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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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migen Schnabel und Krallen und solche mit geradem und kleinerem
Schnabel. Zu den Gampfonychen gehören die Raubvögel und Pa-
pageyen; die Raubvögel trennen sich in größere: Adler und Geier,
und kleinere; von diesen sind die einen edler, und zwar die langflügli-
gen Falken und die kurzflügligen Habichte, und die andern ignavi und
wild, von den Vogeljägern vernachlässigt, wiederum größere, Bussarde
und Weihen, und kleinere, europäische, Würger, und exotische, Para-
diesvögel. In der Synopsis macht er schon die Bemerkung, daß die
Würger doch mehr gerade Krallen und Schnäbel haben. Von den Vö-
geln mit geradem Schnabel sondert er zunächst die großen eigenthüm-
lichen Formen ab, den Strauß, Casuar und Dodo. Die übrigen
trennt er allgemein in solche von mittlerer Größe und in kleinere. Zu
den ersten gehören die großschnäbligen Raben und Spechte (genus
corvinum, genus Picorum),
welche letztere er durch die Bildung ihrer
Kletterfüße ganz treffend charakterisirt, und die kleinschnäbligen Hühner
mit weißem, und Tauben und Drosseln mit schwarzem Fleisch. Die
kleinsten, von ihm Vögelein, aviculae, Genannten haben entweder
einen dünnen (Lerche u. s. w.) oder einen dicken Schnabel (Kernbeißer
u. s. f.). Von den Wasservögeln lebt die eine Abtheilung nur am
Wasser, sucht sich wohl in demselben die Nahrung, schwimmt aber
nicht auf ihm. Hierher bringt er zuerst in eine eigne Gattung die
großen eigenartigen Kraniche (mit dem Seriema) und stellt ihnen die
kleineren Formen gegenüber, welche entweder Fische fressen (Reiher,
Störche u. s. w.) oder im Schlamme ihre Nahrung suchen, oder In-
secten fressen; zu letzteren gehören die übrigen Wadvögel Späterer,
nämlich Schnepfen, Strandläufer, Kiebitz, Regenpfeifer u. s. w. Die
Schwimmvögel theilt Ray in Spaltfüßige, welche nur einen häutigen
Saum an den Zehen haben, wie Wasserhühner, und Schwimmfüßige.
Auch hier sondert er anomale Formen in einer eigenen Gruppe aus,
den Flamingo, Avosett u. a.; sie haben sämmtlich lange Beine. Die
übrigen, mit kurzen Beinen Versehenen sind entweder dreizehig (Pen-
guine, Alken u. s. f.) oder vierzehig, und von letzteren wiederum ha-
ben einige die vierte Zehe frei oder mit den drei vorderen Zehen durch
Schwimmhaut verbunden; die vierzehigen mit freier Hinterzehe zerfallen

migen Schnabel und Krallen und ſolche mit geradem und kleinerem
Schnabel. Zu den Gampfonychen gehören die Raubvögel und Pa-
pageyen; die Raubvögel trennen ſich in größere: Adler und Geier,
und kleinere; von dieſen ſind die einen edler, und zwar die langflügli-
gen Falken und die kurzflügligen Habichte, und die andern ignavi und
wild, von den Vogeljägern vernachläſſigt, wiederum größere, Buſſarde
und Weihen, und kleinere, europäiſche, Würger, und exotiſche, Para-
diesvögel. In der Synopſis macht er ſchon die Bemerkung, daß die
Würger doch mehr gerade Krallen und Schnäbel haben. Von den Vö-
geln mit geradem Schnabel ſondert er zunächſt die großen eigenthüm-
lichen Formen ab, den Strauß, Caſuar und Dodo. Die übrigen
trennt er allgemein in ſolche von mittlerer Größe und in kleinere. Zu
den erſten gehören die großſchnäbligen Raben und Spechte (genus
corvinum, genus Picorum),
welche letztere er durch die Bildung ihrer
Kletterfüße ganz treffend charakteriſirt, und die kleinſchnäbligen Hühner
mit weißem, und Tauben und Droſſeln mit ſchwarzem Fleiſch. Die
kleinſten, von ihm Vögelein, aviculae, Genannten haben entweder
einen dünnen (Lerche u. ſ. w.) oder einen dicken Schnabel (Kernbeißer
u. ſ. f.). Von den Waſſervögeln lebt die eine Abtheilung nur am
Waſſer, ſucht ſich wohl in demſelben die Nahrung, ſchwimmt aber
nicht auf ihm. Hierher bringt er zuerſt in eine eigne Gattung die
großen eigenartigen Kraniche (mit dem Seriema) und ſtellt ihnen die
kleineren Formen gegenüber, welche entweder Fiſche freſſen (Reiher,
Störche u. ſ. w.) oder im Schlamme ihre Nahrung ſuchen, oder In-
ſecten freſſen; zu letzteren gehören die übrigen Wadvögel Späterer,
nämlich Schnepfen, Strandläufer, Kiebitz, Regenpfeifer u. ſ. w. Die
Schwimmvögel theilt Ray in Spaltfüßige, welche nur einen häutigen
Saum an den Zehen haben, wie Waſſerhühner, und Schwimmfüßige.
Auch hier ſondert er anomale Formen in einer eigenen Gruppe aus,
den Flamingo, Avoſett u. a.; ſie haben ſämmtlich lange Beine. Die
übrigen, mit kurzen Beinen Verſehenen ſind entweder dreizehig (Pen-
guine, Alken u. ſ. f.) oder vierzehig, und von letzteren wiederum ha-
ben einige die vierte Zehe frei oder mit den drei vorderen Zehen durch
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[441/0452] John Ray. migen Schnabel und Krallen und ſolche mit geradem und kleinerem Schnabel. Zu den Gampfonychen gehören die Raubvögel und Pa- pageyen; die Raubvögel trennen ſich in größere: Adler und Geier, und kleinere; von dieſen ſind die einen edler, und zwar die langflügli- gen Falken und die kurzflügligen Habichte, und die andern ignavi und wild, von den Vogeljägern vernachläſſigt, wiederum größere, Buſſarde und Weihen, und kleinere, europäiſche, Würger, und exotiſche, Para- diesvögel. In der Synopſis macht er ſchon die Bemerkung, daß die Würger doch mehr gerade Krallen und Schnäbel haben. Von den Vö- geln mit geradem Schnabel ſondert er zunächſt die großen eigenthüm- lichen Formen ab, den Strauß, Caſuar und Dodo. Die übrigen trennt er allgemein in ſolche von mittlerer Größe und in kleinere. Zu den erſten gehören die großſchnäbligen Raben und Spechte (genus corvinum, genus Picorum), welche letztere er durch die Bildung ihrer Kletterfüße ganz treffend charakteriſirt, und die kleinſchnäbligen Hühner mit weißem, und Tauben und Droſſeln mit ſchwarzem Fleiſch. Die kleinſten, von ihm Vögelein, aviculae, Genannten haben entweder einen dünnen (Lerche u. ſ. w.) oder einen dicken Schnabel (Kernbeißer u. ſ. f.). Von den Waſſervögeln lebt die eine Abtheilung nur am Waſſer, ſucht ſich wohl in demſelben die Nahrung, ſchwimmt aber nicht auf ihm. Hierher bringt er zuerſt in eine eigne Gattung die großen eigenartigen Kraniche (mit dem Seriema) und ſtellt ihnen die kleineren Formen gegenüber, welche entweder Fiſche freſſen (Reiher, Störche u. ſ. w.) oder im Schlamme ihre Nahrung ſuchen, oder In- ſecten freſſen; zu letzteren gehören die übrigen Wadvögel Späterer, nämlich Schnepfen, Strandläufer, Kiebitz, Regenpfeifer u. ſ. w. Die Schwimmvögel theilt Ray in Spaltfüßige, welche nur einen häutigen Saum an den Zehen haben, wie Waſſerhühner, und Schwimmfüßige. Auch hier ſondert er anomale Formen in einer eigenen Gruppe aus, den Flamingo, Avoſett u. a.; ſie haben ſämmtlich lange Beine. Die übrigen, mit kurzen Beinen Verſehenen ſind entweder dreizehig (Pen- guine, Alken u. ſ. f.) oder vierzehig, und von letzteren wiederum ha- ben einige die vierte Zehe frei oder mit den drei vorderen Zehen durch Schwimmhaut verbunden; die vierzehigen mit freier Hinterzehe zerfallen

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/452>, abgerufen am 25.11.2024.