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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
chen, die Schuppen der Oberhaut, die Linsenfasern, die dreitheilige
Spaltbarkeit der Linse u. a. m. Eine der wichtigsten Entdeckungen,
welche allerdings nicht von Leeuwenhoek herrührt, sondern von einem
Leydener Studenten, Ludwig von Hammen oder Ham aus Stettin im
Jahre 1677 gemacht wurde, ist die des Vorkommens scheinbar selb-
ständig lebender Gebilde im männlichen Samen verschiedener Thiere,
der sogenannten Samenthierchen. Die Evolutionstheorie, welche noch
die Ansichten über die Zeugung beherrschte, bemächtigte sich sehr bald
dieses Fundes und es wurde sogar, besonders nach der Leeuwenhoek-
schen Darstellung der Samenkörper, wie erwähnt die eigentliche Grund-
lage der Zeugung und Entwickelung in dieselben gesetzt, so daß die weib-
lichen Genitalorgane nur zu Brutbehältern wurden, Von niederen
Thieren hat Leeuwenhoek die zugänglichen, sich ihm reichlich dar-
bietenden, wiederholt durchmustert, wie Floh, Mücke, Käfer verschie-
dener Art, Miesmuschel u. s. w. und überall theils einzelne Theile,
so z. B. die facettirten Augen der Insecten, theils die Zeugung und
Entwickelung sorgfältig betrachtet. Er war der erste, welcher die ge-
schlechtslose Fortpflanzung der Blattläuse und die Knospung der Süß-
wasserhydren beobachtete. Er sah Räderthiere und hat sie wiederer-
kennbar beschrieben. Vor Allem war er der Entdecker der Infusions-
thiere, von denen er eine ziemliche Zahl schilderte. Rührt auch der
Name, den diese Thiere jetzt gemeiniglich führen, nicht direct von
Leeuwenhoek selbst her, so bezeichnet er sie doch oft als in Aufgüssen
entstehende, so daß die Bildung des Namens nur auf einer Verwen-
dung Leeuwenhoek'scher Ausdrücke beruht. Er spricht zwar von den
Gliedmaßen, Füßen der Infusorien, schildert ihre Begattung u. s. f.;
indessen waren seine Mikroskope doch noch nicht genügend, um eine
förmliche Organisation derselben beschreiben zu können. In der Be-
stimmung der Körpergestalt wurden aber beinahe bis zu O. F. Müller
kaum wesentliche Fortschritte gemacht, wenn gleich durch Ledermüller,
Schaeffer, Rösel von Deutschen, durch Joblot, Baker, Hill und an-
dere Ausländer noch weitere Formen beschrieben wurden.

Wenn auch nicht als Mikroskopiker im engeren Sinne, so doch
als Erforscher der kleineren Thierformen, als Mikrotom von der größten

Periode der Syſtematik.
chen, die Schuppen der Oberhaut, die Linſenfaſern, die dreitheilige
Spaltbarkeit der Linſe u. a. m. Eine der wichtigſten Entdeckungen,
welche allerdings nicht von Leeuwenhoek herrührt, ſondern von einem
Leydener Studenten, Ludwig von Hammen oder Ham aus Stettin im
Jahre 1677 gemacht wurde, iſt die des Vorkommens ſcheinbar ſelb-
ſtändig lebender Gebilde im männlichen Samen verſchiedener Thiere,
der ſogenannten Samenthierchen. Die Evolutionstheorie, welche noch
die Anſichten über die Zeugung beherrſchte, bemächtigte ſich ſehr bald
dieſes Fundes und es wurde ſogar, beſonders nach der Leeuwenhoek-
ſchen Darſtellung der Samenkörper, wie erwähnt die eigentliche Grund-
lage der Zeugung und Entwickelung in dieſelben geſetzt, ſo daß die weib-
lichen Genitalorgane nur zu Brutbehältern wurden, Von niederen
Thieren hat Leeuwenhoek die zugänglichen, ſich ihm reichlich dar-
bietenden, wiederholt durchmuſtert, wie Floh, Mücke, Käfer verſchie-
dener Art, Miesmuſchel u. ſ. w. und überall theils einzelne Theile,
ſo z. B. die facettirten Augen der Inſecten, theils die Zeugung und
Entwickelung ſorgfältig betrachtet. Er war der erſte, welcher die ge-
ſchlechtsloſe Fortpflanzung der Blattläuſe und die Knospung der Süß-
waſſerhydren beobachtete. Er ſah Räderthiere und hat ſie wiederer-
kennbar beſchrieben. Vor Allem war er der Entdecker der Infuſions-
thiere, von denen er eine ziemliche Zahl ſchilderte. Rührt auch der
Name, den dieſe Thiere jetzt gemeiniglich führen, nicht direct von
Leeuwenhoek ſelbſt her, ſo bezeichnet er ſie doch oft als in Aufgüſſen
entſtehende, ſo daß die Bildung des Namens nur auf einer Verwen-
dung Leeuwenhoek'ſcher Ausdrücke beruht. Er ſpricht zwar von den
Gliedmaßen, Füßen der Infuſorien, ſchildert ihre Begattung u. ſ. f.;
indeſſen waren ſeine Mikroſkope doch noch nicht genügend, um eine
förmliche Organiſation derſelben beſchreiben zu können. In der Be-
ſtimmung der Körpergeſtalt wurden aber beinahe bis zu O. F. Müller
kaum weſentliche Fortſchritte gemacht, wenn gleich durch Ledermüller,
Schaeffer, Röſel von Deutſchen, durch Joblot, Baker, Hill und an-
dere Ausländer noch weitere Formen beſchrieben wurden.

Wenn auch nicht als Mikroſkopiker im engeren Sinne, ſo doch
als Erforſcher der kleineren Thierformen, als Mikrotom von der größten

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[400/0411] Periode der Syſtematik. chen, die Schuppen der Oberhaut, die Linſenfaſern, die dreitheilige Spaltbarkeit der Linſe u. a. m. Eine der wichtigſten Entdeckungen, welche allerdings nicht von Leeuwenhoek herrührt, ſondern von einem Leydener Studenten, Ludwig von Hammen oder Ham aus Stettin im Jahre 1677 gemacht wurde, iſt die des Vorkommens ſcheinbar ſelb- ſtändig lebender Gebilde im männlichen Samen verſchiedener Thiere, der ſogenannten Samenthierchen. Die Evolutionstheorie, welche noch die Anſichten über die Zeugung beherrſchte, bemächtigte ſich ſehr bald dieſes Fundes und es wurde ſogar, beſonders nach der Leeuwenhoek- ſchen Darſtellung der Samenkörper, wie erwähnt die eigentliche Grund- lage der Zeugung und Entwickelung in dieſelben geſetzt, ſo daß die weib- lichen Genitalorgane nur zu Brutbehältern wurden, Von niederen Thieren hat Leeuwenhoek die zugänglichen, ſich ihm reichlich dar- bietenden, wiederholt durchmuſtert, wie Floh, Mücke, Käfer verſchie- dener Art, Miesmuſchel u. ſ. w. und überall theils einzelne Theile, ſo z. B. die facettirten Augen der Inſecten, theils die Zeugung und Entwickelung ſorgfältig betrachtet. Er war der erſte, welcher die ge- ſchlechtsloſe Fortpflanzung der Blattläuſe und die Knospung der Süß- waſſerhydren beobachtete. Er ſah Räderthiere und hat ſie wiederer- kennbar beſchrieben. Vor Allem war er der Entdecker der Infuſions- thiere, von denen er eine ziemliche Zahl ſchilderte. Rührt auch der Name, den dieſe Thiere jetzt gemeiniglich führen, nicht direct von Leeuwenhoek ſelbſt her, ſo bezeichnet er ſie doch oft als in Aufgüſſen entſtehende, ſo daß die Bildung des Namens nur auf einer Verwen- dung Leeuwenhoek'ſcher Ausdrücke beruht. Er ſpricht zwar von den Gliedmaßen, Füßen der Infuſorien, ſchildert ihre Begattung u. ſ. f.; indeſſen waren ſeine Mikroſkope doch noch nicht genügend, um eine förmliche Organiſation derſelben beſchreiben zu können. In der Be- ſtimmung der Körpergeſtalt wurden aber beinahe bis zu O. F. Müller kaum weſentliche Fortſchritte gemacht, wenn gleich durch Ledermüller, Schaeffer, Röſel von Deutſchen, durch Joblot, Baker, Hill und an- dere Ausländer noch weitere Formen beſchrieben wurden. Wenn auch nicht als Mikroſkopiker im engeren Sinne, ſo doch als Erforſcher der kleineren Thierformen, als Mikrotom von der größten

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/411>, abgerufen am 25.11.2024.