und auch für die Verschiedenheiten fremder Thiere geschärft. Die älte- ren Abbildungen wirbelloser Thiere, von welchen mehrere nachher zu erwähnen sind, lassen wohl im Allgemeinen die Form wiedererkennen, sind aber doch noch weit von einer bei aller Treue der Darstellung einer speciellen Art immer möglichen Freiheit der Auffassung und Wie- dergabe entfernt. Einen rühmlichen Fortschritt zeigen in dieser Bezieh- ung die gleichfalls in Kupferstich ausgeführten Abbildungen wirbelloser Thiere, welche Fabius Columna seiner Schilderung von Wasser- thieren beigegeben hat. Es sind nicht uninteressante kräftige Radirun- gen eines leider nicht genannten Künstlers. Von Insectendarstellungen sind außer denen des schon oben erwähnten Hoefnagel besonders die Wenzel Hollar's rühmend hervorzuheben. Was endlich die bild- lichen Darstellungen ausländischer Thiere und anatomischer Einzelhei- ten betrifft, so wird in den entsprechenden Abschnitten davon die Rede sein.
Erweiterung der speciellen Thierkenntniß.
Wo es in irgend einem Erfahrungsgebiete an leitenden Grund- sätzen und allgemeinen Ansichten fehlt, haben Einzelbeobachtungen einen relativ sehr unbedeutenden Werth. Der Einfluß, welchen im sechzehn- ten und siebzehnten Jahrhundert neue in eben entdeckten fernen Län- dern gefundene Thierarten auf die zoologischen Anschauungen der Zeit im Großen und Ganzen äußerten, war daher nur ein geringer. Man hatte weder in einem Systeme, noch in einer allgemeinen morphologi- schen Uebersicht ein Gerüst, in welches man das Neue hätte einordnen, oder eine Theorie, aus welcher man das Unbekannte hätte erklären oder verständlich machen können. Ja, man wußte aus den beiden Gründen nicht, was an neuen Formen das eigentlich Merkwürdigste und Be- achtenswerthe war. Die großartigen Sammelwerke des vorliegenden Zeitraums sind zwar durch die hier zuerst auftretende Erwähnung in- discher, afrikanischer und amerikanischer Thiere ausgezeichnet. Der Fortschritt, welchen die Zoologie im nächstfolgenden Zeitraum macht und welchen sie zum großen Theile der in diesem wiedererwachenden
und auch für die Verſchiedenheiten fremder Thiere geſchärft. Die älte- ren Abbildungen wirbelloſer Thiere, von welchen mehrere nachher zu erwähnen ſind, laſſen wohl im Allgemeinen die Form wiedererkennen, ſind aber doch noch weit von einer bei aller Treue der Darſtellung einer ſpeciellen Art immer möglichen Freiheit der Auffaſſung und Wie- dergabe entfernt. Einen rühmlichen Fortſchritt zeigen in dieſer Bezieh- ung die gleichfalls in Kupferſtich ausgeführten Abbildungen wirbelloſer Thiere, welche Fabius Columna ſeiner Schilderung von Waſſer- thieren beigegeben hat. Es ſind nicht unintereſſante kräftige Radirun- gen eines leider nicht genannten Künſtlers. Von Inſectendarſtellungen ſind außer denen des ſchon oben erwähnten Hoefnagel beſonders die Wenzel Hollar's rühmend hervorzuheben. Was endlich die bild- lichen Darſtellungen ausländiſcher Thiere und anatomiſcher Einzelhei- ten betrifft, ſo wird in den entſprechenden Abſchnitten davon die Rede ſein.
Erweiterung der ſpeciellen Thierkenntniß.
Wo es in irgend einem Erfahrungsgebiete an leitenden Grund- ſätzen und allgemeinen Anſichten fehlt, haben Einzelbeobachtungen einen relativ ſehr unbedeutenden Werth. Der Einfluß, welchen im ſechzehn- ten und ſiebzehnten Jahrhundert neue in eben entdeckten fernen Län- dern gefundene Thierarten auf die zoologiſchen Anſchauungen der Zeit im Großen und Ganzen äußerten, war daher nur ein geringer. Man hatte weder in einem Syſteme, noch in einer allgemeinen morphologi- ſchen Ueberſicht ein Gerüſt, in welches man das Neue hätte einordnen, oder eine Theorie, aus welcher man das Unbekannte hätte erklären oder verſtändlich machen können. Ja, man wußte aus den beiden Gründen nicht, was an neuen Formen das eigentlich Merkwürdigſte und Be- achtenswerthe war. Die großartigen Sammelwerke des vorliegenden Zeitraums ſind zwar durch die hier zuerſt auftretende Erwähnung in- diſcher, afrikaniſcher und amerikaniſcher Thiere ausgezeichnet. Der Fortſchritt, welchen die Zoologie im nächſtfolgenden Zeitraum macht und welchen ſie zum großen Theile der in dieſem wiedererwachenden
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Erweiterung der ſpeciellen Thierkenntniß.
und auch für die Verſchiedenheiten fremder Thiere geſchärft. Die älte-
ren Abbildungen wirbelloſer Thiere, von welchen mehrere nachher zu
erwähnen ſind, laſſen wohl im Allgemeinen die Form wiedererkennen,
ſind aber doch noch weit von einer bei aller Treue der Darſtellung
einer ſpeciellen Art immer möglichen Freiheit der Auffaſſung und Wie-
dergabe entfernt. Einen rühmlichen Fortſchritt zeigen in dieſer Bezieh-
ung die gleichfalls in Kupferſtich ausgeführten Abbildungen wirbelloſer
Thiere, welche Fabius Columna ſeiner Schilderung von Waſſer-
thieren beigegeben hat. Es ſind nicht unintereſſante kräftige Radirun-
gen eines leider nicht genannten Künſtlers. Von Inſectendarſtellungen
ſind außer denen des ſchon oben erwähnten Hoefnagel beſonders die
Wenzel Hollar's rühmend hervorzuheben. Was endlich die bild-
lichen Darſtellungen ausländiſcher Thiere und anatomiſcher Einzelhei-
ten betrifft, ſo wird in den entſprechenden Abſchnitten davon die Rede
ſein.
Erweiterung der ſpeciellen Thierkenntniß.
Wo es in irgend einem Erfahrungsgebiete an leitenden Grund-
ſätzen und allgemeinen Anſichten fehlt, haben Einzelbeobachtungen einen
relativ ſehr unbedeutenden Werth. Der Einfluß, welchen im ſechzehn-
ten und ſiebzehnten Jahrhundert neue in eben entdeckten fernen Län-
dern gefundene Thierarten auf die zoologiſchen Anſchauungen der Zeit
im Großen und Ganzen äußerten, war daher nur ein geringer. Man
hatte weder in einem Syſteme, noch in einer allgemeinen morphologi-
ſchen Ueberſicht ein Gerüſt, in welches man das Neue hätte einordnen,
oder eine Theorie, aus welcher man das Unbekannte hätte erklären oder
verſtändlich machen können. Ja, man wußte aus den beiden Gründen
nicht, was an neuen Formen das eigentlich Merkwürdigſte und Be-
achtenswerthe war. Die großartigen Sammelwerke des vorliegenden
Zeitraums ſind zwar durch die hier zuerſt auftretende Erwähnung in-
diſcher, afrikaniſcher und amerikaniſcher Thiere ausgezeichnet. Der
Fortſchritt, welchen die Zoologie im nächſtfolgenden Zeitraum macht
und welchen ſie zum großen Theile der in dieſem wiedererwachenden
V. Carus, Geſch. d. Zool. 21
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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