Natürlich gieng die Thierkenntniß zunächst von den Hausthie- ren aus. Wenn jetzt der Versuch gemacht werden soll, einen kurzen Ueberblick über die von den classischen Schriftstellern erwähnten For- men der Hausthiere zu geben, so kann es nicht der Zweck desselben sein, in größter Vollständigkeit eine Geschichte der Rassen zusammenzustellen. Vielmehr soll nur im Allgemeinen auf das hinsichtlich der Formkennt- niß Wichtigste hingewiesen werden.
Was zunächst das Rind betrifft, so werden außer dem gewöhn- lichen Hausrind, dessen Rasse indeß schwer zu bestimmen sein dürfte, von seinen nächsten Verwandten noch das Buckelrind, und zwar bei Aristote- les als syrisches, bei Plinius als syrisches und karisches, und der Wisent, bonasus und bison, erwähnt. Zu letzterem tritt bei Plinius noch der Ur oder Auerochs. Beide haben auch den Büffel gekannt. Den Yak, über welchen orientalische Angaben noch weiter zurückreichen, erwähnt Aelian (XV, 14). Natürlich fehlt es (abgesehen von den hier nicht in Betracht kommenden ökonomischen Angaben) auch beim Rinde nicht an Fabeln; so erzählt Aelian (XVI, 33), daß in Phönicien die Kühe so groß seien, daß die Menschen, um nur beim Melken das Euter erreichen zu können, auf eine Bank steigen müssen. Von Schafen erwähnt be- kanntlich Herodot fettschwänzige aus Arabien, deren Schwänze man auf kleine nachgeschleppte Wagen band37). Auch Aristoteles führt dick- und dünnschwänzige, kurz- und langwollige Rassen auf. Bei Plinius kommt der Musimon vor (VIII, 49. 75), welchen später Isidor von Sevilla als Bastard von Ziege und Widder deutet. Unter den An- gaben über Ziegen finden sich solche über langohrige in Syrien und über Ziegen in Lycien (Aristoteles) oder Phrygien (Varro), welche ge- schoren werden wie Schafe. Waren auch die Kamele keine Hausthiere bei den Griechen selbst, so geschieht doch ihrer ausgedehnten Benutzung im Orient häufig Erwähnung und zwar sowohl des Kamels als des
37) Dasselbe erzählt Russell in der Natural History of Aleppo. S. 52; auch wird das Gleiche in der Mischna (Sabbat. 5, 4) und bei deren Commentato- ren zu dieser Stelle erwähnt.
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Hausthiere der Griechen und Römer.
Hausthiere der Griechen und Römer.
Natürlich gieng die Thierkenntniß zunächſt von den Hausthie- ren aus. Wenn jetzt der Verſuch gemacht werden ſoll, einen kurzen Ueberblick über die von den claſſiſchen Schriftſtellern erwähnten For- men der Hausthiere zu geben, ſo kann es nicht der Zweck deſſelben ſein, in größter Vollſtändigkeit eine Geſchichte der Raſſen zuſammenzuſtellen. Vielmehr ſoll nur im Allgemeinen auf das hinſichtlich der Formkennt- niß Wichtigſte hingewieſen werden.
Was zunächſt das Rind betrifft, ſo werden außer dem gewöhn- lichen Hausrind, deſſen Raſſe indeß ſchwer zu beſtimmen ſein dürfte, von ſeinen nächſten Verwandten noch das Buckelrind, und zwar bei Ariſtote- les als ſyriſches, bei Plinius als ſyriſches und kariſches, und der Wiſent, bonasus und bison, erwähnt. Zu letzterem tritt bei Plinius noch der Ur oder Auerochs. Beide haben auch den Büffel gekannt. Den Yak, über welchen orientaliſche Angaben noch weiter zurückreichen, erwähnt Aelian (XV, 14). Natürlich fehlt es (abgeſehen von den hier nicht in Betracht kommenden ökonomiſchen Angaben) auch beim Rinde nicht an Fabeln; ſo erzählt Aelian (XVI, 33), daß in Phönicien die Kühe ſo groß ſeien, daß die Menſchen, um nur beim Melken das Euter erreichen zu können, auf eine Bank ſteigen müſſen. Von Schafen erwähnt be- kanntlich Herodot fettſchwänzige aus Arabien, deren Schwänze man auf kleine nachgeſchleppte Wagen band37). Auch Ariſtoteles führt dick- und dünnſchwänzige, kurz- und langwollige Raſſen auf. Bei Plinius kommt der Muſimon vor (VIII, 49. 75), welchen ſpäter Iſidor von Sevilla als Baſtard von Ziege und Widder deutet. Unter den An- gaben über Ziegen finden ſich ſolche über langohrige in Syrien und über Ziegen in Lycien (Ariſtoteles) oder Phrygien (Varro), welche ge- ſchoren werden wie Schafe. Waren auch die Kamele keine Hausthiere bei den Griechen ſelbſt, ſo geſchieht doch ihrer ausgedehnten Benutzung im Orient häufig Erwähnung und zwar ſowohl des Kamels als des
37) Daſſelbe erzählt Ruſſell in der Natural History of Aleppo. S. 52; auch wird das Gleiche in der Miſchna (Sabbat. 5, 4) und bei deren Commentato- ren zu dieſer Stelle erwähnt.
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Hausthiere der Griechen und Römer.
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ren aus. Wenn jetzt der Verſuch gemacht werden ſoll, einen kurzen
Ueberblick über die von den claſſiſchen Schriftſtellern erwähnten For-
men der Hausthiere zu geben, ſo kann es nicht der Zweck deſſelben ſein,
in größter Vollſtändigkeit eine Geſchichte der Raſſen zuſammenzuſtellen.
Vielmehr ſoll nur im Allgemeinen auf das hinſichtlich der Formkennt-
niß Wichtigſte hingewieſen werden.
Was zunächſt das Rind betrifft, ſo werden außer dem gewöhn-
lichen Hausrind, deſſen Raſſe indeß ſchwer zu beſtimmen ſein dürfte, von
ſeinen nächſten Verwandten noch das Buckelrind, und zwar bei Ariſtote-
les als ſyriſches, bei Plinius als ſyriſches und kariſches, und der Wiſent,
bonasus und bison, erwähnt. Zu letzterem tritt bei Plinius noch der
Ur oder Auerochs. Beide haben auch den Büffel gekannt. Den Yak,
über welchen orientaliſche Angaben noch weiter zurückreichen, erwähnt
Aelian (XV, 14). Natürlich fehlt es (abgeſehen von den hier nicht in
Betracht kommenden ökonomiſchen Angaben) auch beim Rinde nicht an
Fabeln; ſo erzählt Aelian (XVI, 33), daß in Phönicien die Kühe ſo
groß ſeien, daß die Menſchen, um nur beim Melken das Euter erreichen
zu können, auf eine Bank ſteigen müſſen. Von Schafen erwähnt be-
kanntlich Herodot fettſchwänzige aus Arabien, deren Schwänze man
auf kleine nachgeſchleppte Wagen band 37). Auch Ariſtoteles führt dick-
und dünnſchwänzige, kurz- und langwollige Raſſen auf. Bei Plinius
kommt der Muſimon vor (VIII, 49. 75), welchen ſpäter Iſidor von
Sevilla als Baſtard von Ziege und Widder deutet. Unter den An-
gaben über Ziegen finden ſich ſolche über langohrige in Syrien und
über Ziegen in Lycien (Ariſtoteles) oder Phrygien (Varro), welche ge-
ſchoren werden wie Schafe. Waren auch die Kamele keine Hausthiere
bei den Griechen ſelbſt, ſo geſchieht doch ihrer ausgedehnten Benutzung
im Orient häufig Erwähnung und zwar ſowohl des Kamels als des
37) Daſſelbe erzählt Ruſſell in der Natural History of Aleppo. S. 52;
auch wird das Gleiche in der Miſchna (Sabbat. 5, 4) und bei deren Commentato-
ren zu dieſer Stelle erwähnt.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/46>, abgerufen am 24.11.2024.
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