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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
hier nicht auf die Geschichte der verschiedenen gelehrten Gesellschaften
ausführlicher eingegangen werden. Erwähnt zu werden verdient aber
auch an dieser Stelle, daß die übrigen deutschen Staaten den Vorbil-
dern nicht nachstehen wollten, welche ihnen im Auslande wie im In-
lande gegeben waren. So entstand 1750 die Gesellschaft der Wissen-
schaften in Göttingen, 1756 die Akademie nützlicher Kenntnisse in
Erfurt, als letzte Erinnerung an die einst dort bestandene Univer-
sität, 1763 die Akademie in München u. s. f. Von 1766 fieng die
Pfälzer, von Karl Theodor gegründete Akademie in Manheim an,
Schriften herauszugeben. War bei allen diesen Anstalten der Wunsch
der Fürsten von maßgebendem Einfluß gewesen, sei es ihrem Hofe
einen größeren Glanz durch Heranziehung bedeutender Gelehrter zu ver-
leihen, sei es im wohlverstandenen Interesse des Volkes, dessen geistige
Erhebung durch Pflege der Wissenschaften zu fördern, so erwachte doch
auch in andern Kreisen das Bestreben, in freien, nur aus und in sich
selbst Leben und Gedeihen schöpfenden Vereinigungen am Fortschritt
der Wissenschaft zu arbeiten. In die hier besprochene Zeit fällt beson-
ders die Gründung einer solchen, welche als erste naturforschende Ge-
sellschaft von großer Bedeutung gewesen ist, welche lange Zeit hindurch
mehr als irgend eine andere geleistet und die sich trotz aller über ihre
Heimath hingegangenen Stürme bis in die neueste Zeit in vollem Leben
erhalten hat, die im Jahre 1747 gestiftete naturforschende Gesellschaft
in Danzig. Wie Linne in Stockholm, so war hier sein, häufig in
anderem Sinne deutscher Linne genannter Widersacher J. Th. Klein
einer der Gründer und einer der thätigsten Mitarbeiter an den Schrif-
ten der Gesellschaft, welche 1747 als "Versuche und Abhandlungen" zu
erscheinen begannen.

Durch die Arbeiten der in Vorstehendem kurz angeführten Ver-
einigungen von Forschern wurde die Wissenschaft nicht bloß direct ge-
fördert, sondern auch durch das die Einzelleben der jeweiligen Mitglie-
der überdauernde Bestehen jener Verbindungen vor einem Rückfall in
den früheren lethargischen Zustand gesichert. Wenn auch in Folge
äußerer Ereignisse einzelne Gesellschaften vielleicht vorübergehend ruh-
ten, der allgemein dem Forschen gegebene Impuls ließ sie nur selten

Periode der Syſtematik.
hier nicht auf die Geſchichte der verſchiedenen gelehrten Geſellſchaften
ausführlicher eingegangen werden. Erwähnt zu werden verdient aber
auch an dieſer Stelle, daß die übrigen deutſchen Staaten den Vorbil-
dern nicht nachſtehen wollten, welche ihnen im Auslande wie im In-
lande gegeben waren. So entſtand 1750 die Geſellſchaft der Wiſſen-
ſchaften in Göttingen, 1756 die Akademie nützlicher Kenntniſſe in
Erfurt, als letzte Erinnerung an die einſt dort beſtandene Univer-
ſität, 1763 die Akademie in München u. ſ. f. Von 1766 fieng die
Pfälzer, von Karl Theodor gegründete Akademie in Manheim an,
Schriften herauszugeben. War bei allen dieſen Anſtalten der Wunſch
der Fürſten von maßgebendem Einfluß geweſen, ſei es ihrem Hofe
einen größeren Glanz durch Heranziehung bedeutender Gelehrter zu ver-
leihen, ſei es im wohlverſtandenen Intereſſe des Volkes, deſſen geiſtige
Erhebung durch Pflege der Wiſſenſchaften zu fördern, ſo erwachte doch
auch in andern Kreiſen das Beſtreben, in freien, nur aus und in ſich
ſelbſt Leben und Gedeihen ſchöpfenden Vereinigungen am Fortſchritt
der Wiſſenſchaft zu arbeiten. In die hier beſprochene Zeit fällt beſon-
ders die Gründung einer ſolchen, welche als erſte naturforſchende Ge-
ſellſchaft von großer Bedeutung geweſen iſt, welche lange Zeit hindurch
mehr als irgend eine andere geleiſtet und die ſich trotz aller über ihre
Heimath hingegangenen Stürme bis in die neueſte Zeit in vollem Leben
erhalten hat, die im Jahre 1747 geſtiftete naturforſchende Geſellſchaft
in Danzig. Wie Linné in Stockholm, ſo war hier ſein, häufig in
anderem Sinne deutſcher Linné genannter Widerſacher J. Th. Klein
einer der Gründer und einer der thätigſten Mitarbeiter an den Schrif-
ten der Geſellſchaft, welche 1747 als „Verſuche und Abhandlungen“ zu
erſcheinen begannen.

Durch die Arbeiten der in Vorſtehendem kurz angeführten Ver-
einigungen von Forſchern wurde die Wiſſenſchaft nicht bloß direct ge-
fördert, ſondern auch durch das die Einzelleben der jeweiligen Mitglie-
der überdauernde Beſtehen jener Verbindungen vor einem Rückfall in
den früheren lethargiſchen Zuſtand geſichert. Wenn auch in Folge
äußerer Ereigniſſe einzelne Geſellſchaften vielleicht vorübergehend ruh-
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[420/0431] Periode der Syſtematik. hier nicht auf die Geſchichte der verſchiedenen gelehrten Geſellſchaften ausführlicher eingegangen werden. Erwähnt zu werden verdient aber auch an dieſer Stelle, daß die übrigen deutſchen Staaten den Vorbil- dern nicht nachſtehen wollten, welche ihnen im Auslande wie im In- lande gegeben waren. So entſtand 1750 die Geſellſchaft der Wiſſen- ſchaften in Göttingen, 1756 die Akademie nützlicher Kenntniſſe in Erfurt, als letzte Erinnerung an die einſt dort beſtandene Univer- ſität, 1763 die Akademie in München u. ſ. f. Von 1766 fieng die Pfälzer, von Karl Theodor gegründete Akademie in Manheim an, Schriften herauszugeben. War bei allen dieſen Anſtalten der Wunſch der Fürſten von maßgebendem Einfluß geweſen, ſei es ihrem Hofe einen größeren Glanz durch Heranziehung bedeutender Gelehrter zu ver- leihen, ſei es im wohlverſtandenen Intereſſe des Volkes, deſſen geiſtige Erhebung durch Pflege der Wiſſenſchaften zu fördern, ſo erwachte doch auch in andern Kreiſen das Beſtreben, in freien, nur aus und in ſich ſelbſt Leben und Gedeihen ſchöpfenden Vereinigungen am Fortſchritt der Wiſſenſchaft zu arbeiten. In die hier beſprochene Zeit fällt beſon- ders die Gründung einer ſolchen, welche als erſte naturforſchende Ge- ſellſchaft von großer Bedeutung geweſen iſt, welche lange Zeit hindurch mehr als irgend eine andere geleiſtet und die ſich trotz aller über ihre Heimath hingegangenen Stürme bis in die neueſte Zeit in vollem Leben erhalten hat, die im Jahre 1747 geſtiftete naturforſchende Geſellſchaft in Danzig. Wie Linné in Stockholm, ſo war hier ſein, häufig in anderem Sinne deutſcher Linné genannter Widerſacher J. Th. Klein einer der Gründer und einer der thätigſten Mitarbeiter an den Schrif- ten der Geſellſchaft, welche 1747 als „Verſuche und Abhandlungen“ zu erſcheinen begannen. Durch die Arbeiten der in Vorſtehendem kurz angeführten Ver- einigungen von Forſchern wurde die Wiſſenſchaft nicht bloß direct ge- fördert, ſondern auch durch das die Einzelleben der jeweiligen Mitglie- der überdauernde Beſtehen jener Verbindungen vor einem Rückfall in den früheren lethargiſchen Zuſtand geſichert. Wenn auch in Folge äußerer Ereigniſſe einzelne Geſellſchaften vielleicht vorübergehend ruh- ten, der allgemein dem Forſchen gegebene Impuls ließ ſie nur ſelten

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/431>, abgerufen am 22.11.2024.