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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Arbeiten über einzelne Classen und Formen.
Thier wie der Elefant in der vorliegenden Zeit, wo man sich Ein-
zelheiten zuzuwenden begann, die Aufmerksamkeit ganz besonders in
Anspruch nahm, noch dazu da sich dies ungeheure Thier durchaus nicht
als absolut unzähmbar und wild, sondern im Einklang mit alten Ueber-
lieferungen sogar als gelehrig und abrichtbar erwies. Auch war man
in Bezug auf eine nähere Kenntniß desselben nicht bloß auf Reisende
und die Berichte der Orientalen angewiesen, sondern konnte sich aus
eigner Anschauung von der Natur und Beschaffenheit dieses Wunder-
thieres überzeugen. Schon seit dem sechzehnten Jahrhundert wurden
zuweilen abgerichtete Elefanten in Europa, auch auf deutschen Messen
herumgezeigt, so besonders in den Jahren 1562, 1628 und 1629;
auch 1675 wurde ein Exemplar nach London gebracht. Den Elefan-
ten, welcher in der Johannismesse 1562 in Breslau gezeigt wurde,
schildert Justus Lipsius74), den zweiten Kaspar Horn75).
Es wurde bereits erwähnt, daß die erste Schilderung eines Elefanten
nach der Natur von Peter Gyllius herrührt; seine, ursprünglich
in die Uebersetzung des Aelian aufgenommene (1562 und 1565 ge-
druckte) Schrift erschien später besonders (Hamburg 1614) und wurde
von Lipsius und Horn vielfach citirt. Gyllius war bei der Section
eines vierjährigen Elefanten gegenwärtig gewesen und gab danach meh-
rere Einzelheiten über den innern Bau. Die Stoßzähne hielt er aber
doch lieber für Hörner, da sie nicht aus den Oberkiefern, sondern mehr
aus der Stirn entsprängen. Hierin folgt ihm auch Horn, welcher
indeß auf die Bezeichnung keinen großen Werth legt. Justus Lipsius
führt vorzüglich aus dem Seelenleben des Elefanten die charakteri-
stischen Momente auf, natürlich nach Art der Zeit unter Aufwendung
eines ziemlich reichen gelehrten Apparats. Eine Beschreibung der Le-

74) s. Just. Lipsii Epistolarum selectarum Centuriae VIII. Viriaci,
1604. Cent. I. Epist. L. (Ps. I. p. 60).
75) Elephas, das ist: Historischer und philosophischer Discurs von dem
großen Wunderthiere dem Elephanten, dessen wunderbare Natur und Eygenschaff-
ten u. s. w. Nürnberg, 1629. 4. Der hier abgebildete Elefant ist wahrscheinlich
derselbe, den J. Jonstonus in Amsterdam gesehen hat. -- Ferner hat auch Joach.
Prätorius
eine Historia Elephanti, Hamburg, 1607 herausgegeben. Ich kenne
sie nicht.

Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen.
Thier wie der Elefant in der vorliegenden Zeit, wo man ſich Ein-
zelheiten zuzuwenden begann, die Aufmerkſamkeit ganz beſonders in
Anſpruch nahm, noch dazu da ſich dies ungeheure Thier durchaus nicht
als abſolut unzähmbar und wild, ſondern im Einklang mit alten Ueber-
lieferungen ſogar als gelehrig und abrichtbar erwies. Auch war man
in Bezug auf eine nähere Kenntniß deſſelben nicht bloß auf Reiſende
und die Berichte der Orientalen angewieſen, ſondern konnte ſich aus
eigner Anſchauung von der Natur und Beſchaffenheit dieſes Wunder-
thieres überzeugen. Schon ſeit dem ſechzehnten Jahrhundert wurden
zuweilen abgerichtete Elefanten in Europa, auch auf deutſchen Meſſen
herumgezeigt, ſo beſonders in den Jahren 1562, 1628 und 1629;
auch 1675 wurde ein Exemplar nach London gebracht. Den Elefan-
ten, welcher in der Johannismeſſe 1562 in Breslau gezeigt wurde,
ſchildert Juſtus Lipſius74), den zweiten Kaspar Horn75).
Es wurde bereits erwähnt, daß die erſte Schilderung eines Elefanten
nach der Natur von Peter Gyllius herrührt; ſeine, urſprünglich
in die Ueberſetzung des Aelian aufgenommene (1562 und 1565 ge-
druckte) Schrift erſchien ſpäter beſonders (Hamburg 1614) und wurde
von Lipſius und Horn vielfach citirt. Gyllius war bei der Section
eines vierjährigen Elefanten gegenwärtig geweſen und gab danach meh-
rere Einzelheiten über den innern Bau. Die Stoßzähne hielt er aber
doch lieber für Hörner, da ſie nicht aus den Oberkiefern, ſondern mehr
aus der Stirn entſprängen. Hierin folgt ihm auch Horn, welcher
indeß auf die Bezeichnung keinen großen Werth legt. Juſtus Lipſius
führt vorzüglich aus dem Seelenleben des Elefanten die charakteri-
ſtiſchen Momente auf, natürlich nach Art der Zeit unter Aufwendung
eines ziemlich reichen gelehrten Apparats. Eine Beſchreibung der Le-

74) ſ. Just. Lipsii Epistolarum selectarum Centuriae VIII. Viriaci,
1604. Cent. I. Epist. L. (Ps. I. p. 60).
75) Elephas, das iſt: Hiſtoriſcher und philoſophiſcher Discurs von dem
großen Wunderthiere dem Elephanten, deſſen wunderbare Natur und Eygenſchaff-
ten u. ſ. w. Nürnberg, 1629. 4. Der hier abgebildete Elefant iſt wahrſcheinlich
derſelbe, den J. Jonſtonus in Amſterdam geſehen hat. — Ferner hat auch Joach.
Prätorius
eine Historia Elephanti, Hamburg, 1607 herausgegeben. Ich kenne
ſie nicht.
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[343/0354] Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen. Thier wie der Elefant in der vorliegenden Zeit, wo man ſich Ein- zelheiten zuzuwenden begann, die Aufmerkſamkeit ganz beſonders in Anſpruch nahm, noch dazu da ſich dies ungeheure Thier durchaus nicht als abſolut unzähmbar und wild, ſondern im Einklang mit alten Ueber- lieferungen ſogar als gelehrig und abrichtbar erwies. Auch war man in Bezug auf eine nähere Kenntniß deſſelben nicht bloß auf Reiſende und die Berichte der Orientalen angewieſen, ſondern konnte ſich aus eigner Anſchauung von der Natur und Beſchaffenheit dieſes Wunder- thieres überzeugen. Schon ſeit dem ſechzehnten Jahrhundert wurden zuweilen abgerichtete Elefanten in Europa, auch auf deutſchen Meſſen herumgezeigt, ſo beſonders in den Jahren 1562, 1628 und 1629; auch 1675 wurde ein Exemplar nach London gebracht. Den Elefan- ten, welcher in der Johannismeſſe 1562 in Breslau gezeigt wurde, ſchildert Juſtus Lipſius 74), den zweiten Kaspar Horn 75). Es wurde bereits erwähnt, daß die erſte Schilderung eines Elefanten nach der Natur von Peter Gyllius herrührt; ſeine, urſprünglich in die Ueberſetzung des Aelian aufgenommene (1562 und 1565 ge- druckte) Schrift erſchien ſpäter beſonders (Hamburg 1614) und wurde von Lipſius und Horn vielfach citirt. Gyllius war bei der Section eines vierjährigen Elefanten gegenwärtig geweſen und gab danach meh- rere Einzelheiten über den innern Bau. Die Stoßzähne hielt er aber doch lieber für Hörner, da ſie nicht aus den Oberkiefern, ſondern mehr aus der Stirn entſprängen. Hierin folgt ihm auch Horn, welcher indeß auf die Bezeichnung keinen großen Werth legt. Juſtus Lipſius führt vorzüglich aus dem Seelenleben des Elefanten die charakteri- ſtiſchen Momente auf, natürlich nach Art der Zeit unter Aufwendung eines ziemlich reichen gelehrten Apparats. Eine Beſchreibung der Le- 74) ſ. Just. Lipsii Epistolarum selectarum Centuriae VIII. Viriaci, 1604. Cent. I. Epist. L. (Ps. I. p. 60). 75) Elephas, das iſt: Hiſtoriſcher und philoſophiſcher Discurs von dem großen Wunderthiere dem Elephanten, deſſen wunderbare Natur und Eygenſchaff- ten u. ſ. w. Nürnberg, 1629. 4. Der hier abgebildete Elefant iſt wahrſcheinlich derſelbe, den J. Jonſtonus in Amſterdam geſehen hat. — Ferner hat auch Joach. Prätorius eine Historia Elephanti, Hamburg, 1607 herausgegeben. Ich kenne ſie nicht.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/354>, abgerufen am 22.11.2024.