bloß große auffallende, sondern auch kleine Thiere beachtet wurden. Dies beweist schon das Auftreten von Cicaden, Grillen u. s. w., es spricht auch der Froschmäusekrieg dafür. Doch ist derselbe, wie wohl auch manche Fabel in den arabischen und persischen Sammlungen, mo- derner ganz zu geschweigen, nicht dem ursprünglichen Sagenkreis ange- hörig gewesen, sondern im Anschluß an vorgefundene Muster später absichtlich nachgedichtet worden.
4. Schriftquellen der vorclassischen Zeit.
Mit den letzterwähnten Stücken des ganzen Fabel- und Sagen- kreises betreten wir einen andern Boden. Bis jetzt konnte aus sprach- licher Uebereinstimmung und aus dem Durchgehen gewisser Sagen, dem Inhalt oder der Form nach, auf eine ursprünglich vorhanden ge- wesene gemeinsame Thierkenntniß geschlossen werden. Mit dem Auftre- ten des Schriftthums eröffnen sich andere Quellen. Jedenfalls erhält damit die geschichtliche Betrachtung einen andern Hintergrund. Die Entwickelung der Wissenschaft, deren Vorbedingung, die Kenntniß der wissenschaftlich zu behandelnden Gegenstände, bisher in allen Zweigen eines Sprach- und Volksstammes zu suchen war, knüpft sich nun be- stimmter an einzelne Völker, deren Cultur mittelst der Schriftsprache der anderer Stämme vorauszueilen befähigt wurde. Dies ist aber nicht der einzige hier in Betracht zu ziehende Umstand. Es kann die Thier- kenntniß sich ja auch durch andere, mit den Fortschritten eines Volkes zusammenhängende Verhältnisse erweitert haben. Vor Allem können die Verkehrswege ausgedehnter geworden, damit eine größere Zahl von Thieren in den Vorstellungskreis einzelner Völker eingetreten sein. Dabei werden geographische Lage und damit in Zusammenhang stehende Naturerscheinungen bestimmend gewirkt haben. So hat z. B. das regelmäßige Abwechseln der Nordwinde auf dem rothen Meere und der
1868. S. 133). Am letztgenannten Orte, welcher die Narrationes in der Ausgabe des H. Oesterley enthält, findet sich S. 139 unter Nr. XXI eine Fabel, wo sich der Fuchs, nicht der Wolf, in eine Schafhaut steckt, um Schafe und Lämmer besser erwürgen zu können.
Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
bloß große auffallende, ſondern auch kleine Thiere beachtet wurden. Dies beweiſt ſchon das Auftreten von Cicaden, Grillen u. ſ. w., es ſpricht auch der Froſchmäuſekrieg dafür. Doch iſt derſelbe, wie wohl auch manche Fabel in den arabiſchen und perſiſchen Sammlungen, mo- derner ganz zu geſchweigen, nicht dem urſprünglichen Sagenkreis ange- hörig geweſen, ſondern im Anſchluß an vorgefundene Muſter ſpäter abſichtlich nachgedichtet worden.
4. Schriftquellen der vorclaſſiſchen Zeit.
Mit den letzterwähnten Stücken des ganzen Fabel- und Sagen- kreiſes betreten wir einen andern Boden. Bis jetzt konnte aus ſprach- licher Uebereinſtimmung und aus dem Durchgehen gewiſſer Sagen, dem Inhalt oder der Form nach, auf eine urſprünglich vorhanden ge- weſene gemeinſame Thierkenntniß geſchloſſen werden. Mit dem Auftre- ten des Schriftthums eröffnen ſich andere Quellen. Jedenfalls erhält damit die geſchichtliche Betrachtung einen andern Hintergrund. Die Entwickelung der Wiſſenſchaft, deren Vorbedingung, die Kenntniß der wiſſenſchaftlich zu behandelnden Gegenſtände, bisher in allen Zweigen eines Sprach- und Volksſtammes zu ſuchen war, knüpft ſich nun be- ſtimmter an einzelne Völker, deren Cultur mittelſt der Schriftſprache der anderer Stämme vorauszueilen befähigt wurde. Dies iſt aber nicht der einzige hier in Betracht zu ziehende Umſtand. Es kann die Thier- kenntniß ſich ja auch durch andere, mit den Fortſchritten eines Volkes zuſammenhängende Verhältniſſe erweitert haben. Vor Allem können die Verkehrswege ausgedehnter geworden, damit eine größere Zahl von Thieren in den Vorſtellungskreis einzelner Völker eingetreten ſein. Dabei werden geographiſche Lage und damit in Zuſammenhang ſtehende Naturerſcheinungen beſtimmend gewirkt haben. So hat z. B. das regelmäßige Abwechſeln der Nordwinde auf dem rothen Meere und der
1868. S. 133). Am letztgenannten Orte, welcher die Narrationes in der Ausgabe des H. Oeſterley enthält, findet ſich S. 139 unter Nr. XXI eine Fabel, wo ſich der Fuchs, nicht der Wolf, in eine Schafhaut ſteckt, um Schafe und Lämmer beſſer erwürgen zu können.
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Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
bloß große auffallende, ſondern auch kleine Thiere beachtet wurden.
Dies beweiſt ſchon das Auftreten von Cicaden, Grillen u. ſ. w., es
ſpricht auch der Froſchmäuſekrieg dafür. Doch iſt derſelbe, wie wohl
auch manche Fabel in den arabiſchen und perſiſchen Sammlungen, mo-
derner ganz zu geſchweigen, nicht dem urſprünglichen Sagenkreis ange-
hörig geweſen, ſondern im Anſchluß an vorgefundene Muſter ſpäter
abſichtlich nachgedichtet worden.
4. Schriftquellen der vorclaſſiſchen Zeit.
Mit den letzterwähnten Stücken des ganzen Fabel- und Sagen-
kreiſes betreten wir einen andern Boden. Bis jetzt konnte aus ſprach-
licher Uebereinſtimmung und aus dem Durchgehen gewiſſer Sagen,
dem Inhalt oder der Form nach, auf eine urſprünglich vorhanden ge-
weſene gemeinſame Thierkenntniß geſchloſſen werden. Mit dem Auftre-
ten des Schriftthums eröffnen ſich andere Quellen. Jedenfalls erhält
damit die geſchichtliche Betrachtung einen andern Hintergrund. Die
Entwickelung der Wiſſenſchaft, deren Vorbedingung, die Kenntniß der
wiſſenſchaftlich zu behandelnden Gegenſtände, bisher in allen Zweigen
eines Sprach- und Volksſtammes zu ſuchen war, knüpft ſich nun be-
ſtimmter an einzelne Völker, deren Cultur mittelſt der Schriftſprache
der anderer Stämme vorauszueilen befähigt wurde. Dies iſt aber nicht
der einzige hier in Betracht zu ziehende Umſtand. Es kann die Thier-
kenntniß ſich ja auch durch andere, mit den Fortſchritten eines Volkes
zuſammenhängende Verhältniſſe erweitert haben. Vor Allem können
die Verkehrswege ausgedehnter geworden, damit eine größere Zahl von
Thieren in den Vorſtellungskreis einzelner Völker eingetreten ſein.
Dabei werden geographiſche Lage und damit in Zuſammenhang ſtehende
Naturerſcheinungen beſtimmend gewirkt haben. So hat z. B. das
regelmäßige Abwechſeln der Nordwinde auf dem rothen Meere und der
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23) 1868. S. 133). Am letztgenannten Orte, welcher die Narrationes in der Ausgabe
des H. Oeſterley enthält, findet ſich S. 139 unter Nr. XXI eine Fabel, wo ſich
der Fuchs, nicht der Wolf, in eine Schafhaut ſteckt, um Schafe und Lämmer beſſer
erwürgen zu können.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/33>, abgerufen am 22.12.2024.
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