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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Thiere bei deren Classification benutzte. Sieht man von den Unklar-
heiten ab, welche durch den beschränkten Stand der Kenntnisse von
Würmern und Krustenthieren bedingt wurden, so meint man kaum ein
System aus dem Ende des siebzehnten oder Anfang des achtzehnten
Jahrhunderts vor sich zu haben, selbstverständlich nur, was die allge-
meine Auffassung und Charakterisirung der Hauptgruppen betrifft.
Ray theilt die Gliederthiere, wie man wohl richtiger das alte Wort
Insecten hier übersetzt, in solche, welche sich ohne Metamorphose und
solche, welche sich mit Metamorphose entwickeln. Ausdrücklich erkennt
er dann an, daß er bei der Darstellung der Ametamorphota vorzüglich
Willughby, bei der Metamorphota Swammerdam gefolgt ist.
Fällt also auch hier das Hauptverdienst wohl auf Swammerdam zurück,
so erscheint doch Ray's Antheil an dem Fortschritt der Entomologie sehr
bedeutend, da er zum erstenmale in bewußter und durch seinen Ge-
sammtüberblick über das ganze Thierreich um so gewichtigeren Weise
das Moment der Entwicklung der systematischen Anordnung eines
großen Formenkreises aufgeprägt hat. Seiner Classification folgend
sind die Ametamorphoten entweder fußlos oder mit Füßen versehen.
Von den fußlosen leben die einen auf dem Lande oder in den Eingewei-
den anderer Thiere (Regenwurm, Nematoden und Bandwürmer), die
anderen im Wasser. Bezeichnend für Ray's Auffassung ist es, daß er
hier den Blutegeln die bei Schafen u. s. f. sich findenden Egelwürmer
anreiht, seinem ersten Eintheilungsgrund, zu Gunsten der sich offen-
barenden Verwandtschaft beider Formen, untreu werdend. Die mit
Füßen versehenen Verwandlungslosen werden nach der Zahl der Füße
eingetheilt; und es ist das erstemal, daß der Ausdruck Vierzehnfüßer
erscheint, welcher in neuerer Zeit für dieselben Formen verwandt
wurde. Den Anfang machen die ametabolischen Insecten, Läuse,
Zuckergast u. s. f. Diesen Hexapoden folgen die achtbeinigen Skor-
pione, Opilionen und Spinnen, diesen die erwähnten Vierzehnfüßer,
welchen er bei der speciellen Aufzählung noch Vierundzwanzig- und
Dreißigfüßer anreiht; den Beschluß machen die hier richtiger Polypo-
den genannten Tausendfüßer, Julus, Scolopendra. Bei den mit Me-
tamorphose sich entwickelnden Insecten erscheint hier nach Swammer-

Thiere bei deren Claſſification benutzte. Sieht man von den Unklar-
heiten ab, welche durch den beſchränkten Stand der Kenntniſſe von
Würmern und Kruſtenthieren bedingt wurden, ſo meint man kaum ein
Syſtem aus dem Ende des ſiebzehnten oder Anfang des achtzehnten
Jahrhunderts vor ſich zu haben, ſelbſtverſtändlich nur, was die allge-
meine Auffaſſung und Charakteriſirung der Hauptgruppen betrifft.
Ray theilt die Gliederthiere, wie man wohl richtiger das alte Wort
Inſecten hier überſetzt, in ſolche, welche ſich ohne Metamorphoſe und
ſolche, welche ſich mit Metamorphoſe entwickeln. Ausdrücklich erkennt
er dann an, daß er bei der Darſtellung der Ametamorphota vorzüglich
Willughby, bei der Metamorphota Swammerdam gefolgt iſt.
Fällt alſo auch hier das Hauptverdienſt wohl auf Swammerdam zurück,
ſo erſcheint doch Ray's Antheil an dem Fortſchritt der Entomologie ſehr
bedeutend, da er zum erſtenmale in bewußter und durch ſeinen Ge-
ſammtüberblick über das ganze Thierreich um ſo gewichtigeren Weiſe
das Moment der Entwicklung der ſyſtematiſchen Anordnung eines
großen Formenkreiſes aufgeprägt hat. Seiner Claſſification folgend
ſind die Ametamorphoten entweder fußlos oder mit Füßen verſehen.
Von den fußloſen leben die einen auf dem Lande oder in den Eingewei-
den anderer Thiere (Regenwurm, Nematoden und Bandwürmer), die
anderen im Waſſer. Bezeichnend für Ray's Auffaſſung iſt es, daß er
hier den Blutegeln die bei Schafen u. ſ. f. ſich findenden Egelwürmer
anreiht, ſeinem erſten Eintheilungsgrund, zu Gunſten der ſich offen-
barenden Verwandtſchaft beider Formen, untreu werdend. Die mit
Füßen verſehenen Verwandlungsloſen werden nach der Zahl der Füße
eingetheilt; und es iſt das erſtemal, daß der Ausdruck Vierzehnfüßer
erſcheint, welcher in neuerer Zeit für dieſelben Formen verwandt
wurde. Den Anfang machen die ametaboliſchen Inſecten, Läuſe,
Zuckergaſt u. ſ. f. Dieſen Hexapoden folgen die achtbeinigen Skor-
pione, Opilionen und Spinnen, dieſen die erwähnten Vierzehnfüßer,
welchen er bei der ſpeciellen Aufzählung noch Vierundzwanzig- und
Dreißigfüßer anreiht; den Beſchluß machen die hier richtiger Polypo-
den genannten Tauſendfüßer, Julus, Scolopendra. Bei den mit Me-
tamorphoſe ſich entwickelnden Inſecten erſcheint hier nach Swammer-

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[445/0456] John Ray. Thiere bei deren Claſſification benutzte. Sieht man von den Unklar- heiten ab, welche durch den beſchränkten Stand der Kenntniſſe von Würmern und Kruſtenthieren bedingt wurden, ſo meint man kaum ein Syſtem aus dem Ende des ſiebzehnten oder Anfang des achtzehnten Jahrhunderts vor ſich zu haben, ſelbſtverſtändlich nur, was die allge- meine Auffaſſung und Charakteriſirung der Hauptgruppen betrifft. Ray theilt die Gliederthiere, wie man wohl richtiger das alte Wort Inſecten hier überſetzt, in ſolche, welche ſich ohne Metamorphoſe und ſolche, welche ſich mit Metamorphoſe entwickeln. Ausdrücklich erkennt er dann an, daß er bei der Darſtellung der Ametamorphota vorzüglich Willughby, bei der Metamorphota Swammerdam gefolgt iſt. Fällt alſo auch hier das Hauptverdienſt wohl auf Swammerdam zurück, ſo erſcheint doch Ray's Antheil an dem Fortſchritt der Entomologie ſehr bedeutend, da er zum erſtenmale in bewußter und durch ſeinen Ge- ſammtüberblick über das ganze Thierreich um ſo gewichtigeren Weiſe das Moment der Entwicklung der ſyſtematiſchen Anordnung eines großen Formenkreiſes aufgeprägt hat. Seiner Claſſification folgend ſind die Ametamorphoten entweder fußlos oder mit Füßen verſehen. Von den fußloſen leben die einen auf dem Lande oder in den Eingewei- den anderer Thiere (Regenwurm, Nematoden und Bandwürmer), die anderen im Waſſer. Bezeichnend für Ray's Auffaſſung iſt es, daß er hier den Blutegeln die bei Schafen u. ſ. f. ſich findenden Egelwürmer anreiht, ſeinem erſten Eintheilungsgrund, zu Gunſten der ſich offen- barenden Verwandtſchaft beider Formen, untreu werdend. Die mit Füßen verſehenen Verwandlungsloſen werden nach der Zahl der Füße eingetheilt; und es iſt das erſtemal, daß der Ausdruck Vierzehnfüßer erſcheint, welcher in neuerer Zeit für dieſelben Formen verwandt wurde. Den Anfang machen die ametaboliſchen Inſecten, Läuſe, Zuckergaſt u. ſ. f. Dieſen Hexapoden folgen die achtbeinigen Skor- pione, Opilionen und Spinnen, dieſen die erwähnten Vierzehnfüßer, welchen er bei der ſpeciellen Aufzählung noch Vierundzwanzig- und Dreißigfüßer anreiht; den Beſchluß machen die hier richtiger Polypo- den genannten Tauſendfüßer, Julus, Scolopendra. Bei den mit Me- tamorphoſe ſich entwickelnden Inſecten erſcheint hier nach Swammer-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/456>, abgerufen am 22.11.2024.