Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Ausländische Akademien. mehrerer größerer anatomischer und naturhistorischer holländischerSammlungen der Pflege der Naturwissenschaften in seinem Reiche Material zuzuführen bestrebt gewesen war, auch den Plan zur Grün- dung einer Akademie der Wissenschaften in Petersburg gefaßt; aber erst seine Wittwe, Katharina I führte denselben 1725 aus. Im Jahre 1739 wurde in Stockholm die Akademie von Alströmer, Cederhjelm, Linnäus u. A. zuerst als Privatverein gestiftet, bald aber als könig- liche Akademie bestätigt. Durch das Loos wurde Linne zu ihrem ersten Präsidenten bestimmt. Schon vorher hatte Sebastian Tham eine Summe Geldes ausgesetzt, welche unter Aufsicht der Ritterschaft dazu verwendet werden sollte, öffentliche Vorlesungen über Mathematik und Naturkunde halten zu lassen. Und noch früher war bereits in Upsala eine litterarisch-wissenschaftliche Gesellschaft entstanden, welche 1720 Abhandlungen herauszugeben begann und an deren Arbeiten Linne sich wiederholt als Secretair betheiligte. In Kopenhagen war durch den Brand der Universität und sämmtlicher auf Naturwissenschaften sich beziehenden Sammlungen der Ruin der ersteren, das völlige Sinken der letzteren eingetreten. Die Universität wurde 1732 neu fundirt. Zehn Jahre darauf traten Hans Gram (ein sich für Antiquitäten inte- ressirender Jurist), Pontoppidan, J. S. Wahl u. a. zusammen, um die Wissenschaften mit vereinten Mitteln und Kräften zu fördern und am 11. Januar 1743 wurde von Christian VI die königliche Gesell- schaft confirmirt. In Italien war zu den von früher her bestehenden Akademien noch das Institut von Bologna getreten. Ursprünglich mehr nach dem Plane einer Universität als Lehranstalt eingerichtet und von Manfredi 1690 gegründet, erhielt dasselbe durch den Grafen Mar- sigli eine weitere Verfassung; von 1731 an gab sie ihre Commentarien heraus. Da es sich hier nur darum handelt in kurzen Zügen darauf hin- 27*
Ausländiſche Akademien. mehrerer größerer anatomiſcher und naturhiſtoriſcher holländiſcherSammlungen der Pflege der Naturwiſſenſchaften in ſeinem Reiche Material zuzuführen beſtrebt geweſen war, auch den Plan zur Grün- dung einer Akademie der Wiſſenſchaften in Petersburg gefaßt; aber erſt ſeine Wittwe, Katharina I führte denſelben 1725 aus. Im Jahre 1739 wurde in Stockholm die Akademie von Alſtrömer, Cederhjelm, Linnäus u. A. zuerſt als Privatverein geſtiftet, bald aber als könig- liche Akademie beſtätigt. Durch das Loos wurde Linné zu ihrem erſten Präſidenten beſtimmt. Schon vorher hatte Sebaſtian Tham eine Summe Geldes ausgeſetzt, welche unter Aufſicht der Ritterſchaft dazu verwendet werden ſollte, öffentliche Vorleſungen über Mathematik und Naturkunde halten zu laſſen. Und noch früher war bereits in Upſala eine litterariſch-wiſſenſchaftliche Geſellſchaft entſtanden, welche 1720 Abhandlungen herauszugeben begann und an deren Arbeiten Linné ſich wiederholt als Secretair betheiligte. In Kopenhagen war durch den Brand der Univerſität und ſämmtlicher auf Naturwiſſenſchaften ſich beziehenden Sammlungen der Ruin der erſteren, das völlige Sinken der letzteren eingetreten. Die Univerſität wurde 1732 neu fundirt. Zehn Jahre darauf traten Hans Gram (ein ſich für Antiquitäten inte- reſſirender Juriſt), Pontoppidan, J. S. Wahl u. a. zuſammen, um die Wiſſenſchaften mit vereinten Mitteln und Kräften zu fördern und am 11. Januar 1743 wurde von Chriſtian VI die königliche Geſell- ſchaft confirmirt. In Italien war zu den von früher her beſtehenden Akademien noch das Inſtitut von Bologna getreten. Urſprünglich mehr nach dem Plane einer Univerſität als Lehranſtalt eingerichtet und von Manfredi 1690 gegründet, erhielt daſſelbe durch den Grafen Mar- ſigli eine weitere Verfaſſung; von 1731 an gab ſie ihre Commentarien heraus. Da es ſich hier nur darum handelt in kurzen Zügen darauf hin- 27*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0430" n="419"/><fw place="top" type="header">Ausländiſche Akademien.</fw><lb/> mehrerer größerer anatomiſcher und naturhiſtoriſcher holländiſcher<lb/> Sammlungen der Pflege der Naturwiſſenſchaften in ſeinem Reiche<lb/> Material zuzuführen beſtrebt geweſen war, auch den Plan zur Grün-<lb/> dung einer Akademie der Wiſſenſchaften in <hi rendition="#g">Petersburg</hi> gefaßt; aber<lb/> erſt ſeine Wittwe, Katharina <hi rendition="#aq">I</hi> führte denſelben 1725 aus. Im Jahre<lb/> 1739 wurde in <hi rendition="#g">Stockholm</hi> die Akademie von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100009956">Alſtrömer</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100076521">Cederhjelm</persName>,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linnäus</persName> u. A. zuerſt als Privatverein geſtiftet, bald aber als könig-<lb/> liche Akademie beſtätigt. Durch das Loos wurde <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName> zu ihrem erſten<lb/> Präſidenten beſtimmt. Schon vorher hatte <persName ref="nognd http://viaf.org/viaf/66451138">Sebaſtian Tham</persName> eine<lb/> Summe Geldes ausgeſetzt, welche unter Aufſicht der Ritterſchaft dazu<lb/> verwendet werden ſollte, öffentliche Vorleſungen über Mathematik und<lb/> Naturkunde halten zu laſſen. Und noch früher war bereits in Upſala<lb/> eine litterariſch-wiſſenſchaftliche Geſellſchaft entſtanden, welche 1720<lb/> Abhandlungen herauszugeben begann und an deren Arbeiten <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName> ſich<lb/> wiederholt als Secretair betheiligte. In <hi rendition="#g">Kopenhagen</hi> war durch den<lb/> Brand der Univerſität und ſämmtlicher auf Naturwiſſenſchaften ſich<lb/> beziehenden Sammlungen der Ruin der erſteren, das völlige Sinken<lb/> der letzteren eingetreten. Die Univerſität wurde 1732 neu fundirt.<lb/> Zehn Jahre darauf traten <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122844416">Hans Gram</persName> (ein ſich für Antiquitäten inte-<lb/> reſſirender Juriſt), <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100208746">Pontoppidan</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/1015898386">J. S. Wahl</persName> u. a. zuſammen, um<lb/> die Wiſſenſchaften mit vereinten Mitteln und Kräften zu fördern und<lb/> am 11. Januar 1743 wurde von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11897436X">Chriſtian</persName> <hi rendition="#aq">VI</hi> die königliche Geſell-<lb/> ſchaft confirmirt. In Italien war zu den von früher her beſtehenden<lb/> Akademien noch das Inſtitut von <hi rendition="#g">Bologna</hi> getreten. Urſprünglich<lb/> mehr nach dem Plane einer Univerſität als Lehranſtalt eingerichtet und<lb/> von Manfredi 1690 gegründet, erhielt daſſelbe durch den Grafen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640968">Mar-<lb/> ſigli</persName> eine weitere Verfaſſung; von 1731 an gab ſie ihre Commentarien<lb/> heraus.</p><lb/> <p>Da es ſich hier nur darum handelt in kurzen Zügen darauf hin-<lb/> zuweiſen, wie der Grundſatz der durch die älteren Akademien in wirk-<lb/> ſamer Weiſe auf die Wiſſenſchaften angewandten Arbeitstheilung an-<lb/> regend auf weitere Kreiſe wirkte, wie ferner der wohlthätige Einfluß<lb/> der Selbſtkritik fühlbar wurde, welche bei näherer perſönlicher Berüh-<lb/> rung der fachverwandten Forſcher nicht gut ausbleiben konnte, ſo kann<lb/> <fw place="bottom" type="sig">27*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [419/0430]
Ausländiſche Akademien.
mehrerer größerer anatomiſcher und naturhiſtoriſcher holländiſcher
Sammlungen der Pflege der Naturwiſſenſchaften in ſeinem Reiche
Material zuzuführen beſtrebt geweſen war, auch den Plan zur Grün-
dung einer Akademie der Wiſſenſchaften in Petersburg gefaßt; aber
erſt ſeine Wittwe, Katharina I führte denſelben 1725 aus. Im Jahre
1739 wurde in Stockholm die Akademie von Alſtrömer, Cederhjelm,
Linnäus u. A. zuerſt als Privatverein geſtiftet, bald aber als könig-
liche Akademie beſtätigt. Durch das Loos wurde Linné zu ihrem erſten
Präſidenten beſtimmt. Schon vorher hatte Sebaſtian Tham eine
Summe Geldes ausgeſetzt, welche unter Aufſicht der Ritterſchaft dazu
verwendet werden ſollte, öffentliche Vorleſungen über Mathematik und
Naturkunde halten zu laſſen. Und noch früher war bereits in Upſala
eine litterariſch-wiſſenſchaftliche Geſellſchaft entſtanden, welche 1720
Abhandlungen herauszugeben begann und an deren Arbeiten Linné ſich
wiederholt als Secretair betheiligte. In Kopenhagen war durch den
Brand der Univerſität und ſämmtlicher auf Naturwiſſenſchaften ſich
beziehenden Sammlungen der Ruin der erſteren, das völlige Sinken
der letzteren eingetreten. Die Univerſität wurde 1732 neu fundirt.
Zehn Jahre darauf traten Hans Gram (ein ſich für Antiquitäten inte-
reſſirender Juriſt), Pontoppidan, J. S. Wahl u. a. zuſammen, um
die Wiſſenſchaften mit vereinten Mitteln und Kräften zu fördern und
am 11. Januar 1743 wurde von Chriſtian VI die königliche Geſell-
ſchaft confirmirt. In Italien war zu den von früher her beſtehenden
Akademien noch das Inſtitut von Bologna getreten. Urſprünglich
mehr nach dem Plane einer Univerſität als Lehranſtalt eingerichtet und
von Manfredi 1690 gegründet, erhielt daſſelbe durch den Grafen Mar-
ſigli eine weitere Verfaſſung; von 1731 an gab ſie ihre Commentarien
heraus.
Da es ſich hier nur darum handelt in kurzen Zügen darauf hin-
zuweiſen, wie der Grundſatz der durch die älteren Akademien in wirk-
ſamer Weiſe auf die Wiſſenſchaften angewandten Arbeitstheilung an-
regend auf weitere Kreiſe wirkte, wie ferner der wohlthätige Einfluß
der Selbſtkritik fühlbar wurde, welche bei näherer perſönlicher Berüh-
rung der fachverwandten Forſcher nicht gut ausbleiben konnte, ſo kann
27*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |