteine von Scheuchzer, besorgt von Klein.
1740. Natursystem 2. Ausg. Stockholm; Uebersetzung der 1. Ausg.
von Lange; Halle. (von Linne als 3. Ausg. gezählt.)
1741 und 1742. Zweite und dritte Sendung zur Naturgeschichte der Fische.
1743. Summe der Zweifel über Vierfüßer und Amphibien, welche in Linne's
System aufstießen.
1744. Vierte Sendung zur Naturgeschichte der Fische.
1744. Natursystem. Paris (4. Ausg. nach Linne) durch Jussieu.
1746. Mantisse über die Laute und das Hören der Fische.
1747. Natursystem von Agnethler. (ident. mit der 2., nach
Linne 5. Ausg.)
1748. Natursystem, 6. Originalausg. Stockholm, und Leipziger
Nachdruck derselben. (7. Ausg.)
1749. Fünfte Sendung zur Naturgeschichte der Fische.
1750. Prodromus zur Naturgeschichte der Vögel.
1751. Anordnung und kurze Naturgeschichte der Vierfüßer.
1753. Versuch einer ostrakologischen Methode.
1753. Natursystem (8. Ausg.) Stockholm.
1754. Französische Uebersetzung des Echinensystems (1734) und der Zweifel u. s. w.
(1743) von De La Chesnaye des Bois.
1755. Versuch der Herpetologie mit fortlaufendem Commentar.
1758. Natursystem, 9. Ausg. von Gronov; 1758: Stockholm,
10. Ausg. von Linne selbst.
1759. Geschlechtstafeln der Vögel.
1760. Zweifel über den Bau der Seepflanzen durch Würmer. -- Zwei Ueber-
setzungen der Anordnung der Vierfüßer ins Deutsche von Reyger und
von F. D. Behn.

richtig erfaßt und als bibliche Erläuterung dieſer Beziehung darauf
hingewieſen, daß man ſich nur eine Eidechſe ohne Füße und mit einem
etwas verlängerten Körper zu denken brauche, um eine Schlange zu
erhalten, während umgekehrt eine Verkürzung des Körpers und der
Beſitz von Beinen ſofort aus der Schlange eine Eidechſe machen würde.
Hierzu bemerkt nun Klein: „ſo erdichtet der Philoſoph Ungeheuer.
Man gebe einer Eidechſe Haare, dann wäre ſie ein Wieſel!“37). Zu
einer ſo einſeitigen Auffaſſung wurde Klein bei dem Mangel an hin-
reichender Specialkenntniß vermuthlich durch die Wolf'ſche Methode
geführt, welche mit ihrem erklärenden und eintheilenden logiſchen Dog-
matismus den Naturkörpern gegenüber vollſtändig auskommen zu
können meinte. Verſchärft wurde ſein Beharren bei der einmal ge-
wonnenen Anſicht möglicherweiſe durch die bittere Oppoſition, in
welche er gegen Linné trat, welche dieſer aber ganz unbeantwortet ließ.
Nicht im Stande, den Gründen ſeines Gegners und dem Beſtreben
nach Bildung möglichſt natürlicher Gruppen zu folgen, ſpann er ſich
immer feſter in ſein künſtliches Netz ein, ohne ſich die Möglichkeit vor-
zuſtellen, daß ein Thierſyſtem doch noch eine andere Bedeutung haben
könne und einer anderen Begründung bedürfe, als eine rein formale.
Mit Ausnahme der Inſecten hat Klein von allen Claſſen des Thier-
reichs ausführliche Bearbeitungen gegeben. — Es dürfte ſich empfehlen,
ſeine Schriften chronologiſch unter Anführung der Ausgaben des Lin-
'ſchen Naturſyſtems aufzuzählen (ſ. Anm.38).

Die durchaus künſtliche, jede Anerkennung einer natürlichen Ver-
wandtſchaft entbehrende Natur des Klein'ſchen Syſtems tritt am auf-
fallendſten bei ſeiner Eintheilung des geſammten Thierreichs entgegen.
Dem oben erwähnten Grundſatze treu, kein anatomiſches Meſſer zum
Nachweis der richtigen ſyſtematiſchen Stellung irgend eines Thieres
benutzen zu wollen, benutzt Klein einen durchaus äußerlichen Charakter
als Haupteintheilungsgrund, welcher ſich ſchon bei der beiläufigſten
Anwendung eines anatomiſchen Geſichtspunktes als ein nicht ganz un-
bedenklicher herausgeſtellt haben würde, nämlich das Vorhandenſein

37) Tentamen Herpetologiae. p. 2.
38) Von Klein erſchien (mit Weglaſſung einer früheren botaniſchen Arbeit
und der Aufſätze in periodiſchen Schriften):
1731. Beſchreibung der Meerröhren (mit den Belemniten u. ſ. w.)
1734. Natürliche Anordnung der Echinodermen (Seeigel.)
Linné: 1735. Naturſyſtem 1. Ausgabe.
1740. Erſte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche; und Nomenclator der
Figurenſteine von Scheuchzer, beſorgt von Klein.
1740. Naturſyſtem 2. Ausg. Stockholm; Ueberſetzung der 1. Ausg.
von Lange; Halle. (von Linné als 3. Ausg. gezählt.)
1741 und 1742. Zweite und dritte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche.
1743. Summe der Zweifel über Vierfüßer und Amphibien, welche in Linné's
Syſtem aufſtießen.
1744. Vierte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche.
1744. Naturſyſtem. Paris (4. Ausg. nach Linné) durch Juſſieu.
1746. Mantiſſe über die Laute und das Hören der Fiſche.
1747. Naturſyſtem von Agnethler. (ident. mit der 2., nach
Linné 5. Ausg.)
1748. Naturſyſtem, 6. Originalausg. Stockholm, und Leipziger
Nachdruck derſelben. (7. Ausg.)
1749. Fünfte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche.
1750. Prodromus zur Naturgeſchichte der Vögel.
1751. Anordnung und kurze Naturgeſchichte der Vierfüßer.
1753. Verſuch einer oſtrakologiſchen Methode.
1753. Naturſyſtem (8. Ausg.) Stockholm.
1754. Franzöſiſche Ueberſetzung des Echinenſyſtems (1734) und der Zweifel u. ſ. w.
(1743) von De La Chesnaye des Bois.
1755. Verſuch der Herpetologie mit fortlaufendem Commentar.
1758. Naturſyſtem, 9. Ausg. von Gronov; 1758: Stockholm,
10. Ausg. von Linné ſelbſt.
1759. Geſchlechtstafeln der Vögel.
1760. Zweifel über den Bau der Seepflanzen durch Würmer. — Zwei Ueber-
ſetzungen der Anordnung der Vierfüßer ins Deutſche von Reyger und
von F. D. Behn.
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[475/0486] Jakob Theodor Klein. richtig erfaßt und als bibliche Erläuterung dieſer Beziehung darauf hingewieſen, daß man ſich nur eine Eidechſe ohne Füße und mit einem etwas verlängerten Körper zu denken brauche, um eine Schlange zu erhalten, während umgekehrt eine Verkürzung des Körpers und der Beſitz von Beinen ſofort aus der Schlange eine Eidechſe machen würde. Hierzu bemerkt nun Klein: „ſo erdichtet der Philoſoph Ungeheuer. Man gebe einer Eidechſe Haare, dann wäre ſie ein Wieſel!“ 37). Zu einer ſo einſeitigen Auffaſſung wurde Klein bei dem Mangel an hin- reichender Specialkenntniß vermuthlich durch die Wolf'ſche Methode geführt, welche mit ihrem erklärenden und eintheilenden logiſchen Dog- matismus den Naturkörpern gegenüber vollſtändig auskommen zu können meinte. Verſchärft wurde ſein Beharren bei der einmal ge- wonnenen Anſicht möglicherweiſe durch die bittere Oppoſition, in welche er gegen Linné trat, welche dieſer aber ganz unbeantwortet ließ. Nicht im Stande, den Gründen ſeines Gegners und dem Beſtreben nach Bildung möglichſt natürlicher Gruppen zu folgen, ſpann er ſich immer feſter in ſein künſtliches Netz ein, ohne ſich die Möglichkeit vor- zuſtellen, daß ein Thierſyſtem doch noch eine andere Bedeutung haben könne und einer anderen Begründung bedürfe, als eine rein formale. Mit Ausnahme der Inſecten hat Klein von allen Claſſen des Thier- reichs ausführliche Bearbeitungen gegeben. — Es dürfte ſich empfehlen, ſeine Schriften chronologiſch unter Anführung der Ausgaben des Lin- né'ſchen Naturſyſtems aufzuzählen (ſ. Anm. 38). Die durchaus künſtliche, jede Anerkennung einer natürlichen Ver- wandtſchaft entbehrende Natur des Klein'ſchen Syſtems tritt am auf- fallendſten bei ſeiner Eintheilung des geſammten Thierreichs entgegen. Dem oben erwähnten Grundſatze treu, kein anatomiſches Meſſer zum Nachweis der richtigen ſyſtematiſchen Stellung irgend eines Thieres benutzen zu wollen, benutzt Klein einen durchaus äußerlichen Charakter als Haupteintheilungsgrund, welcher ſich ſchon bei der beiläufigſten Anwendung eines anatomiſchen Geſichtspunktes als ein nicht ganz un- bedenklicher herausgeſtellt haben würde, nämlich das Vorhandenſein 37) Tentamen Herpetologiae. p. 2. 38) Von Klein erſchien (mit Weglaſſung einer früheren botaniſchen Arbeit und der Aufſätze in periodiſchen Schriften): 1731. Beſchreibung der Meerröhren (mit den Belemniten u. ſ. w.) 1734. Natürliche Anordnung der Echinodermen (Seeigel.) Linné: 1735. Naturſyſtem 1. Ausgabe. 1740. Erſte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche; und Nomenclator der Figurenſteine von Scheuchzer, beſorgt von Klein. 1740. Naturſyſtem 2. Ausg. Stockholm; Ueberſetzung der 1. Ausg. von Lange; Halle. (von Linné als 3. Ausg. gezählt.) 1741 und 1742. Zweite und dritte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche. 1743. Summe der Zweifel über Vierfüßer und Amphibien, welche in Linné's Syſtem aufſtießen. 1744. Vierte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche. 1744. Naturſyſtem. Paris (4. Ausg. nach Linné) durch Juſſieu. 1746. Mantiſſe über die Laute und das Hören der Fiſche. 1747. Naturſyſtem von Agnethler. (ident. mit der 2., nach Linné 5. Ausg.) 1748. Naturſyſtem, 6. Originalausg. Stockholm, und Leipziger Nachdruck derſelben. (7. Ausg.) 1749. Fünfte Sendung zur Naturgeſchichte der Fiſche. 1750. Prodromus zur Naturgeſchichte der Vögel. 1751. Anordnung und kurze Naturgeſchichte der Vierfüßer. 1753. Verſuch einer oſtrakologiſchen Methode. 1753. Naturſyſtem (8. Ausg.) Stockholm. 1754. Franzöſiſche Ueberſetzung des Echinenſyſtems (1734) und der Zweifel u. ſ. w. (1743) von De La Chesnaye des Bois. 1755. Verſuch der Herpetologie mit fortlaufendem Commentar. 1758. Naturſyſtem, 9. Ausg. von Gronov; 1758: Stockholm, 10. Ausg. von Linné ſelbſt. 1759. Geſchlechtstafeln der Vögel. 1760. Zweifel über den Bau der Seepflanzen durch Würmer. — Zwei Ueber- ſetzungen der Anordnung der Vierfüßer ins Deutſche von Reyger und von F. D. Behn.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/486>, abgerufen am 22.11.2024.