tigte. In Bezug auf Deutschland enthalten nur die Reisen J. Ray's aus jener Zeit (1673) naturhistorische Bemerkungen; Behrens' Hercynia curiosa schildert besonders nur die Höhlen und andere der- artige Merkwürdigkeiten des Harzes. Einige Mittheilungen über die Thierwelt Polens und Lithauens enthält die Naturgeschichte Polens von Rzacynski (1721 und öfter).
Museen und Thiergärten.
Nun waren aber auch durch Reisen in fernen und außereuropäi- schen Ländern immer mehr Naturgegenstände bekannt worden. Aus der Zeit bis zu Ray's Tode sei hier hingewiesen auf Friedr. Mar- tens, "spitzbergische oder grönländische Reisebeschreibung" (1675); auf die Reisen nach den Antillen von Rochefort (1658), nach der Küste von Guinea von Will. Bosman (1704), nach West-Indien von Hans Sloane (1707) u. a. , welche ebenso wie die der Natur- geschichte direct gewidmeten Untersuchungen von Paolo Boccone in Sicilien (1674), von Scheuchzer in der Schweiz (1708) u. s. f. auch gelegentliche Bemerkungen über die Thierwelt der durchreisten Länder enthalten. Sollte in den gelehrten Gesellschaften über derartige neue und interessante Producte ein Urtheil abgegeben werden, so konnte dies nicht geschehen, ohne daß man Gelegenheit zur Vergleichung und über- haupt zur Orientirung in verwandten Formen hatte. Es war daher eine weitere Folge dieser Associationen, daß Material herbeigeschafft wurde, und zwar, was besonders die Naturgeschichte betrifft, als Be- obachtungsmaterial und Hülfsmittel der Untersuchung. Die schon be- stehenden Sammlungen wurden daher erweitert, neue angelegt. Einen großen Fortschritt in dieser Beziehung bewirkte die Einführung des Spiritus als Aufbewahrungsmittel in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, da man bis dahin immer noch die alten Methoden des Trocknens, Aufblasens u. dergl. ausschließlich hatte anwenden müssen. Bemerkt wurde, daß Peter der Große außer der Gründung der Akade- mie auch die Anlegung von Sammlungen in Petersburg bedachte. Die Gesellschaften in London und Paris hatten von Anfang an auf
Periode der Syſtematik.
tigte. In Bezug auf Deutſchland enthalten nur die Reiſen J. Ray's aus jener Zeit (1673) naturhiſtoriſche Bemerkungen; Behrens' Hercynia curiosa ſchildert beſonders nur die Höhlen und andere der- artige Merkwürdigkeiten des Harzes. Einige Mittheilungen über die Thierwelt Polens und Lithauens enthält die Naturgeſchichte Polens von Rzacynski (1721 und öfter).
Muſeen und Thiergärten.
Nun waren aber auch durch Reiſen in fernen und außereuropäi- ſchen Ländern immer mehr Naturgegenſtände bekannt worden. Aus der Zeit bis zu Ray's Tode ſei hier hingewieſen auf Friedr. Mar- tens, „ſpitzbergiſche oder grönländiſche Reiſebeſchreibung“ (1675); auf die Reiſen nach den Antillen von Rochefort (1658), nach der Küſte von Guinea von Will. Bosman (1704), nach Weſt-Indien von Hans Sloane (1707) u. a. , welche ebenſo wie die der Natur- geſchichte direct gewidmeten Unterſuchungen von Paolo Boccone in Sicilien (1674), von Scheuchzer in der Schweiz (1708) u. ſ. f. auch gelegentliche Bemerkungen über die Thierwelt der durchreiſten Länder enthalten. Sollte in den gelehrten Geſellſchaften über derartige neue und intereſſante Producte ein Urtheil abgegeben werden, ſo konnte dies nicht geſchehen, ohne daß man Gelegenheit zur Vergleichung und über- haupt zur Orientirung in verwandten Formen hatte. Es war daher eine weitere Folge dieſer Aſſociationen, daß Material herbeigeſchafft wurde, und zwar, was beſonders die Naturgeſchichte betrifft, als Be- obachtungsmaterial und Hülfsmittel der Unterſuchung. Die ſchon be- ſtehenden Sammlungen wurden daher erweitert, neue angelegt. Einen großen Fortſchritt in dieſer Beziehung bewirkte die Einführung des Spiritus als Aufbewahrungsmittel in der erſten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, da man bis dahin immer noch die alten Methoden des Trocknens, Aufblaſens u. dergl. ausſchließlich hatte anwenden müſſen. Bemerkt wurde, daß Peter der Große außer der Gründung der Akade- mie auch die Anlegung von Sammlungen in Petersburg bedachte. Die Geſellſchaften in London und Paris hatten von Anfang an auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0433"n="422"/><fwplace="top"type="header">Periode der Syſtematik.</fw><lb/>
tigte. In Bezug auf <placeName>Deutſchland</placeName> enthalten nur die Reiſen <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118788000">J. Ray</persName></hi>'s<lb/>
aus jener Zeit (1673) naturhiſtoriſche Bemerkungen; <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/129356883">Behrens</persName>'</hi><lb/><hirendition="#aq">Hercynia curiosa</hi>ſchildert beſonders nur die Höhlen und andere der-<lb/>
artige Merkwürdigkeiten des Harzes. Einige Mittheilungen über die<lb/>
Thierwelt Polens und Lithauens enthält die Naturgeſchichte Polens<lb/>
von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/100328008">Rzacynski</persName></hi> (1721 und öfter).</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Muſeen und Thiergärten.</hi></head><lb/><p>Nun waren aber auch durch Reiſen in fernen und außereuropäi-<lb/>ſchen Ländern immer mehr Naturgegenſtände bekannt worden. Aus<lb/>
der Zeit bis zu <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118788000">Ray</persName>'s Tode ſei hier hingewieſen auf <persNameref="http://d-nb.info/gnd/124443478">Friedr. <hirendition="#g">Mar-<lb/>
tens</hi></persName>, „ſpitzbergiſche oder grönländiſche Reiſebeſchreibung“ (1675); auf<lb/>
die Reiſen nach den Antillen von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/120669641">Rochefort</persName></hi> (1658), nach der Küſte<lb/>
von Guinea von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/129868868">Will. Bosman</persName></hi> (1704), nach Weſt-Indien von<lb/><hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118797638">Hans Sloane</persName></hi> (1707) u. a. , welche ebenſo wie die der Natur-<lb/>
geſchichte direct gewidmeten Unterſuchungen von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/128475862">Paolo Boccone</persName></hi> in<lb/>
Sicilien (1674), von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118607308">Scheuchzer</persName></hi> in der Schweiz (1708) u. ſ. f. auch<lb/>
gelegentliche Bemerkungen über die Thierwelt der durchreiſten Länder<lb/>
enthalten. Sollte in den gelehrten Geſellſchaften über derartige neue<lb/>
und intereſſante Producte ein Urtheil abgegeben werden, ſo konnte dies<lb/>
nicht geſchehen, ohne daß man Gelegenheit zur Vergleichung und über-<lb/>
haupt zur Orientirung in verwandten Formen hatte. Es war daher<lb/>
eine weitere Folge dieſer Aſſociationen, daß Material herbeigeſchafft<lb/>
wurde, und zwar, was beſonders die Naturgeſchichte betrifft, als Be-<lb/>
obachtungsmaterial und Hülfsmittel der Unterſuchung. Die ſchon be-<lb/>ſtehenden Sammlungen wurden daher erweitert, neue angelegt. Einen<lb/>
großen Fortſchritt in dieſer Beziehung bewirkte die Einführung des<lb/>
Spiritus als Aufbewahrungsmittel in der erſten Hälfte des achtzehnten<lb/>
Jahrhunderts, da man bis dahin immer noch die alten Methoden des<lb/>
Trocknens, Aufblaſens u. dergl. ausſchließlich hatte anwenden müſſen.<lb/>
Bemerkt wurde, daß Peter der Große außer der Gründung der Akade-<lb/>
mie auch die Anlegung von Sammlungen in Petersburg bedachte.<lb/>
Die Geſellſchaften in London und Paris hatten von Anfang an auf<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[422/0433]
Periode der Syſtematik.
tigte. In Bezug auf Deutſchland enthalten nur die Reiſen J. Ray's
aus jener Zeit (1673) naturhiſtoriſche Bemerkungen; Behrens'
Hercynia curiosa ſchildert beſonders nur die Höhlen und andere der-
artige Merkwürdigkeiten des Harzes. Einige Mittheilungen über die
Thierwelt Polens und Lithauens enthält die Naturgeſchichte Polens
von Rzacynski (1721 und öfter).
Muſeen und Thiergärten.
Nun waren aber auch durch Reiſen in fernen und außereuropäi-
ſchen Ländern immer mehr Naturgegenſtände bekannt worden. Aus
der Zeit bis zu Ray's Tode ſei hier hingewieſen auf Friedr. Mar-
tens, „ſpitzbergiſche oder grönländiſche Reiſebeſchreibung“ (1675); auf
die Reiſen nach den Antillen von Rochefort (1658), nach der Küſte
von Guinea von Will. Bosman (1704), nach Weſt-Indien von
Hans Sloane (1707) u. a. , welche ebenſo wie die der Natur-
geſchichte direct gewidmeten Unterſuchungen von Paolo Boccone in
Sicilien (1674), von Scheuchzer in der Schweiz (1708) u. ſ. f. auch
gelegentliche Bemerkungen über die Thierwelt der durchreiſten Länder
enthalten. Sollte in den gelehrten Geſellſchaften über derartige neue
und intereſſante Producte ein Urtheil abgegeben werden, ſo konnte dies
nicht geſchehen, ohne daß man Gelegenheit zur Vergleichung und über-
haupt zur Orientirung in verwandten Formen hatte. Es war daher
eine weitere Folge dieſer Aſſociationen, daß Material herbeigeſchafft
wurde, und zwar, was beſonders die Naturgeſchichte betrifft, als Be-
obachtungsmaterial und Hülfsmittel der Unterſuchung. Die ſchon be-
ſtehenden Sammlungen wurden daher erweitert, neue angelegt. Einen
großen Fortſchritt in dieſer Beziehung bewirkte die Einführung des
Spiritus als Aufbewahrungsmittel in der erſten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts, da man bis dahin immer noch die alten Methoden des
Trocknens, Aufblaſens u. dergl. ausſchließlich hatte anwenden müſſen.
Bemerkt wurde, daß Peter der Große außer der Gründung der Akade-
mie auch die Anlegung von Sammlungen in Petersburg bedachte.
Die Geſellſchaften in London und Paris hatten von Anfang an auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/433>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.