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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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oft gedruckt worden ist, also in einem gewissen Sinne die zu seiner Zeit
herrschende Auffassung repräsentirt, eine kurze Erwähnung. Man sieht
hieraus, daß die Beschäftigung mit den Thieren als eine den Menschen
sehr nahe liegende angesehen worden sein muß, sonst hätten die Beispiele
aus dem Thierleben und die Hinweise auf Vorgänge bei Thieren in
Predigten kaum eine Wirkung auf die Zuhörer versprechen können.
Wie schon im Physiologus an die Natur der Thiere angeknüpft wurde,
um einzelne Lehren der christlichen Moral zu verdeutlichen, so wird hier
den Geistlichen eine förmliche Anleitung gegeben, wie sie in "bildlicher
Weise" die einzelnen Züge aus dem Leben der Thiere benutzen können.
Dabei wird auch noch der praktische und wohlmeinende Rath gegeben,
nicht die ganze Predigt mit solchen Gleichnissen zu durchsetzen, sondern
solche stets nur mit Urtheil, Auswahl und von Zeit zu Zeit anzuwenden.
Man soll auch zuweilen den Namen und sonstige Eigenschaften des Thie-
res verschweigen, um durch bloße Andeutungen noch wirksamer zu sein.
Von einem zoologischen Standpunkte aus ist es von Interesse, das mit-
getheilte Thiersystem anzusehen. Die Thiere werden in vollkommene
und unvollkommene getheilt. Letztere sind die Zoophyten, nämlich
Schwämme, Seenesseln u. s. f.; die vollkommenen sind entweder ver-
nünftig, Mensch, oder unvernünftig. Die unvernünftigen Thiere ha-
ben den Körper getheilt, d. h. der Erklärung nach, ihr Kopf bildet mit
dem Körper kein Continuum, sondern berührt ihn nur, Insecten, oder
sie haben einen ungetheilten Körper. Und diese letzteren sind entweder
Amphibien, oder andersartig (aut amphibium, aut aliud), d. h. auf
ein einziges Medium angewiesen, also Vierfüßer, Vogel, Fisch, Kriech-
thiere. Von dieser Eintheilung geht aber Franz in der Ausführung ab,
indem er die Zoophyten mit den übrigen Wasserthieren im dritten Ab-
schnitt unter der Aufschrift Fische vereinigt. Innerhalb der einzelnen
Theile geht der Verfasser die Thiere nach ihrer Größe durch und beginnt
mit dem größten. Es wird genügen, wenn noch erwähnt wird, daß
ebensowohl der Phönix als der Drache unter den geschilderten Thieren
erscheint. Vom Drachen wird ganz ruhig erzählt: er hat drei Reihen
Zähne in jeder Kinnlade. Einige Drachen sind ungeflügelt, andere haben
Flügel, aber nicht mit Federn, sondern nur mit flossenartigen Haut-

oft gedruckt worden iſt, alſo in einem gewiſſen Sinne die zu ſeiner Zeit
herrſchende Auffaſſung repräſentirt, eine kurze Erwähnung. Man ſieht
hieraus, daß die Beſchäftigung mit den Thieren als eine den Menſchen
ſehr nahe liegende angeſehen worden ſein muß, ſonſt hätten die Beiſpiele
aus dem Thierleben und die Hinweiſe auf Vorgänge bei Thieren in
Predigten kaum eine Wirkung auf die Zuhörer verſprechen können.
Wie ſchon im Phyſiologus an die Natur der Thiere angeknüpft wurde,
um einzelne Lehren der chriſtlichen Moral zu verdeutlichen, ſo wird hier
den Geiſtlichen eine förmliche Anleitung gegeben, wie ſie in „bildlicher
Weiſe“ die einzelnen Züge aus dem Leben der Thiere benutzen können.
Dabei wird auch noch der praktiſche und wohlmeinende Rath gegeben,
nicht die ganze Predigt mit ſolchen Gleichniſſen zu durchſetzen, ſondern
ſolche ſtets nur mit Urtheil, Auswahl und von Zeit zu Zeit anzuwenden.
Man ſoll auch zuweilen den Namen und ſonſtige Eigenſchaften des Thie-
res verſchweigen, um durch bloße Andeutungen noch wirkſamer zu ſein.
Von einem zoologiſchen Standpunkte aus iſt es von Intereſſe, das mit-
getheilte Thierſyſtem anzuſehen. Die Thiere werden in vollkommene
und unvollkommene getheilt. Letztere ſind die Zoophyten, nämlich
Schwämme, Seeneſſeln u. ſ. f.; die vollkommenen ſind entweder ver-
nünftig, Menſch, oder unvernünftig. Die unvernünftigen Thiere ha-
ben den Körper getheilt, d. h. der Erklärung nach, ihr Kopf bildet mit
dem Körper kein Continuum, ſondern berührt ihn nur, Inſecten, oder
ſie haben einen ungetheilten Körper. Und dieſe letzteren ſind entweder
Amphibien, oder andersartig (aut amphibium, aut aliud), d. h. auf
ein einziges Medium angewieſen, alſo Vierfüßer, Vogel, Fiſch, Kriech-
thiere. Von dieſer Eintheilung geht aber Franz in der Ausführung ab,
indem er die Zoophyten mit den übrigen Waſſerthieren im dritten Ab-
ſchnitt unter der Aufſchrift Fiſche vereinigt. Innerhalb der einzelnen
Theile geht der Verfaſſer die Thiere nach ihrer Größe durch und beginnt
mit dem größten. Es wird genügen, wenn noch erwähnt wird, daß
ebenſowohl der Phönix als der Drache unter den geſchilderten Thieren
erſcheint. Vom Drachen wird ganz ruhig erzählt: er hat drei Reihen
Zähne in jeder Kinnlade. Einige Drachen ſind ungeflügelt, andere haben
Flügel, aber nicht mit Federn, ſondern nur mit floſſenartigen Haut-

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[313/0324] Wolfgang Franz. oft gedruckt worden iſt, alſo in einem gewiſſen Sinne die zu ſeiner Zeit herrſchende Auffaſſung repräſentirt, eine kurze Erwähnung. Man ſieht hieraus, daß die Beſchäftigung mit den Thieren als eine den Menſchen ſehr nahe liegende angeſehen worden ſein muß, ſonſt hätten die Beiſpiele aus dem Thierleben und die Hinweiſe auf Vorgänge bei Thieren in Predigten kaum eine Wirkung auf die Zuhörer verſprechen können. Wie ſchon im Phyſiologus an die Natur der Thiere angeknüpft wurde, um einzelne Lehren der chriſtlichen Moral zu verdeutlichen, ſo wird hier den Geiſtlichen eine förmliche Anleitung gegeben, wie ſie in „bildlicher Weiſe“ die einzelnen Züge aus dem Leben der Thiere benutzen können. Dabei wird auch noch der praktiſche und wohlmeinende Rath gegeben, nicht die ganze Predigt mit ſolchen Gleichniſſen zu durchſetzen, ſondern ſolche ſtets nur mit Urtheil, Auswahl und von Zeit zu Zeit anzuwenden. Man ſoll auch zuweilen den Namen und ſonſtige Eigenſchaften des Thie- res verſchweigen, um durch bloße Andeutungen noch wirkſamer zu ſein. Von einem zoologiſchen Standpunkte aus iſt es von Intereſſe, das mit- getheilte Thierſyſtem anzuſehen. Die Thiere werden in vollkommene und unvollkommene getheilt. Letztere ſind die Zoophyten, nämlich Schwämme, Seeneſſeln u. ſ. f.; die vollkommenen ſind entweder ver- nünftig, Menſch, oder unvernünftig. Die unvernünftigen Thiere ha- ben den Körper getheilt, d. h. der Erklärung nach, ihr Kopf bildet mit dem Körper kein Continuum, ſondern berührt ihn nur, Inſecten, oder ſie haben einen ungetheilten Körper. Und dieſe letzteren ſind entweder Amphibien, oder andersartig (aut amphibium, aut aliud), d. h. auf ein einziges Medium angewieſen, alſo Vierfüßer, Vogel, Fiſch, Kriech- thiere. Von dieſer Eintheilung geht aber Franz in der Ausführung ab, indem er die Zoophyten mit den übrigen Waſſerthieren im dritten Ab- ſchnitt unter der Aufſchrift Fiſche vereinigt. Innerhalb der einzelnen Theile geht der Verfaſſer die Thiere nach ihrer Größe durch und beginnt mit dem größten. Es wird genügen, wenn noch erwähnt wird, daß ebenſowohl der Phönix als der Drache unter den geſchilderten Thieren erſcheint. Vom Drachen wird ganz ruhig erzählt: er hat drei Reihen Zähne in jeder Kinnlade. Einige Drachen ſind ungeflügelt, andere haben Flügel, aber nicht mit Federn, ſondern nur mit floſſenartigen Haut-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/324>, abgerufen am 22.11.2024.