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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der encyklopädischen Darstellungen.
nung. Die Schilderung der einzelnen Arten ist bei Jonston viel kürzer
zusammengedrängt, als bei seinen Vorgängern. Es findet sich hier
nicht die Spaltung des Textes in zahlreiche einzelne Rubriken, ebenso-
wenig wie der bei Gesner hervortretende Aufwand von Gelehrsamkeit.
Zwar werden reichlich Citate und Verweisungen auf andere Autoren
beigebracht; doch ist fast Alles weggelassen, was nicht zur Naturge-
schichte, Benennung und medicinischen Verwendung gehört. Das Letz-
tere spielt noch immer eine große Rolle und weist darauf hin, daß zwar
die Thiere nicht streng genommen als "Simplicia" den pflanzlichen
Heilmitteln an die Seite gestellt wurden, daß aber ihre Heilwirkung
doch noch immer ein Aushängeschild war, unter welchem Schriften
über das ganze Thierreich einen größeren Leserkreis zu finden glauben
durften. Eigene Beobachtungen sind kaum bei Jonston zu bemerken;
auch ist die von ihm geübte Kritik nicht schärfer als bei Aldrovandi.
Der allgemeine zoologische Standpunkt ist gleichfalls derselbe. Gattung
und Art haben noch keine andere Bedeutung erhalten, sie gelten auch
hier noch als Bezeichnungen für formale Unterordnung. Anatomische
Verhältnisse werden nur soweit berücksichtigt, als sie von den Gewährs-
männern dargeboten werden und sind nicht selbständig nachuntersucht
worden. In Bezug auf die Classification ist nur insofern ein Unter-
schied gegen Aldrovandi eingetreten, als Jonston bei der außerordent-
lichen Kürzung der ganzen Darstellung einige Abtheilungen schärfer
hervortreten läßt, ohne sie jedoch deutlicher zu charakterisiren. Von
einer etwaigen Verwendung anatomischer Merkmale ist nirgends etwas
Weiteres zu bemerken. Die Abbildungen sind die Gesner'schen und
Aldrovandi'schen, zu denen noch mehrere Originale und Copien, vor-
züglich aus Reisewerken (Marcgrav u. A.) kommen. Während aber
bis jetzt bei umfassenden Werken nur Holzschnitt angewendet war, er-
scheint hier (wie auch bei mehreren der später zu schildernden Special-
werke) der Kupferstich. Als Künstler wird auf dem Titel wie auf vielen
Tafeln Matthias Merian (der jüngere) angegeben32). Die Figuren

32) Sohn des, durch die
Herausgabe der Topographien bekannten Matth.
Merian
(1593-1650). Er war 1621 geboren und starb 1687. Er ist der Bruder
der durch ihre naturhistorischen Abbildungen bekannten Maria Sibylle Merian.

Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
nung. Die Schilderung der einzelnen Arten iſt bei Jonſton viel kürzer
zuſammengedrängt, als bei ſeinen Vorgängern. Es findet ſich hier
nicht die Spaltung des Textes in zahlreiche einzelne Rubriken, ebenſo-
wenig wie der bei Gesner hervortretende Aufwand von Gelehrſamkeit.
Zwar werden reichlich Citate und Verweiſungen auf andere Autoren
beigebracht; doch iſt faſt Alles weggelaſſen, was nicht zur Naturge-
ſchichte, Benennung und mediciniſchen Verwendung gehört. Das Letz-
tere ſpielt noch immer eine große Rolle und weiſt darauf hin, daß zwar
die Thiere nicht ſtreng genommen als „Simplicia“ den pflanzlichen
Heilmitteln an die Seite geſtellt wurden, daß aber ihre Heilwirkung
doch noch immer ein Aushängeſchild war, unter welchem Schriften
über das ganze Thierreich einen größeren Leſerkreis zu finden glauben
durften. Eigene Beobachtungen ſind kaum bei Jonſton zu bemerken;
auch iſt die von ihm geübte Kritik nicht ſchärfer als bei Aldrovandi.
Der allgemeine zoologiſche Standpunkt iſt gleichfalls derſelbe. Gattung
und Art haben noch keine andere Bedeutung erhalten, ſie gelten auch
hier noch als Bezeichnungen für formale Unterordnung. Anatomiſche
Verhältniſſe werden nur ſoweit berückſichtigt, als ſie von den Gewährs-
männern dargeboten werden und ſind nicht ſelbſtändig nachunterſucht
worden. In Bezug auf die Claſſification iſt nur inſofern ein Unter-
ſchied gegen Aldrovandi eingetreten, als Jonſton bei der außerordent-
lichen Kürzung der ganzen Darſtellung einige Abtheilungen ſchärfer
hervortreten läßt, ohne ſie jedoch deutlicher zu charakteriſiren. Von
einer etwaigen Verwendung anatomiſcher Merkmale iſt nirgends etwas
Weiteres zu bemerken. Die Abbildungen ſind die Gesner'ſchen und
Aldrovandi'ſchen, zu denen noch mehrere Originale und Copien, vor-
züglich aus Reiſewerken (Marcgrav u. A.) kommen. Während aber
bis jetzt bei umfaſſenden Werken nur Holzſchnitt angewendet war, er-
ſcheint hier (wie auch bei mehreren der ſpäter zu ſchildernden Special-
werke) der Kupferſtich. Als Künſtler wird auf dem Titel wie auf vielen
Tafeln Matthias Merian (der jüngere) angegeben32). Die Figuren

32) Sohn des, durch die
Herausgabe der Topographien bekannten Matth.
Merian
(1593-1650). Er war 1621 geboren und ſtarb 1687. Er iſt der Bruder
der durch ihre naturhiſtoriſchen Abbildungen bekannten Maria Sibylle Merian.
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[300/0311] Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. nung. Die Schilderung der einzelnen Arten iſt bei Jonſton viel kürzer zuſammengedrängt, als bei ſeinen Vorgängern. Es findet ſich hier nicht die Spaltung des Textes in zahlreiche einzelne Rubriken, ebenſo- wenig wie der bei Gesner hervortretende Aufwand von Gelehrſamkeit. Zwar werden reichlich Citate und Verweiſungen auf andere Autoren beigebracht; doch iſt faſt Alles weggelaſſen, was nicht zur Naturge- ſchichte, Benennung und mediciniſchen Verwendung gehört. Das Letz- tere ſpielt noch immer eine große Rolle und weiſt darauf hin, daß zwar die Thiere nicht ſtreng genommen als „Simplicia“ den pflanzlichen Heilmitteln an die Seite geſtellt wurden, daß aber ihre Heilwirkung doch noch immer ein Aushängeſchild war, unter welchem Schriften über das ganze Thierreich einen größeren Leſerkreis zu finden glauben durften. Eigene Beobachtungen ſind kaum bei Jonſton zu bemerken; auch iſt die von ihm geübte Kritik nicht ſchärfer als bei Aldrovandi. Der allgemeine zoologiſche Standpunkt iſt gleichfalls derſelbe. Gattung und Art haben noch keine andere Bedeutung erhalten, ſie gelten auch hier noch als Bezeichnungen für formale Unterordnung. Anatomiſche Verhältniſſe werden nur ſoweit berückſichtigt, als ſie von den Gewährs- männern dargeboten werden und ſind nicht ſelbſtändig nachunterſucht worden. In Bezug auf die Claſſification iſt nur inſofern ein Unter- ſchied gegen Aldrovandi eingetreten, als Jonſton bei der außerordent- lichen Kürzung der ganzen Darſtellung einige Abtheilungen ſchärfer hervortreten läßt, ohne ſie jedoch deutlicher zu charakteriſiren. Von einer etwaigen Verwendung anatomiſcher Merkmale iſt nirgends etwas Weiteres zu bemerken. Die Abbildungen ſind die Gesner'ſchen und Aldrovandi'ſchen, zu denen noch mehrere Originale und Copien, vor- züglich aus Reiſewerken (Marcgrav u. A.) kommen. Während aber bis jetzt bei umfaſſenden Werken nur Holzſchnitt angewendet war, er- ſcheint hier (wie auch bei mehreren der ſpäter zu ſchildernden Special- werke) der Kupferſtich. Als Künſtler wird auf dem Titel wie auf vielen Tafeln Matthias Merian (der jüngere) angegeben 32). Die Figuren 32) Sohn des, durch die Herausgabe der Topographien bekannten Matth. Merian (1593-1650). Er war 1621 geboren und ſtarb 1687. Er iſt der Bruder der durch ihre naturhiſtoriſchen Abbildungen bekannten Maria Sibylle Merian.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/311>, abgerufen am 25.11.2024.