Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Zeit hatte Ray die gerade von den Universitäten nicht sehr begünstig- ten Naturwissenschaften, vorzüglich die beschreibenden, zu pflegen an- gefangen. Im Jahre 1660 hatte er einen Katalog der um Cambridge wachsenden Pflanzen herausgegeben und im Anschluß an dieses mit großer Anerkennung aufgenommene Localverzeichniß den Plan zu einer Liste sämmtlicher in Großbritannien wachsenden Pflanzen gefaßt. Zur Ausführung desselben machte er wiederholte Excursionen, meist mit Willughby, selbst bis nach Schottland und richtete dabei seine Aufmerk- samkeit nicht bloß auf Pflanzen, sondern auch auf Thiere, Land und Leute, sowie deren Sprache. Vielfache Freunde und Correspondenten unterstützten ihn dabei. Es genügte ihm jedoch sehr bald die Einsicht in die Naturverhältnisse Englands allein nicht mehr. Mit Willughby und zwei seiner Schüler gieng er 1663 nach den Niederlanden, Deutsch- land, der Schweiz, Italien bis nach Sicilien und Malta und kehrte durch Frankreich über Montpellier (von wo aus Willughby noch eine Reise durch Spanien unternahm) und Paris nach England zurück. Die auf dieser Reise gesammelten Beobachtungen (welche schon oben erwähnt wurden) erschienen 1673. Am 7. November 1667 wurde er Mitglied der Royal Society, zu deren Transactions er zahlreiche Bei- träge lieferte. Seine eingehende Beschäftigung mit Eigenthümlichkeiten der englischen Sprache, als deren Resultat er eine Sammlung von Sprüchwörtern und ungewöhnlicher localer englischer Ausdrücke ver- öffentlichte, war die Veranlassung, daß John Wilkins, der gelehrte Bischof von Chester, ihn bei der Ausarbeitung seines Werkes über die Universalsprache zur Hülfe heranzog. Es war hiervon nur die Ankün- digung und der ausführliche Plan als Essay 1668 erschienen; das eigentliche große Werk, für welches Ray die "realen Charaktere" der Pflanzen und Thiere behandelt hatte, übersetzte er auch auf des Bi- schofs dringendes Anliegen in's Lateinische. Das Manuscript liegt aber noch jetzt ungedruckt im Archiv der Royal Society. Von 1669 an hatte Ray schon zeitweise bei Willughby auf dessen Landsitze Middleton-Hall gelebt. Dort zog er ganz hin, als er nach dem Tode seines Freundes 1672 nach dessen testamentarisch ausgesprochenem Wunsche die Erziehung von dessen zwei kleinen Söhnen und die Ord- Zeit hatte Ray die gerade von den Univerſitäten nicht ſehr begünſtig- ten Naturwiſſenſchaften, vorzüglich die beſchreibenden, zu pflegen an- gefangen. Im Jahre 1660 hatte er einen Katalog der um Cambridge wachſenden Pflanzen herausgegeben und im Anſchluß an dieſes mit großer Anerkennung aufgenommene Localverzeichniß den Plan zu einer Liſte ſämmtlicher in Großbritannien wachſenden Pflanzen gefaßt. Zur Ausführung deſſelben machte er wiederholte Excurſionen, meiſt mit Willughby, ſelbſt bis nach Schottland und richtete dabei ſeine Aufmerk- ſamkeit nicht bloß auf Pflanzen, ſondern auch auf Thiere, Land und Leute, ſowie deren Sprache. Vielfache Freunde und Correſpondenten unterſtützten ihn dabei. Es genügte ihm jedoch ſehr bald die Einſicht in die Naturverhältniſſe Englands allein nicht mehr. Mit Willughby und zwei ſeiner Schüler gieng er 1663 nach den Niederlanden, Deutſch- land, der Schweiz, Italien bis nach Sicilien und Malta und kehrte durch Frankreich über Montpellier (von wo aus Willughby noch eine Reiſe durch Spanien unternahm) und Paris nach England zurück. Die auf dieſer Reiſe geſammelten Beobachtungen (welche ſchon oben erwähnt wurden) erſchienen 1673. Am 7. November 1667 wurde er Mitglied der Royal Society, zu deren Transactions er zahlreiche Bei- träge lieferte. Seine eingehende Beſchäftigung mit Eigenthümlichkeiten der engliſchen Sprache, als deren Reſultat er eine Sammlung von Sprüchwörtern und ungewöhnlicher localer engliſcher Ausdrücke ver- öffentlichte, war die Veranlaſſung, daß John Wilkins, der gelehrte Biſchof von Cheſter, ihn bei der Ausarbeitung ſeines Werkes über die Univerſalſprache zur Hülfe heranzog. Es war hiervon nur die Ankün- digung und der ausführliche Plan als Eſſay 1668 erſchienen; das eigentliche große Werk, für welches Ray die „realen Charaktere“ der Pflanzen und Thiere behandelt hatte, überſetzte er auch auf des Bi- ſchofs dringendes Anliegen in's Lateiniſche. Das Manuſcript liegt aber noch jetzt ungedruckt im Archiv der Royal Society. Von 1669 an hatte Ray ſchon zeitweiſe bei Willughby auf deſſen Landſitze Middleton-Hall gelebt. Dort zog er ganz hin, als er nach dem Tode ſeines Freundes 1672 nach deſſen teſtamentariſch ausgeſprochenem Wunſche die Erziehung von deſſen zwei kleinen Söhnen und die Ord- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0440" n="429"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118788000">John Ray</persName>.</fw><lb/> Zeit hatte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118788000">Ray</persName> die gerade von den Univerſitäten nicht ſehr begünſtig-<lb/> ten Naturwiſſenſchaften, vorzüglich die beſchreibenden, zu pflegen an-<lb/> gefangen. Im Jahre 1660 hatte er einen Katalog der um Cambridge<lb/> wachſenden Pflanzen herausgegeben und im Anſchluß an dieſes mit<lb/> großer Anerkennung aufgenommene Localverzeichniß den Plan zu einer<lb/> Liſte ſämmtlicher in Großbritannien wachſenden Pflanzen gefaßt. 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John Ray.
Zeit hatte Ray die gerade von den Univerſitäten nicht ſehr begünſtig-
ten Naturwiſſenſchaften, vorzüglich die beſchreibenden, zu pflegen an-
gefangen. Im Jahre 1660 hatte er einen Katalog der um Cambridge
wachſenden Pflanzen herausgegeben und im Anſchluß an dieſes mit
großer Anerkennung aufgenommene Localverzeichniß den Plan zu einer
Liſte ſämmtlicher in Großbritannien wachſenden Pflanzen gefaßt. Zur
Ausführung deſſelben machte er wiederholte Excurſionen, meiſt mit
Willughby, ſelbſt bis nach Schottland und richtete dabei ſeine Aufmerk-
ſamkeit nicht bloß auf Pflanzen, ſondern auch auf Thiere, Land und
Leute, ſowie deren Sprache. Vielfache Freunde und Correſpondenten
unterſtützten ihn dabei. Es genügte ihm jedoch ſehr bald die Einſicht in
die Naturverhältniſſe Englands allein nicht mehr. Mit Willughby
und zwei ſeiner Schüler gieng er 1663 nach den Niederlanden, Deutſch-
land, der Schweiz, Italien bis nach Sicilien und Malta und kehrte
durch Frankreich über Montpellier (von wo aus Willughby noch eine
Reiſe durch Spanien unternahm) und Paris nach England zurück.
Die auf dieſer Reiſe geſammelten Beobachtungen (welche ſchon oben
erwähnt wurden) erſchienen 1673. Am 7. November 1667 wurde er
Mitglied der Royal Society, zu deren Transactions er zahlreiche Bei-
träge lieferte. Seine eingehende Beſchäftigung mit Eigenthümlichkeiten
der engliſchen Sprache, als deren Reſultat er eine Sammlung von
Sprüchwörtern und ungewöhnlicher localer engliſcher Ausdrücke ver-
öffentlichte, war die Veranlaſſung, daß John Wilkins, der gelehrte
Biſchof von Cheſter, ihn bei der Ausarbeitung ſeines Werkes über die
Univerſalſprache zur Hülfe heranzog. Es war hiervon nur die Ankün-
digung und der ausführliche Plan als Eſſay 1668 erſchienen; das
eigentliche große Werk, für welches Ray die „realen Charaktere“ der
Pflanzen und Thiere behandelt hatte, überſetzte er auch auf des Bi-
ſchofs dringendes Anliegen in's Lateiniſche. Das Manuſcript liegt
aber noch jetzt ungedruckt im Archiv der Royal Society. Von 1669
an hatte Ray ſchon zeitweiſe bei Willughby auf deſſen Landſitze
Middleton-Hall gelebt. Dort zog er ganz hin, als er nach dem Tode
ſeines Freundes 1672 nach deſſen teſtamentariſch ausgeſprochenem
Wunſche die Erziehung von deſſen zwei kleinen Söhnen und die Ord-
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