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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
für Naturwissenschaften sich interessirende Männer an, in regelmäßigen
Zusammenkünften sich über ihre Bestrebungen, Ansichten und Arbeiten
Mittheilungen zu machen. In diesen fanden auch Fremde, welche vor-
übergehend in Paris sich aufhielten, Eintritt, ebenso wie deren Arbei-
ten diesen Versammlungen vorgelegt und "zur Prüfung mitgetheilt"
wurden, so von Steno, Boccone u. a. Von großer Bedeutung war
es für die Weiterentwickelung dieser Anfänge, daß auf Colbert's Vor-
schlag der König Ludwig XIV den ursprünglich völlig privaten Ver-
einigungen durch Constituirung derselben zu einer wirklichen Gesellschaft
nicht bloß innern Halt gab, sondern dieser als Academie des Sciences
sofort eine derartige Anerkennung verlieh, daß sie den beiden andern eben
geschilderten Akademien gegenüber einen entschiedenen Vortheil voraus
hatte. Auch die Arbeiten der Mitglieder dieser Akademie wurden zuerst
wie bei der Leopoldino-Carolina nicht zu akademischen Schriften gesam-
melt, sondern von den Mitgliedern einzeln herausgegeben; oder es wurde
auf dem Titel ausdrücklich erwähnt, daß die veröffentlichten Beobach-
tungen den Versammlungen in Paris zur Prüfung vorgelegen hätten,
wie es z. B. Boccone bei Herausgabe seiner naturwissenschaftlichen
Untersuchungen und Beobachtungen (Paris, 1671, Amsterdam 1674)
that. Nachdem die Akademie im Jahre 1699 eine neue Organisation
erhalten hatte, nach welcher ihre Mitglieder je nach den von ihnen ver-
tretenen Wissenschaften in einzelne Classen oder Sectionen getheilt
wurden, begann sie regelmäßig jährliche Bände ihrer Memoiren her-
auszugeben. Die Reihe dieser erfuhr erst 1790 eine Unterbrechung.
Die fünf Akademien (zu den drei genannten waren noch die der In-
schriften für Geschichte und Archäologie und die der Moralwissen-
schaften und Politik gekommen) wurden dann zu einem gesammten
französischen "Institut" vereinigt, welches denn noch besteht und deren
einzelne Glieder, darunter die Academie des Sciences, wieder mit
wenig Unterbrechungen sowohl Arbeiten ihrer Mitglieder, als die ihr
übergebenen oder von ihr mit Preisen gekrönten zwar nicht jährlich
aber doch fortlaufend in bekannter Weise veröffentlicht haben. Für die
Zoologie und Zootomie war die französische Akademie ein sehr wichtiges
Institut, wie in der That für die meisten Naturwissenschaften, da man

Periode der Syſtematik.
für Naturwiſſenſchaften ſich intereſſirende Männer an, in regelmäßigen
Zuſammenkünften ſich über ihre Beſtrebungen, Anſichten und Arbeiten
Mittheilungen zu machen. In dieſen fanden auch Fremde, welche vor-
übergehend in Paris ſich aufhielten, Eintritt, ebenſo wie deren Arbei-
ten dieſen Verſammlungen vorgelegt und „zur Prüfung mitgetheilt“
wurden, ſo von Steno, Boccone u. a. Von großer Bedeutung war
es für die Weiterentwickelung dieſer Anfänge, daß auf Colbert's Vor-
ſchlag der König Ludwig XIV den urſprünglich völlig privaten Ver-
einigungen durch Conſtituirung derſelben zu einer wirklichen Geſellſchaft
nicht bloß innern Halt gab, ſondern dieſer als Académie des Sciences
ſofort eine derartige Anerkennung verlieh, daß ſie den beiden andern eben
geſchilderten Akademien gegenüber einen entſchiedenen Vortheil voraus
hatte. Auch die Arbeiten der Mitglieder dieſer Akademie wurden zuerſt
wie bei der Leopoldino-Carolina nicht zu akademiſchen Schriften geſam-
melt, ſondern von den Mitgliedern einzeln herausgegeben; oder es wurde
auf dem Titel ausdrücklich erwähnt, daß die veröffentlichten Beobach-
tungen den Verſammlungen in Paris zur Prüfung vorgelegen hätten,
wie es z. B. Boccone bei Herausgabe ſeiner naturwiſſenſchaftlichen
Unterſuchungen und Beobachtungen (Paris, 1671, Amſterdam 1674)
that. Nachdem die Akademie im Jahre 1699 eine neue Organiſation
erhalten hatte, nach welcher ihre Mitglieder je nach den von ihnen ver-
tretenen Wiſſenſchaften in einzelne Claſſen oder Sectionen getheilt
wurden, begann ſie regelmäßig jährliche Bände ihrer Memoiren her-
auszugeben. Die Reihe dieſer erfuhr erſt 1790 eine Unterbrechung.
Die fünf Akademien (zu den drei genannten waren noch die der In-
ſchriften für Geſchichte und Archäologie und die der Moralwiſſen-
ſchaften und Politik gekommen) wurden dann zu einem geſammten
franzöſiſchen „Inſtitut“ vereinigt, welches denn noch beſteht und deren
einzelne Glieder, darunter die Académie des Sciences, wieder mit
wenig Unterbrechungen ſowohl Arbeiten ihrer Mitglieder, als die ihr
übergebenen oder von ihr mit Preiſen gekrönten zwar nicht jährlich
aber doch fortlaufend in bekannter Weiſe veröffentlicht haben. Für die
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Inſtitut, wie in der That für die meiſten Naturwiſſenſchaften, da man

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[416/0427] Periode der Syſtematik. für Naturwiſſenſchaften ſich intereſſirende Männer an, in regelmäßigen Zuſammenkünften ſich über ihre Beſtrebungen, Anſichten und Arbeiten Mittheilungen zu machen. In dieſen fanden auch Fremde, welche vor- übergehend in Paris ſich aufhielten, Eintritt, ebenſo wie deren Arbei- ten dieſen Verſammlungen vorgelegt und „zur Prüfung mitgetheilt“ wurden, ſo von Steno, Boccone u. a. Von großer Bedeutung war es für die Weiterentwickelung dieſer Anfänge, daß auf Colbert's Vor- ſchlag der König Ludwig XIV den urſprünglich völlig privaten Ver- einigungen durch Conſtituirung derſelben zu einer wirklichen Geſellſchaft nicht bloß innern Halt gab, ſondern dieſer als Académie des Sciences ſofort eine derartige Anerkennung verlieh, daß ſie den beiden andern eben geſchilderten Akademien gegenüber einen entſchiedenen Vortheil voraus hatte. Auch die Arbeiten der Mitglieder dieſer Akademie wurden zuerſt wie bei der Leopoldino-Carolina nicht zu akademiſchen Schriften geſam- melt, ſondern von den Mitgliedern einzeln herausgegeben; oder es wurde auf dem Titel ausdrücklich erwähnt, daß die veröffentlichten Beobach- tungen den Verſammlungen in Paris zur Prüfung vorgelegen hätten, wie es z. B. Boccone bei Herausgabe ſeiner naturwiſſenſchaftlichen Unterſuchungen und Beobachtungen (Paris, 1671, Amſterdam 1674) that. Nachdem die Akademie im Jahre 1699 eine neue Organiſation erhalten hatte, nach welcher ihre Mitglieder je nach den von ihnen ver- tretenen Wiſſenſchaften in einzelne Claſſen oder Sectionen getheilt wurden, begann ſie regelmäßig jährliche Bände ihrer Memoiren her- auszugeben. Die Reihe dieſer erfuhr erſt 1790 eine Unterbrechung. Die fünf Akademien (zu den drei genannten waren noch die der In- ſchriften für Geſchichte und Archäologie und die der Moralwiſſen- ſchaften und Politik gekommen) wurden dann zu einem geſammten franzöſiſchen „Inſtitut“ vereinigt, welches denn noch beſteht und deren einzelne Glieder, darunter die Académie des Sciences, wieder mit wenig Unterbrechungen ſowohl Arbeiten ihrer Mitglieder, als die ihr übergebenen oder von ihr mit Preiſen gekrönten zwar nicht jährlich aber doch fortlaufend in bekannter Weiſe veröffentlicht haben. Für die Zoologie und Zootomie war die franzöſiſche Akademie ein ſehr wichtiges Inſtitut, wie in der That für die meiſten Naturwiſſenſchaften, da man

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/427>, abgerufen am 22.11.2024.