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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Die Zeit von Ray bis Klein.
Biene das einzige Weibchen im Stocke sei, wobei die Arbeiterbienen
nur unfruchtbar bleibende Weibchen, die sogenannten Fuci die Männ-
chen seien. Um eine Arbeiterbiene zur Königin zu erziehen bedarf sie
während ihres Larvenlebens, welches sie in einer größeren Zelle durch-
läuft, einer reichlicheren und ganz besonders vorbereiteten Nahrung.
Es hatte freilich schon Swammerdam die wahre Natur der drei Bie-
nenformen durch die Zergliederung nachgewiesen; seine Beobachtungen
über den Haushalt der Bienen wurden aber durch Reaumur bedeutend
erweitert.

Von den Würmern wurden einzelne Formen, wie aus dem Mit-
getheilten hervorgeht, zu den Schalthieren gerechnet; die in Röhren
eingeschlossen lebenden Serpulen wurden als Pinselchen beschrieben
und abgebildet. Andere Meerwürmer finden sich wenigstens bei den
Versuchen, die Thiere nach ihrer Aehnlichkeit und Verwandtschaft zu
ordnen, nicht erwähnt; und eine Vergleichung der Egelwürmer mit
den Blutegeln, wie sie Ray eingeführt hatte, blieb völlig vereinzelt.
Was dagegen die Eingeweidewürmer betrifft, so wurde das Interesse
an ihnen schon durch die praktisch medicinische Bedeutung ihrer Wir-
kungen auf den menschlichen Körper beständig rege gehalten. Außer-
dem boten sie ein Feld dar, auf welchem man hoffen konnte, den Kampf
für und wider die Urzeugung endlich zur Entscheidung gebracht zu sehen.
Die allgemeine, besonders unter den Aerzten verbreitete Annahme in
der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts gieng dahin, daß die
Eingeweidewürmer aus dem Schleim in den ersten Wegen ihren Ur-
sprung nehmen. Aus der großen Zahl der über diese Thiere erschiene-
nen Dissertationen, über welche natürlich auch die bedeutenderen Leh-
rer, wie Fr. Hoffmann, Michael Alberti u. A. ihre Ansicht äußern
mußten, braucht beispielsweise nur auf eine hingewiesen zu werden.
Es setzt der Professor in Jena, Joh. Theod. Schenk auseinander,
wie die causa efficiens der Würmer nicht bloß die äußere Wärme sein
könne; es sei dazu noch eine der Entwickelung und der Befruchtung
durch eine dem Samen wenigstens analoge Substanz fähige Materie
nöthig; die materielle Ursache (man sieht, es spielen noch immer die
scholastischen Distinctionen fort) sei der Schleim, welchen die Milch-

Die Zeit von Ray bis Klein.
Biene das einzige Weibchen im Stocke ſei, wobei die Arbeiterbienen
nur unfruchtbar bleibende Weibchen, die ſogenannten Fuci die Männ-
chen ſeien. Um eine Arbeiterbiene zur Königin zu erziehen bedarf ſie
während ihres Larvenlebens, welches ſie in einer größeren Zelle durch-
läuft, einer reichlicheren und ganz beſonders vorbereiteten Nahrung.
Es hatte freilich ſchon Swammerdam die wahre Natur der drei Bie-
nenformen durch die Zergliederung nachgewieſen; ſeine Beobachtungen
über den Haushalt der Bienen wurden aber durch Reaumur bedeutend
erweitert.

Von den Würmern wurden einzelne Formen, wie aus dem Mit-
getheilten hervorgeht, zu den Schalthieren gerechnet; die in Röhren
eingeſchloſſen lebenden Serpulen wurden als Pinſelchen beſchrieben
und abgebildet. Andere Meerwürmer finden ſich wenigſtens bei den
Verſuchen, die Thiere nach ihrer Aehnlichkeit und Verwandtſchaft zu
ordnen, nicht erwähnt; und eine Vergleichung der Egelwürmer mit
den Blutegeln, wie ſie Ray eingeführt hatte, blieb völlig vereinzelt.
Was dagegen die Eingeweidewürmer betrifft, ſo wurde das Intereſſe
an ihnen ſchon durch die praktiſch mediciniſche Bedeutung ihrer Wir-
kungen auf den menſchlichen Körper beſtändig rege gehalten. Außer-
dem boten ſie ein Feld dar, auf welchem man hoffen konnte, den Kampf
für und wider die Urzeugung endlich zur Entſcheidung gebracht zu ſehen.
Die allgemeine, beſonders unter den Aerzten verbreitete Annahme in
der zweiten Hälfte des ſiebzehnten Jahrhunderts gieng dahin, daß die
Eingeweidewürmer aus dem Schleim in den erſten Wegen ihren Ur-
ſprung nehmen. Aus der großen Zahl der über dieſe Thiere erſchiene-
nen Diſſertationen, über welche natürlich auch die bedeutenderen Leh-
rer, wie Fr. Hoffmann, Michael Alberti u. A. ihre Anſicht äußern
mußten, braucht beiſpielsweiſe nur auf eine hingewieſen zu werden.
Es ſetzt der Profeſſor in Jena, Joh. Theod. Schenk auseinander,
wie die causa efficiens der Würmer nicht bloß die äußere Wärme ſein
könne; es ſei dazu noch eine der Entwickelung und der Befruchtung
durch eine dem Samen wenigſtens analoge Subſtanz fähige Materie
nöthig; die materielle Urſache (man ſieht, es ſpielen noch immer die
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[461/0472] Die Zeit von Ray bis Klein. Biene das einzige Weibchen im Stocke ſei, wobei die Arbeiterbienen nur unfruchtbar bleibende Weibchen, die ſogenannten Fuci die Männ- chen ſeien. Um eine Arbeiterbiene zur Königin zu erziehen bedarf ſie während ihres Larvenlebens, welches ſie in einer größeren Zelle durch- läuft, einer reichlicheren und ganz beſonders vorbereiteten Nahrung. Es hatte freilich ſchon Swammerdam die wahre Natur der drei Bie- nenformen durch die Zergliederung nachgewieſen; ſeine Beobachtungen über den Haushalt der Bienen wurden aber durch Reaumur bedeutend erweitert. Von den Würmern wurden einzelne Formen, wie aus dem Mit- getheilten hervorgeht, zu den Schalthieren gerechnet; die in Röhren eingeſchloſſen lebenden Serpulen wurden als Pinſelchen beſchrieben und abgebildet. Andere Meerwürmer finden ſich wenigſtens bei den Verſuchen, die Thiere nach ihrer Aehnlichkeit und Verwandtſchaft zu ordnen, nicht erwähnt; und eine Vergleichung der Egelwürmer mit den Blutegeln, wie ſie Ray eingeführt hatte, blieb völlig vereinzelt. Was dagegen die Eingeweidewürmer betrifft, ſo wurde das Intereſſe an ihnen ſchon durch die praktiſch mediciniſche Bedeutung ihrer Wir- kungen auf den menſchlichen Körper beſtändig rege gehalten. Außer- dem boten ſie ein Feld dar, auf welchem man hoffen konnte, den Kampf für und wider die Urzeugung endlich zur Entſcheidung gebracht zu ſehen. Die allgemeine, beſonders unter den Aerzten verbreitete Annahme in der zweiten Hälfte des ſiebzehnten Jahrhunderts gieng dahin, daß die Eingeweidewürmer aus dem Schleim in den erſten Wegen ihren Ur- ſprung nehmen. Aus der großen Zahl der über dieſe Thiere erſchiene- nen Diſſertationen, über welche natürlich auch die bedeutenderen Leh- rer, wie Fr. Hoffmann, Michael Alberti u. A. ihre Anſicht äußern mußten, braucht beiſpielsweiſe nur auf eine hingewieſen zu werden. Es ſetzt der Profeſſor in Jena, Joh. Theod. Schenk auseinander, wie die causa efficiens der Würmer nicht bloß die äußere Wärme ſein könne; es ſei dazu noch eine der Entwickelung und der Befruchtung durch eine dem Samen wenigſtens analoge Subſtanz fähige Materie nöthig; die materielle Urſache (man ſieht, es ſpielen noch immer die ſcholaſtiſchen Diſtinctionen fort) ſei der Schleim, welchen die Milch-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/472>, abgerufen am 22.11.2024.